Biographie

Langhans, Carl Gotthard

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Architekt
* 15. Dezember 1732 in Landeshut/Schlesien
† 1. Oktober 1808 in Grüneiche bei Breslau

1732 wurde dem Rektor des Gymnasiums in der Residenz des damaligen schlesischen Fürstentums Schweidnitz ein Sohn geboren, Carl Gotthard Langhans. Erst als 20-Jähriger begann dieser ein Studium der Theologie und Sprachen an der Universität Halle, betrieb aber nebenbei schon Architekturstudien. In Breslau verdingte sich Langhans 1756 als Hauslehrer beim Grafen Matuschka, beschäftigte sich aber in den folgenden Jahren intensiv mit der Baukunst. Durch Vermittlung des Breslauer Domherrn Matuschka, einem Bruder von Langhans’ Schüler, kam es 1764 zum Auftrag für einen Entwurf zum Bau der evangelischen Friedenskirche in Glogau, der dann verändert ausgeführt wurde. Nach einem Entwurf von Langhans für ein Stadtpalais ließ die Familie Hatzfeld den Bau 1766-1768 in Breslau errichten; durch den Tod des Bauherrn blieb der Innenausbau allerdings unvollendet. Der Baumeister wurde weiter empfohlen, und schon 1766 war Langhans in Rheinsberg beim Prinzen Heinrich von Preußen, dem Bruder Friedrichs d.Gr., und erstellte die Pläne für die Umgestaltung von Treppenhaus, Speisesaal und Bibliothek, die bis 1769 frühklassizistisch ausgeführt werden sollten. 1775 wurde Langhans zum Oberbaurat der preußischen Provinz Schlesien ernannt, zuständig für Hochbauten, Wasser- und Wegebau. Unter Gouverneur Graf Hoym wurde er Leiter der Kriegs- und Domänenkammer in Breslau und unternahm zahlreiche Studienreisen nach Holland, Belgien, Frankreich und England, wo er vor allem Wasser- und Gartenanlagen und Fabriken besichtigte.

1777 heiratete Langhans Anna Elisabeth Jäger, die Tochter des Breslauer Juristen Ernst Gottlieb Jäger; 1781 wurde der Sohn Carl Ferdinand Langhans geboren, der später in die Fußstapfen des Vaters treten sollte. Die Familie wohnte in Breslau gegenüber dem Palais Hatzfeld, in der Albrechtstraße 18. Langhans ließ eine eigene Kalkbrennerei errichten, die ihn zum reichen Mann machte. Er errichtete 1780 eine Kaserne in Brieg, 1782 in Breslau das später abgerissene Schauspielhaus, evangelische Kirchen in Waldenburg und Groß-Wartenberg, am Rossmarkt in Breslau ein Wohnhaus für Gideon von Palachy, bei Lissa Schloss Pawlowitz für Graf Mielzyns.

1786 übersiedelte die Familie in die preußische Hauptstadt nach Berlin. In der Akademie der Künste traf Langhans auf seine Konkurrenten Gontard und Erdmannsdorff. Für Friedrich Wilhelm II. erstellte er die Pläne für den Innenumbau der Staatsoper; eine neue Zeit hatte begonnen. Sein Entwurf von 1787 für die Turmbekrönung der Marienkirche in Berlin in neogotischer Form wurde 1790 ausgeführt und ist noch heute beliebtes Fotomotiv. Auch die Kolonnaden von 1787 in der Mohrenstraße in Berlin haben die Zeiten überdauert, sind heute allerdings zur Front eines Ministeriums geworden. 1788 ernannte der preußische König Langhans zum Geheimen Kriegsrat und Direktor des Oberhofbauamtes. In dieser Eigenschaft legte der Baumeister nicht nur die Straße nach Klein-Glienicke und Potsdam an, sondern baute auch 1788-1790 das Belvedere im Schlosspark Charlottenburg und ließ den dortigen Theaterbau errichten, der 1900 aufgehoben wurde. Erhalten ist als Architekturjuwel die Tierarzneischule (Anatomisches Theater) in der Luisenstraße in Berlin, ein runder Hörsaal mit amphitheaterförmig ansteigenden Sitzreihen unter einer Kuppel.

An der Nahtstelle zwischen dem alten Zentrum Berlins und dem repräsentativen Erholungsgebiet Tiergarten entstand von Langhans 1789-1791 der monumentale Westabschluss der Raumanlage Unter den Linden und deren Blickpunkt: das Brandenburger Tor. Langhans hatte sich an den Propyläen der Akropolis von Athen orientiert. In den Jahren der Französischen Revolution schuf er das erste monumentale Bauwerk einer neuen, vom Bürgertum bestimmten Zeit in Deutschland. Wuchtig und streng verkörpert das Brandenburger Tor einen revolutionär bürgerlichen Klassizismus. Es wurde, eine Generation vor Karl Friedrich Schinkel, zu einem der bedeutendsten Bauwerke des Klassizismus. Langhans wollte soviel Verbindung zwischen Stadt und Grünem wie möglich schaffen. Der Mittelteil – 65 m breit, 11 m tief, 26 m hoch – besteht aus 12 Sandsteinsäulen, untereinanderpaarweise durch Querwände verbunden, so dass fünf breite Durchgänge entstanden. Hierüber erhebt sich ein mächtiges Querteil mit einer gestuften Plattform, die der von Gottfried Schadow geschaffenen Quadriga als Postament dient. Auf einem Viergespann bringt Viktoria den Frieden in die Stadt. Das Brandenburger Tor von Carl Gotthard Langhans ist Friedenstor, nicht Siegestor.Nach den Befreiungskriegen wurde diese Sinngebung zum Triumphtor umgedeutet. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist das Brandenburger Tor Symbol der deutschen Geschichte, wurde zum Mahnmal der der deutschen Einheit, und ist heute neben dem Kölner Dom das weltweit bekannteste deutsche Bauwerk.

1791 wurde Langhans für den Innenausbau des von Carl von Gontard errichteten Marmorpalais Friedrich Wilhelms II. in Potsdam herangezogen; gleichzeitig formte er den Festsaal im Schloss Bellevue, heute Sitz des Bundespräsidenten. Wenig Glück war dem 1798-1902 auf dem Gendarmenmarkt in Berlin errichteten Nationaltheater beschieden, das schon 1817 abbrannte und Jahre später durch Schinkels geniales Schauspielhaus ersetzt wurde. Langhans zog zurück nach Schlesien und verstarb 1808 in Grüneiche bei Breslau. Er zählt mit Andreas Schlüter, Karl Friedrich Schinkel und Knobelsdorff zu den ganz großen preußischen und deutschen Architekten.

Bild:Kulturstiftung.

Wolfgang Schulz