Biographie

Lietz, Hermann

Herkunft: Pommern
Beruf: Pädagoge, Schulreformer
* 28. April 1868 in Dumgenewitz/Rügen
† 12. Juni 1919 in Haubinda

Dem Gutsbesitzer, Vater von acht Kindern, er­schien das damalige Spielzeug für die Erziehung dieser Kinderschar nicht geeignet. Seine Kinder sollten spielen, aber im Spiele sollten sie, ohne daß sie es merkten, schon Ansätze wertvoller Arbeit in sich aufnehmen. Jedes be­kam eine Aufgabe im Bereiche eines abgegrenzten Stückes Land für die Betätigung auf vielen Gebieten wie Pflanzenanbau, Tierpflege, Bastelarbeiten und anderen. In diesem Geiste wuchs Hermann Lietz auf, und das geschah in Dumgenevitz auf der Insel Rügen. Der Besuch der Gymnasien Greifswald und Stralsund wurde für ihn eine sein ganzes Wesen erschütternde Enttäuschung: „Von einer Kunst der Erziehung, von Liebe zur Jugend und Sorgsamkeit für sie, war kein Hauch zu verspüren“, schrieb er später in seinen Erinnerungen. Hier kam ihm die Grunder­kenntnis für jedes erfolgreiche Erziehungswesen: das ei­gene Vorbild, wie es ihm der Vater gewesen war. Schon auf der Schule regte sich daher in ihm der heiße Wunsch, an der völligen Wandlung des damaligen Erziehungs­wesens mitzuhelfen. Allmählich sah er ein Idealbild der Schule in der Gestalt des Landerziehungsheimes. Das erste dieser Heime gründete er in Ilsenburg im Harz, es folgten die Heime in Haubinda und Bieberstein. Heim­gemeinschaft wie in der Familie und Landverbundenheit wie in Dumgenevitz waren die Grundlagen dieser Schöp­fungen mit dem Ziele der Opferbereitschaft für den anderen, Dienst am Volksganzen im altpreußischen Sinne als höchste Tugend. So meldete er sich, bereits 46jährig, als Kriegsfreiwilliger. Sein Hauptwerk: „Die deutsche Nationalschule“ (1911). Einer schweren Krankheit, die er sich im Felde zugezogen hatte, erlag er am 12. Juni 1919 in Haubinda. Seine Gedanken fanden auch jenseits der deutschen Grenze in England und Frankreich leb haften Widerhall, wie u. a. das 1928 in Paris erschienene Buch „Trois Pionniers de L‘Éducation nouvelle“ von A. Ferrière beweist, in dem sich eine 80 Seiten deckende Darstellung des Schaffens von Hermann Lietz befindet.

(1969)