Der Schulreformer und Pädagoge wurde als Sohn eines Gutsbesitzers auf Rügen geboren. Als Schüler von Eucken und Rein befaßte sich der angehende Theologe in Jena mit den pädagogischen Theorien Herbarts. Er wurde Oberlehrer an der Universitätsschule und gründete unter dem Einfluß Fichtescher Ideen im Jahre 1898 in Ilsenburg (Harz) das erste Landerziehungsheim, das die Unterstufe aufnahm. Es folgten die Heime in Haubinda (1901, Mittelstufe) und Bieberstein (1904, Oberstufe). Heimgemeinschaft und Landverbundenheit sind die Grundideen seiner Schöpfung. Lietz sieht das Ideal der Lebensführung in einer Reform des Lebens, die sich mit dem geistigen Erbe des Preußenturns zu einem einfachen, dienstwilligen Stil des Daseins verbindet. Ihm schwebte die Gründung einer einheitlichen deutschen Nationalschule vor (Die deutsche Nationalschule, 1911). Er meldet sich freiwillig im ersten Weltkrieg, zog sich eine schwere Krankheit zu, der er erlag. Nach seinem Tode entstand (1920) die „Stiftung Deutscher Landerziehungsheime, Hermann-Lietz-Schule“. Die Lebenserinnerungen des großen Pädagogen wurden von A. Andresen herausgegeben.
(1968)