Biographie

Lipták, Johann

Herkunft: Karpatengebiet
Beruf: Historiker
* 13. Dezember 1889 in Felka/ Zips
† 18. Dezember 1958 in Warstein/ Westfalen

Johann Lipták, der dritte von fünf Söhnen eines Baugeschäfts- und Sägewerksbesitzers, besuchte die Unterstufe des Gymnasiums in Kesmark und nach dem Tode seines Vaters die Oberstufe in Zipser Neudorf, wo er mit „sehr gut“ die Reifeprüfung bestand. 1907 kam Liptak an das Eötvös-Kollegium, ein wissenschaftliches Institut für besonders begabte Studenten und belegte Latein und Geschichte an der Budapester Universität. Seine Studien schloß er 1911 mit dem Doktorat der Philosophie (Dissertation „Geschichte der Türkensteuer in Siebenbürgen im 16. und 17. Jahrhundert“) und mit der Lehramtsprüfung ab. Von 1911 bis zur Evakuierung der Schule unterrichtete er Latein und Geschichte am evangelischen Gymnasium in Kesmark.

Als nach dem Weltkrieg die Existenz des Gymnasiums gefährdet war, hatte er als Mitglied des Patronats der Schule zusammen mit Direktor Karl Bruckner das neue Lyzealstatut erstellt, das nach dem Vertrag des Patronats mit der tschechoslowakischen Regierung notwendig war. Außerdem war er in mehreren Gremien ehrenamtlich tätig (Presbyter der evang.  Kirchengemeinde, Ehrenmitglied des Karpaten Vereins, Aufsichtsrat der Zipser Bank usw.). Seine große Liebe galt aber immer der Geschichtsforschung. Er war mehr als ein Heimatforscher, weil er seine geschichtlichen Arbeiten immer in die großen kulturellen Zusammenhänge der europäischen Kultur stellte. Darum trieb er Quellenstudium, ordnete das Lyzealarchiv und leitete die Neuordnung der Stadtarchive von Kesmark und Leibitz. Im Jahre 1940 übernahm er die Leitung des neuerrichteten Institutes für Heimatforschung in Kesmark und veranstaltete die Karpatendeutschen Hochschulwochen (1942, 1943) deren Ergebnisse: „Deutschtumsfragen im Nordkarpatenraum“ in zwei Bänden vorliegen. In Anerkennung seiner Verdienste wurde er mit dem Prinz-Eugen-Preis ausgezeichnet.

Im September 1944 wurde das Kesmarker Gymnasium evakuiert. Prof. Lipták teilte das Los mit den Millionen von Vertriebenen. Trotz seiner seit Jahren angegriffenen Gesundheit wurde er auf Verleumdung hin vom amerikanischen CIC verhaftet und 10 Monate in Untersuchungshaft gehalten. Für den schwer Erkrankten war eine Übernahme in den Schuldienst nicht möglich. In Warstein/ Westfalen lebte er lange Jahre von der Wohlfahrtsunterstützung.

Aber auch in den schweren Zeiten nach Kriegsende blieb Dr. Lipták ein Helfer seiner Landsleute; er wurde der weltliche, Pfarrer D. Alexy der geistliche Leiter des Evangelischen Hilfskomitees für die Slowakeideutschen. Daneben hatte er seine wissenschaftliche Arbeit nicht aufgegeben. Er war Herausgeber der ersten 10 Bände des Karpaten-Jahrbuches und war an der Dokumentation der Vertreibung der Karpatendeutschen sehr interessiert. Von seinen Werken sind vor allem zu nennen: „Die Geschichte des evang. Distriktuallyzeums A.B. in Kesmark“, 1933; „Urgeschichte und Besiedlung der Zips“, 1935; „Das Rote Kloster und Frater Cyprianus“, 1937; „Alchimisten, Goldsucher und Schatzgräber in der Zips“, 1938, sowie zahlreiche Aufsätze in den Zeitschriften „Karpatenland“, „Karpaten-Jahrbuch“, „Südostforschungen“ u.a.m.

Lit.: A. Hudak/ L. Guszak, Karpatendeutsche Lebensbilder, Erlangen 1971, S. 107-110.