Biographie

Loeffke, Ernst Ludwig Hans

Herkunft: Ostpreußen
Beruf: Forstmeister
* 3. Mai 1906 in Tilsit/Ostpr.
† 11. Dezember 1974 in Lüneburg

Hans Ludwig (so der Rufname) Loeffke, Sohn des Landgerichtspräsidenten Ernst Gustav Loeffke und der Elisabeth Loeffke, geb. Harich, stammte aus einer Familie, die seit 1620 in Ostpreußen nachgewiesen ist. Nach dem Abitur am Gymasium in Tilsit (1925) wollte er Forstwissenschaft studieren. Zunächsterwarb er ab dem Wintersemester 1925/26 die für das forstwissenschaftliche Examen notwendigen juristischen Kenntnisse an der Universität Königsberg, wo er, wie mehrere Generationen seiner Familie vor ihm, in das Corps Littuania eintrat. Ab dem Sommersemester 1927 studierte er in Eberswalde, wurde gleich nach dem ersten Staatsexamen (18. April 1931) als Forstreferendar in den preußischen Staatsdienst übernommen und war bis 1945 im Reichsforstamt Berlin tätig. Während seiner Referendarzeit diente er freiwillig bei der Reichswehr (1934/35). Bei Kriegsausbruch 1939 meldete er sich freiwillig zur Wehrmacht. Er kämpfte in Frankreich und Norwegen und machte später den Rußlandfeldzug mit, zuletzt als Hauptmann der Reserve (Eisernes Kreuz 1. Klasse). Nach kurzer englischer Kriegsgefangenschaft wurde er nach Lüneburg entlassen. Wie viele andere fand er keine Verwendung mehr im Forstdienst, erhielt zwar den Status eines Beamten zur Wiederverwendung, wurde aber schon mit dem 31. Juli 1958 als Forstmeister in den Ruhestand überführt.

Als die Vertriebenen sich in Landsmannschaften zu organisieren begannen, gründete er 1948 mit sechs weiteren Ostpreußen auf Bundesebene die „Landsmannschaft Ostpreußen“ (LMO). In Niedersachsen gehörte er ebenfalls zu den Gründern der LMO und auch des „Bundes der Vertriebenen“. Nachdem Loeffke als Mitglied des Bundesvorstandes der LMO 1953 auf deren Bundestreffen in Bochum eine viel beachtete ostpreußische Jagdausstellung durchgeführt hatte, beauftragte ihn der damalige Hauptgeschäftsführer des Deutschen Jagdschutzverbandes, Oberstjägermeister a.D. Ulrich Scherping, auf der Internationalen Jagdausstellung in Düsseldorf 1954 die Jagdschau „Deutscher Osten“ aufzubauen.

In Düsseldorf entstand die Idee, eine museale Dokumentation über Ostpreußen zu schaffen. Die Vereinigung „Ostpreußisches Jagdmuseum – Wild, Wald und Pferde Ostpreußens e.V.“ wurde 1956 in Lüneburg gegründet. Vier Jahre nach der Gedenkschau inDüsseldorf hatte Loeffke soviel Ausstellungsgut zusammengetragen, daß am 7. Dezember 1958 das Museum der Vereinigung im „Alten Kaufhaus“ in Lüneburg eröffnet werden konnte. Schon ein Jahr später, in der Nacht vom 22. auf den 23. Dezember 1959, wurde es durch Brandstiftung vernichtet. Außer vier anderen Geweihen hatte nur der sog. „U-Boot-Hirsch“, der 1945 aus dem eingeschlossenen Danzig – am Kommandoturm eines U-Boots befestigt – gerettet worden war, den Brand überstanden.

Aberbereits in der Brandnacht wurde im engsten Kreis der Entschluß gefaßt, das Museum wieder aufzubauen. „Es ist nicht Ostpreußenart“, schrieb Loeffke, „einen derartigen Schicksalsschlag tatenlos hinzunehmen.“ Zielstrebig ging er erneut ans Werk. Kostbare Erinnerungsstücke konnte er für das Museum sicherstellen, die ideelle und materielle Unterstützung durch Landsleute und viele Ostpreußen Verbundene war groß. Fünf Jahre nach dem Brand konnte am 17. und 18. Oktober 1964 das Museum, nun in einem alten Lüneburger Patrizierhaus untergebracht, wiedereröffnet werden. Bereits nach abermals fünf Jahren wurde im Sommer 1969 der erste Erweiterungsbau der Öffentlichkeit übergeben, und nach weiteren fünf Jahren, am 3. November 1974, erfuhr das Museum durch den baulichen Anschluß an ein Fachwerkhaus eine zweite Erweiterung, wobei – so Loeffke in seiner Einweihungsrede – „wir die durchaus berechtigte Hoffnung vertreten, das Museum in absehbarer Zeit nochmals räumlich, damit auch themenmäßig erweitern zu können und in seiner Ausstrahlungskraft noch aussagefähiger zu machen.“ Fünf Wochen nach dieser Rede starb Loeffke.

„Wer Hans Ludwig Loeffke jedoch nur mit Ostpreußen und dessen Jagdmuseum in Lüneburg verbunden sieht, der verkennt leicht, daß dieser landsmannschaftliche Bezug für ihn niemals Selbstzweck gewesen ist. Die Pflege des ostdeutschen Kulturgutes war für ihn nicht nur Bekenntnissache, sondern die sein ganzes Leben bestimmende Aufgabe. … Mit dem unermüdlichen Einsatz für die Verfolgten hat er nicht nur den Interessen der ostdeutschen Vertriebenen gedient, sondern auch ganz Deutschland,“ schrieb Dr. Robert Müller-Sternberg über ihn.

Mit dem Tod von Loeffke ging nicht nur eine wichtige Periode des „Ostpreußischen Jagdmuseums“ zu Ende, sondern wohl auch der musealen Dokumentation über Ostpreußen überhaupt. Auf ehrenamtlicher Basis war aus dem Nichts ein Stück lebendiges Ostpreußen geschaffen, was den Besucher in einer Einmaligkeit umgab, die vom „Ostpreußischen Landesmuseum“, in dem das „Ostpreußische Jagdmuseum“ aufgegangen ist, nach Ansicht mancher Besucher noch nicht wieder erreicht worden ist. In der Würdigung von Leben und Werk von Loeffke wurde der Name des 1965 gegründeten Fördererkreises „Ostpreußisches Jagdmuseum e.V.“ 1989 durch den Zusatz „Hans Ludwig Loeffke Gedächtnisvereinigung“ ergänzt.

Lit.: Dieser Beitrag wurde aus der Altpreußischen Biographie, hrsg. im Auftrage der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung von Klaus Bürger, Bd. 5, 1. Lieferung, Marburg/Lahn 2000, S. 1637f., übernommen.

Bild: Privatarchiv Dr. Barbara D. Loeffke.

Albrecht Stein von Kamienski