Biographie

Löhr, Alexander

Herkunft: Donaugebiet
Beruf: Generaloberst
* 20. Mai 1885 in Turn-Severin/Rumänien
† 16. Februar 1947 in Jugoslawien

Des Heerführers Vater stammte aus Mainz. Er war Rheinschiffer. Gegen Ende der siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts vertauschte er den Rhein mit der Donau. Alexander, genannt Sascha, wurde am 20. Mai 1885 zu Turn-Severin im heutigen Rumänien geboren. Die Oberschule besuchte er zu Pancsowa, einem Ort, der seit 1918 zu Jugoslawien gehört. Damals lagen beide Städte in der ungarischen Reichshälfte der Doppelmonarchie. Löhr bezog die Pflanzstätte des k.u.k. Offizierskorps, die Theresianische Militär-Akademie zu Wiener Neustadt. Als Leutnant wurde er zum 85. ungar. Infanterieregiment ausgemustert. Sogleich begann er sich auf die Generalstabslaufbahn vorzubereiten. Der Beginn des Ersten Weltkriegs sah den jungen Hauptmann in der Operationsabteilung der k.u.k. 5. Armee. Hochausgezeichnet beendet Alexander Löhr den Ersten Weltkrieg als Bataillonskommandant. Nach dem Zusammenbruch trat Löhr in den Dienst des österr. Bundesheeres. Er hatte dem technischen Fortschritt seit jeher aufgeschlossen gegenübergestanden. Nichts lag somit näher, als sich der Fliegerei zuzuwenden. In den folgenden Jahren wurde Oberstleutnant Löhr stellvertretender Vorstand der Abteilung 5/1 (Luft). Seit 1936 war er Kommandant der österr. Luftstreitkräfte mit dem Range eines Generalmajors. Nach dem Anschluß, März 1938, wurde Löhr sogleich in die Deutsche Luftwaffe übernommen. Er war deren Kommandierender General in Österreich.

Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Löhr der Oberbefehl über die Luftflotte 4 übertragen, die er mit außergewöhnlichem Erfolg in Polen, auf dem Balkan und in Rußland führte. Im Mai 1941 wurde Löhr als erster Österreicher innerhalb der Deutschen Wehrmacht zum Generaloberst befördert. 1942, als die endgültige Eroberung der Krim bewerkstelligt werden sollte, kam es zum Gegensatz zwischen dem Generaloberst und seiner übergeordneten Dienststelle. Löhr war der Meinung, daß seine Luftflotte zu rücksichtslos eingesetzt würde. Der Generaloberst wurde durch den General v. Richthofen ersetzt und am 1. August 1942 zum OB Südost ernannt. Im folgenden Jahr wurde der Oberbefehl Südost an den GFM v. Weichs gegeben. Löhr wurde mit der Führung der Heeresgruppe E betraut.

Endlich im Herbst 1944 wurde der Befehl zum Rückzug aus Griechenland erteilt. Die drei Korps mußten zuerst durch das Gebiet griechischer und albanischer Partisanen, sodann wurden sie von den mittlerweile zu den Russen geschwenkten Bulgaren angegriffen. Den Weg durch Serbien verlegte Tito. Dennoch erreichte der Generaloberst mit 10 Divisionen Ende November 1944 Sarajewo. Gegen den starken Druck war Bosnien nicht zu halten. Die letzte großangelegte Aktion im Januar 1945 ist der Angriff auf den Kessel von Pozega gewesen. Ende März erhielt der Generaloberst wieder den Oberbefehl Südost, nachdem ihm am 23. Januar 1945 das Eichenlaubs verliehen worden war. Der Heerführer versuchte, die ihm Anvertrauten möglichst vollzählig nach deutschen Gebieten zu bringen. Er führte den Rückzug mit erstaunlichem Geschick und größter Wendigkeit. Der letzte Widerstand war auf der Linie Marburg-Cilli geplant. Am 2. Mai befand sich Löhr noch in Agram. Vier Tage danach gab GFM Keßelring Generafoberst Löhr und General d. Art de Angelis, der auch dem österr. Bundesheer entstammte, in Graz die Kapitulation der Deutschen Wehrmacht bekannt. Löhr geriet durch die vorzeitig gezogene Demarkationslinie der Engländer mit Teilen seiner Truppen in jugoslawische Kriegsgefangenschaft. Nach einem sogenannten Prozeß wurde der letzte Oberbefehlshaber Südost, Generaloberst Alexander Löhr, als „Kriegsverbrecher“ am 16. Februar 1947 hingerichtet.

Generaloberst Alexander Löhr, hochgebildet und besonders sprachbegabt, war nicht nur ein hervorragender und hochbewährter Soldat, sondern auch eine untadelige, beliebte Persönlichkeit von klarem Charakter und ritterlicher Wesensart, der im deutschen Soldatentum stets einen Ehrenplatz einnehmen wird.

aus: Deutscher Soldatenkalender 1962, Schild-Verlag, München.