Biographie

Lowag, Josef

Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Schriftsteller
* 18. September 1849 in Einsiedel, Freudenthal/Österr.-Schlesien
† 14. März 1911 in Würbenthal/Freudenthal

Als Leopold Wolfgang Rochowanski im Jahre 1912 unter dem Titel Hämetgsang eine Sammlung von Mundartgedichten und -erzählungen herausgab – wohl die erste sudetenschlesische An­thologie -, dürfte er keinen Augenblick gezögert haben, Josef Lowag in diese Publikation einzubeziehen. In der Tat erfreute sich dieser volkstümliche Schriftsteller schon damals großer Beliebtheit, genoß Ansehen auch unter den Fachleuten und gilt nunmehr ebenso wie Viktor Heeger als einer der Repräsentan­ten des sudetenschlesischen Schrifttums – mit starker Betonung des Mundartlichen.

Josef Lowag wurde als Sohn des Zeugschmiedes und Drahtzie­hers Josef Lowag und seiner Ehefrau Rosalia geboren. Nach­dem die Eltern „Haus und Hof verkauft hatten, ließen sie sich in der Siedlung Wolfseifen der Gemeinde Buchbergsthal nie­der. Nach dem Besuch der Volksschule in Buchbergsthal be­gann Josef Lowag als Dreizehnjähriger seine berufliche Aus­bildung in einem Eisenwerk. In einer betriebseigenen Bergbau-und Hüttenschule und in eifrigem Selbststudium erwarb er solide montanistische Kenntnisse, so daß er später erfolgreich selbständig arbeiten konnte und außerdem zahlreiche Abhand­lungen als Montangeologe veröffentlichte, die in den einschlägigen Fachzeitschriften Österreichs und des Deutschen Reiches erschienen (zwischen 1884 und 1906). Im Jahr 1870 kauften! Lowags Eltern das Haus Nr. 183 in der Koloniegasse zu Würbenthal, in dem sie mit ihren fünf Kindern eine neue Heimstatt fanden.

Am 6. November 1876 heiratete Josef Lowag die aus Rückers im Glatzer Ländchen stammende Albertina Hatscher, die aller­dings bei den Großeltern in Einsiedel aufgewachsen war. Die Ehe war jedoch von tragischen Ereignissen überschattet. Eine Tochter starb bereits im Kindesalter. Der ältere Sohn, Bildhau­er und Maler, erlag nach kurzer Krankheit 27jährig 1904 einer Darminfektion. Bald nach dessen Tod erkrankte Josef Lowag, der Vater, selbst lebensgefährlich an Typhus. Er wurde aufop­ferungsvoll von seiner Tochter Anselma (Selma) gepflegt, durfte auch genesen, doch das 19jährige Mädchen hatte sich infiziert und fiel der Krankheit zum Opfer. Josef Lowag scheint sich von diesen und anderen Schicksals­schlägen nicht mehr ganz erholt zu haben, zumal man ihm seine literarische Anerkennung neidete und seine montanistischen Unternehmungen wirtschaftliche Rückschläge mit sich brach­ten. Hinzu kam der Kummer mit seinem Sohn Alois Franz Lo­wag (1879-1968), der durch allerlei Mißhelligkeiten die fami­liäre Eintracht störte (und ihn als einziges seiner Kinder überle­ben sollte).

In den Herzen seiner Leser wie unter den Auspizien der Li­terarhistoriker hat sich Josef Lowag einen festen Platz gesi­chert. Als Erzähler hinterließ er ein verhältnismäßig umfassen­des Lebenswerk, das ihn als heimatverbundenen Sohn des Alt­vaterlandes ausweist. Er sammelte Heimatsagen, ließ bei ihrer Wiedergabe jedoch nicht selten seiner Phantasie freien Lauf, verfaßte heimatgeschichtliche Darstellungen, schrieb Erzählun­gen aus dem harten Daseinskampf seiner Mitmenschen, trieb volkskundliche Studien und setzte sich für die Erhaltung des Volkstums ein; er schilderte die Schönheit seiner geliebten Hei­mat und förderte den aufkeimenden Tourismus. Die Titel seiner Bücher lassen meistens auf den für sein Schaffen charakte­ristischen Inhalt schließen. Nötigenfalls nehme man den Un­tertitel zu Hilfe. Als Beispiel seien genannt: Geschichten vom Förster Benedix, mundartliche Humoresken aus dem Jägerle­ben des Altvatergebirges, die zweifellos die Spitzenposition unter den Publikationen Josef Lowags einnehmen und mit denen sich der Verfasser einreiht in die Riege der literarischen Vertre­ter der einzelnen deutschen Landschaften zwischen dem Schwarzwald und der Ostsee, zwischen Friesland und dem Ost­sudetenland, das ebenfalls einst eine deutsche Landschaft war.

Werke: Führer für Würbenthal und Umgebung (1888). – Der Klausner von Engelsberg (Begebenheiten aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, 1889). – Altvatersagen (1890, 6. Auflage 1965). – Schlesi-sche Volks- und Bergrnannssagen (1903). – Illustrierter Führer durch das Sudetengebirge, dessen Kurorte, Heilanstalten und Sommerfri­schen (1903, 3. Auflage 1909). – Sagen und Geschichten aus dem Alt­vatergebirge (1904). – Aus der Heimat (Mundarterzählungen, 1907, 4. Auflage 1961). – Eichenlaub und Tannenreis (Erzählungen aus der Quadenzeit, 1908). – Geschichtla vom Förster Benedix (1910, 4. Auf­lage 1962: Geschichten vom Förster Benedix). – Schuld und Sühne (Roman, 1920).

Lit.: Arno Lubos: Geschichte der Literatur Schlesiens, H. Band, Mün­chen 1967. – Josef Walter König: Heimat im Widerschein, Heiden­heim an der Brenz 1978, mit der Abhandlung: Das literarische Schaf­fen der Lowags. – Freudenthal und seine Kreisgemeinden, Esslingen 1990.