Biographie

Lück, Kurt

Herkunft: Posener Land
Beruf: Volkstumsforscher
* 28. Dezember 1900 in Kolmar/Posen
† 5. März 1942 in Rußland

Kurt Lück, der Sohn des Privatbeamten Friedrich Lück und dessen Frau Anna Lück, geb. Wolff, bestand im April 1918 die Notabitursprüfung in Bromberg. 1918/19 kämpfte er als Freiwilliger im Grenzschutz gegen Polen um die Stadt Schneidemühl. Er wurde verwundet und mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet. Ab dem SS 1919 studierte er Slawistik, Anglistik und Germanistik in Breslau. Im WS 1919/20 trat er dem Verein Deutscher Studenten Breslau I (VDSt) bei. 1920/21 wurde er wegen seiner volksdeutschen Tätigkeit erstmals von Polen verhaftet, zuletzt kurzzeitig 1939 nach Kriegsausbruch. 1924 promovierte er in Breslau. Er war 1924 Gründer des Vereins Deutscher Hochschüler Posen (VDH) und ver­anlasste die VDH-Gründungen in Krakau und Lemberg. Daneben rief er die Interessengemeinschaft deutscher Hochschüler in Polen ins Leben, die er zwei Jahre lang leitete. Ab 1924 arbeitete er als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter in der Geschäftsstelle der deutschen Sejm- und Senatsabgeordneten in Posen als Übersetzer. Daneben studierte er Volkswirtschaft. Ab Herbst 1926 arbeitete er im Auftrag von Friedrich Swart in Luzk. Dort war er Mitbegründer der Genossenschaft Kredit und der Wochenschrift Wolhynischer Bote. 1929 heiratete er in Posen Annegrete Netz († 1978). Aus der Ehe gingen drei Söhne hervor. 1932/33 war er Hilfsrevisor im Verband deutscher Genossenschaften in Posen. Ab 1933 war er Mitherausgeber der Deutschen Monatshefte in Polen. Ende 1934 übernahm er als Nachfolger des VDSters Paul Zöckler die Leitung des Deutschen Büchereivereins für Posen und Pomerellen. Er war Mitglied der Historischen Kommission für Schlesien, Mitglied der Nordostdeutschen Forschungsgemeinschaft und vom November 1934 bis Juli 1935 Geschäftsführer der Historischen Gesellschaft in Posen. Später gehörte er deren Beirat an. Daneben war er ab 1935 Vorsitzender der Ortsgruppe Posen der Deutschen Vereinigung sowie der Deutschen Bühne in Polen. Er engagierte sich im Volksdeutschen Selbstschutz und leitete nach Ende des Polenfeldzugs bis März 1940 die Geschäftsstelle der Volksdeutschen in Posen. Daneben gründete er zusammen mit dem VDA die Gräberzentrale zur Dokumentation der von Polen ermordeten Volksdeutschen und wirkte an der Umsiedlung der Cholmer und Lubliner Deutschen mit. Außerdem war er Ratsherr und Beirat der Gauhauptstadt Posen und Mitarbeiter des Gaugrenzlandamts. Lück war seit Herbst 1941 NSDAP-Mitglied und ab 1940 als SS-Hauptsturmführer beim Stab des Oberabschnitts Warthe tätig. Ab 29. Juni 1941 war er Sonderführer K im Osten. Als solcher diente er im Rang eines Hauptmanns ohne Befehlsgewalt. Dafür qualifizierte er sich im Rahmen seiner beruflichen Kenntnis als Dolmetscher und Akademiker. Nachdem er sich freiwillig zur Wehrmacht gemeldet hatte, fiel er im Kampf gegen russische Partisanen. Ausgezeichnet wurde er mit dem Kriegsverdienstkreuz II. Klasse mit Schwertern. Er wurde daneben 1935 mit dem Silbernen Abzeichen der Deutschen Akademie München und der Silbernen Ehrenplakette des Deutschen Auslands-Instituts Stuttgart sowie 1937 mit dem Herderpreis der Johann-Wolfgang-Goethe-Stiftung durch die Universität Königsberg ausgezeichnet. Zu seinem Gedenken gründete die Landsmannschaft Weichsel-Warthe die Dr. Kurt Lück-Stiftung. Lück gilt – abgesehen von seinen NS-Propagandaschriften der Kriegszeit – als bedeutender Volkstumsforscher. Zdzislaw Gebolays sieht in Lücks wis­senschaftlicher Arbeit die Verbindung von geschichtswissenschaftlichen und volkskundlichen Aspekten unter Einbeziehung einer aktiven Feldforschung und der polnischen Arbeiten. Seine Arbeiten seien – unter Beachtung des völkisch-natio­na­len Ansatzes der Betonung einer kulturellen deutschen Hegemonie – auch heute noch als Quellensammlung nützlich.

Werke: Der Bauer im polnischen Roman des 19. Jahrhunderts, Diss. Uni. Breslau 1925. – mit Karasek-Langer, Alfred: Die deutschen Siedlungen in Wolhynien. Geschichte, Volkskunde, Lebensfragen, Plauen 1931 (Deutsche Gaue im Osten, Bd. 3). – Die deutschen Siedlungen im Cholmer und Lubliner Land, Plauen 1933 (Deutsche Gaue im Osten, Bd. 6). – Deutsche Aufbaukräfte in der Entwicklung Polens. Forschungen zur deutsch-polnischen Nachbarschaft im ostmitteleuropäischen Raum, Plauen 1934 (Ostdeutsche Forschungen, Bd. 1. – Forschungen zur deutsch-polnischen Nachbarschaft im ost-mittel­euro­päischen Raum, Bd. 1). – (Hrsg.): Singendes Volk. Volkslieder aus Kongresspolen und Wolhynien, Posen 1935 (Ostdeutsche Heimathefte, Bd. 4). – Die Umkehr in der polnischen Kopernikus-Forschung, in: Ak. Bl., 52. Jg. 1937/38, S. 287-289. – Der Mythos vom Deutschen in der polnischen Überlieferung und Literatur, Posen 1938 (Ostdeutsche Forschungen, Bd. 7. – Forschungen zur deutsch-polnischen Nachbarschaft im ostmitteleuropäischen Raum, Bd. 2); Deutsche Siedler zwischen Wieprz und Bug, Posen 1939 (Unsere Heimat, Bd. 9). – (Hrsg.): Deutsche Gestalter und Ordner im Osten. Forschungen zur deutsch-polnischen Nachbarschaft im ostmitteleuropäischen Raum III, Posen 1940 (Ostdeutsche Forschungen, Bd. 12). – Der Lebenskampf im deutsch-polnischen Grenzraum, Berlin 1940 (Der Osten Europas, Bd. 4). – Marsch der Deutschen in Polen. Deutsche Volksgenossen im ehemaligen Polen berichten über Erlebnisse in den Septembertagen 1939, Berlin 1940 (Der Deutsche Osten, Bd. 2). – Volksdeutsche Soldaten unter Polens Fahnen. Tatsachenberichte von der anderen Front aus dem Feldzug der 18 Tage, Berlin 1940 (Der Deutsche Osten, Bd. 3). – mit Kleindienst, Alfred: Die Wolhyniendeutschen kehren heim ins Reich, Posen 1940 (Unsere Heimat, Bd. 8). – (Hrsg.): Die Heimkehr der Galizien-Deutschen, Leipzig 1940 (Unsere Heimat, Bd. 14). – Deutsche Volksgruppen aus dem Osten kehren heim ins Vaterland, o. O. 1940 (Tornisterschriften des OKW Abt. Inland, Bd. 19). – Die Cholmer- und Lubliner Deutsche kehren heim ins Vaterland, Posen 1940 (Unsere Heimat, Bd. 15)

Lit.: Wolfgang Kothe, Kurt Lück, in: Deutsche Wissenschaftliche Zeitschrift im Wartheland, 3/1942, H. 5/6, S. 329-331. – Annegrete Lück, Wissenschaftliche und publizistische Arbeiten von Dr. Kurt Lück, in: ebenda, S. 332-339. – Alfred Lattermann, Kurt Lück gefallen, in: Deutsche Monatshefte, Jg. 8/18, 1942, H. 10/11/12. – Kurt Lück gefallen, in: Der Volksdeutsche, 18/1942, H. 3-4, S. 13. – Walter Kuhn, Kurt Lück (1900-1942), in: Zeitschrift für Ostforschung, 1/ 1952, S. 425-427. – Hans v. Rosen, Kurt Lück und Wolhynien, in: Jahrbuch Weichsel-Warthe, 3/1957, S. 55-60. – V. Kauder, Kurt Lück. Volkstumskämpfer und Forscher, in: ebenda, 8/1962, S. 60-65. – Reinhard Fritsch, Erinnerungen an Kurt Lück, in: Akademische Blätter, 80. Jg. 1978, S. 102-104. – Richard Breyer, Kurt Lück, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 15, Berlin 1987, S. 446-447. – Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 6, München 1997, S. 513. – Wilhelm Fielitz, Das Stereotyp des Wolhyniendeutschen Umsiedlers. Popularisierungen zwischen Sprachinselforschung und nationalsozialistischer Propaganda (Schriftenreihe der Kommission für deutsche und osteuropäische Volkskunde in der Deutschen, Marburg 2000 (Gesellschaft für Volkskunde, Bd. 82). – Blazej Bialkowski, Alfred Lattermann und Kurt Lück: Nationalsozialismus als doppelte Grenzerfahrung, in: Zwischen Region und Nation. 125 Jahre Forschung zur Geschichte der Deutschen in Polen, Osnabrück 2013, S. 117-139. – Zdzislaw Gebolays, Kurt Lück, in: Fahlbusch, Michael. – Ingo Haar und Alexander Pinwinkler, Handbuch der völkischen Wissenschaften. Akteure, Netzwerke, Forschungsprogramme, 2. Aufl. Berlin und Boston 2017, Teilband 1, S. 453-456.

Bild: Ostdeutsche Gedenktage 1992, S. 50.

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/ Kurt_L%C3%BCck.

Marc Zirlewagen