Biographie

Mackeben, Theo

Herkunft: Westpreußen
Beruf: Komponist
* 5. Januar 1897 in Preußisch Stargard/Westpr.
† 10. Januar 1953 in Berlin

Theo Mackebens Vater Johannes Mackeben war Garnison-Verwaltungsdirektor. Der Sohn erhielt früh Geigen- und Klavierunterricht, und als Dreizehnjähriger trat er bereits als Pianist auf. Nach dem Abitur am Kaiserin-Augusta- (heute Görres-) Gymnasium in Koblenz studierte er am Kölner Konservatorium. 1917/18 kam er als Militärmusiker nach Warschau, wo er Kompositionsschüler von Jules de Wertheim wurde und vom dem Liszt-Schüler Joseph Weisz Klavierunterricht erhielt. 1920 bis 1922 war er Duopartner des Geigenvirtuosen Leopold Przemislaw. Konzerttourneen führten ihn bis Holländisch-Indien. Dann lebte er in Berlin, wo er im ”Kaffe Größenwahn” und in der Gymnastikstunde des Rundfunks Klavier spielte, für Berliner Theater Schauspielmusiken schrieb und für den Rundfunk komponierte. Er wurde Dirigent an der Volksbühne, wo er 1928 die Uraufführung der Dreigroschenoper von Weill/Brecht leitete.

Bekannt wurde Mackeben mit dem Lied ”Komm auf die Schaukel, Luise” (1931). Ein großer Erfolg wurde 1931 die Operette Die Dubarry im Admiralspalast, ”die auf Millöckers vergessener Operette Gräfin Dubarry beruhte, deren Musik er mit anderen Millöcker-Melodien und solchen eigener Erfindung zu einer äußerst wirksamen Einheit verband” (Edmund Nick). Seit 1930 arbeitete Mackeben für den Tonfilm, und er wurde mit 52 Filmmusiken einer der meistbeschäftigten Komponisten dieses Genres. So gehörte er mit Werner Bochmann, Werner Richard Heymann und Peter Kreuder zu den berühmten UFA-Komponisten. Es seien einige Filme genannt: Die Jagd nach dem Glück (1930), Liebelei (1933), Pygmalion (1935), Victoria (1935), Intermezzo (1936), Heimat (1938), Ohm Krüger (1941) undDer große Zapfenstreich (1952). Viele seiner Melodien wurden zu Evergreens, wie ”Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da”, ”Du hast Glück bei den Frau’n”, ”Nur nicht aus Liebe weinen” oder ”Frauen sind keine Engel”. 1939 wurde Mackeben zur Wehrmacht eingezogen.

Nach dem Krieg lebte Mackeben zunächst in Bad Ischl, dann wieder in Berlin. Für die Berliner Festwochen 1951 schrieb er Musik zu dem Villon-StückDie Geduld der Armen, in welchem seine zweite Frau, Loni Heuser, in einer Hauptrolle auftrat. 1952 folgte die Musik zu dem Film Der große Zapfenstreich, und so gelang es ihm, wieder an seine erfolgreiche Zeit vor dem Krieg anzuknüpfen. Doch bereits im folgenden Jahr verstarb Theo Mackeben an einem Herzinfarkt. Es war ein verlustreiches Jahr für die Unterhaltungsmusik, in welchem auch Eduard Künneke und Emmerich Kálmán starben.

Auf einen Wesenszug seines Schaffens, seine Vielseitigkeit, sei noch eingegangen, ohne deren Erwähnung eine Würdigung Theo Mackebens unvollständig wäre. Er hat sich immer wieder über den Grenzbereich der Unterhaltungsmusik hinaus begeben, so in den 20er Jahren mit seinem Oratorium Hiob für den Berliner Rundfunk, mit der OperRubens, welcher die Uraufführung infolge der ersten Zerstörung der Berliner Staatsoper durch Bomben 1941 versagt blieb, und mit der OperManuela, die während des Kriegs verbrannte. Erfolgreich waren die Sinfonische Ballade für Violoncello und Orchester, die 1946 in der Berliner Staatsoper im Admiralspalast uraufgeführt wurde, sowie sein Klavierkonzert b-moll, das seine Uraufführung im Oktober 1945 im Mozarteum in Salzburg erlebte und eines der meistgespielten Klavierkonzerte deutscher Provenienz in der Nachkriegszeit wurde. Mackebens ”Ausdrucksskala reichte von handfester Schlagermusik über wohlgeformte, alle Stile beherrschende, noble Orchestermusik… Wenn auch der größte Teil seiner Arbeit an die rasch vergessene Filmkunst drangegeben war, so war doch vielen Musiken ein von ihrer ursprünglichen Bestimmung losgelöstes Weiterleben beschieden” (Edmund Nick). So ist jetzt eine CD-Einspielung seiner Filmmusiken (Capriccio) erhältlich.

Lit.: MGG (Edmund Nick). – Riemann. – The New Grove. – Werner Mezger: Schlager, Tübingen 1975 S. 132. – Bardon/Demmler/Pfarr: Lexikon des deutschen Schlagers, Ludwigsburg 1992, S. 235. – Komponisten der Gegenwart im Deutschen Komponistenverband. Hrsg. W. W. Bruchhäuser Berlin 1995 S. 818.

Bild: Theo Mackeben am Flügel auf einer Berliner Veranstaltung (eine der letzten Aufnahmen des Künstlers). Süddeutscher Verlag München.

 

Helmut Scheunchen