Biographie

Mayer, Herbert

Herkunft: Galizien u. Bukowina
Beruf: Physiker
* 13. Januar 1900 in Czernowitz/Bukowina
† 1. Januar 1992

Als Sohn des Rektors der evangelischen Schule in Czernowitz geboren, besuchte er dort Volksschule und Gymnasium und studierte an der Czernowitzer Universität Mathematik und Physik. 1926 promovierte er mit einer Arbeit über Gasentladung bei Prof. Dr. E. Badarau. Ein Jahresstipendium der Rockfeller-Stiftung – auf Empfehlung von Prof. Dr. L. Loeb von der Universität Berkeley – führte ihn für ein Jahr zu Prof. Dr. Gerlach in Tübingen. Die dortige Molekularstrahlen-Forschung und die anschließende Habilitation an der Universität Czernowitz, machte ihn in internationalen Fachkreisen bekannt.

1932 verbrachte H. Mayer auf Grund eines zweiten Rockfeller-Stipendiums zwecks Erforschung der Physik dünner Schichten bei Prof. Dr. Tyndall in Bristol/England. Neben seiner Tätigkeit als Physik-Professor der Universität Czernowitz befaßte sich H. Mayer mit den völkischen Problemen der Buchlanddeutschen. Mit einer Gruppe seiner deutschen Studenten wurden eine Volkszählung durchgeführt und mehrere Dorfmonographien erarbeitet. Diese Unterlagen waren eine wichtige Hilfe bei der Durchführung der „Umsiedlung“ der Deutschen aus der Bukowina nach dem Einmarsch russischer Truppen im Juni 1940. Als stellvertretender Leiter der deutschen Umsiedlungskommission in Czernowitz war er maßgeblich an dieser bereits im Herbst 1939 zwischen Hitler und Stalin vereinbarten Umsiedlung der Deutschen beteiligt. Insgesamt verließen ca. 90 000 Menschen die angestammte Heimat, denn die Deutschen aus der rumänisch verbliebenen Südbukowina entschieden sich ebenfalls für die Umsiedlung ins Deutsche Reich. Seine berufliche Tätigkeit begann zunächst als Dozent an der Technischen Hochschule in Breslau. 1941 folgte die Berufung als Ordinarius der Physik an der Universität Posen, wo er seine Forschungen über die Physik der dünnen Schichten fortsetzen konnte. Im Januar 1945 gelang die Flucht aus Posen vor den anrückenden Sowjet-Truppen, wobei alle wissenschaftlichen Unterlagen verloren gingen. Nach dem Kriegsende, das er als Leutnant der Wehrmacht in amerikanischer Gefangenschaft erlebte, wurde Herbert Mayer Dozent und kurz danach außerordentlicher Professor an der Universität München. 1950 erschien der erste Band seiner weltweit beachteten „Physik der dünnen Schichten“. Darauf folgte im gleichen Jahr die Berufung als ordentlicher Professor der Physik an der „Technischen Hochschule für Bergbau und Hüttenwesen“ in Clausthal-Zellerfeld. Das Erscheinen des zweiten Bandes der „Physik der dünnen Schichten“ löste eine umfangreiche Vortragstätigkeit im In- und Ausland aus. Als Leiter eines neu erbauten Physikalischen Instituts zog er Studenten aus der ganzen Welt an, deren Doktorarbeiten er auch nach seiner Emeritierung 1968 jahrelang betreute. Als Krönung und Anerkennung seiner wissenschaftlichen Tätigkeit wurde Herbert Mayer am 1.11.1985 zum Ehrensenator der Technischen Universität Clausthal-Zellerfeld ernannt.

Mit seiner zweiten Ehefrau Else (ebenfalls aus Czernowitz stammend) bezog er ein Eigenheim in Winterbach und wurde sehr bald ein hochgeschätztes Mitglied dieser schwäbischen Gemeinde. Mit einem Kreis buchenländischer Freunde gründete Herbert Mayer die „Raimund Friedrich Kaindl Gesellschaft“ 1974 in Stuttgart und widmete sich intensiv der buchenlanddeutschen Familienforschung. In der Schriftenreihe „Kaindl-Archiv“ veröffentlichte er geschichtliche Dokumentationen und betreute mit anderen Mitarbeitern zahlreiche Genealogien. Als Präsident dieser nach dem letzten deutschen Rektor der Universität benannten Gesellschaft hat er von 1974-1983 ihre Geschicke erfolgreich geleitet. Von der Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen wurde Herbert Mayer mit ihrer höchsten Auszeichnung – der goldenen Ehrennadel – bereits am 23. Oktober 1960 geehrt. Trotz seines hohen Alters widmet er sich weiterhin der buchenländischen Familienforschung.

Lit.: Wissenschaftliche Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Physik und Volkskunde (vollständiges Verzeichnis in Kaindl-Archiv IV, 1985: „Die buchenlanddeutsche Sippe Mayer“, Ergebnisse der Familienforschung) insgesamt 108 Bücher, Broschüren, Artikel und 80 gedruckte Vorträge bei Symposien und anderen Veranstaltungen im In- und Ausland in deutscher, rumänischer, englischer und französischer Sprache.

Irma Bornemann