Biographie

Methner, Wilhelm

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Verwaltungsbeamter
* 14. Januar 1871 in Proskau, Kr. Oppeln/Oberschlesien
† 30. Januar 1951 in Magdeburg

Der Sohn von Pastor Wilhelm Methner (1821-1896) und Pauline Methner, geborene Grandke (1828-1892), studierte ab dem WS 1890/91 Rechtswissenschaften in Berlin. Im selben Semester trat er dem nationalen Verein Deutscher Studenten (VDSt), dem „damals noch hart befehdete(n) Vorkämpfer der jungen völkischen Weltanschauung in der Studentenschaft“ (Methner: Unter drei Gouverneuren, S. 8), bei. Zeitweise studierte er in Leipzig, bei einem Besuch in Auerbachs Keller 1893 trug er sich mit „Heil Bismarck“ in das Gästebuch ein. Im SS 1893 war er Vorsitzender des VDSt Breslau. Nach erfolgreich absolviertem Referendarexamen war er unter anderem 1895 Referendar beim Amtsgericht Reinerz und 1896 beim Oberlandesgerichtsbezirk Königsberg. Ab 1. Februar 1896 war er Referendar am Landgericht Memel. Ab 17. März 1897 war er bei der Staatsanwaltschaft in Hirschberg beschäftigt. Ab 1. Februar 1898 war er Referendar am Amtsgericht Brieg. Der Reserveoffizier (1896 war er Leutnant d. R. beim 4. Oberschlesischen Infanterie-Regiment Nr. 63 in Oppeln) meldete sich 1900 zur China-Expedition, wurde jedoch abgewiesen, da sich genügend aktive Offiziere zur Verfügung stellten. Am 30. Januar 1901 bestand er das Assessorexamen in Berlin. Anschließend meldete er sich zum Kolonialdienst im Auswärtigen Amt, wo er für eine Einberufung im Bedarfsfall vornotiert wurde. Zunächst kam er jedoch als Zivilrichter zum Amtsgericht Reinerz. Ostern 1901 nahm er Urlaub und studierte im SS 1901 am orientalischen Seminar der Universität Berlin, um seine Anstellungschancen zu erhöhen. Ab Juli 1901 wurde er als Assessor ins Auswärtige Amt einberufen. Dort war er im Winter 1901/02 mit der Vorbereitung der Baumwollkonferenz beschäftigt. Im Juni 1902 wurde er zunächst Gerichtsassessor und schließlich kommissarischer Bezirksrichter in Daressalam, Ostafrika. Ab Juli 1902 war er Bezirksrichter in Tanga. Im Dezember 1903 wurde er zum Landkommissar für die Bezirke Tanga und Wilhelmstal ernannt, später kam noch Pangani hinzu. Ab 1. Januar 1905 war er Referent beim Gouvernement von Deutsch-Ostafrika. Dort wurden ihm das Kommunal- und das Zollreferat übertragen. Ein Jahr später wurde er zum Regierungsrat ernannt. Während des Mai-Mai-Aufstands in Ostafrika wurde der Leutnant d. R. auf eigenen Antrag zum 20. November 1905 zur Schutztruppe einberufen. Für seine Teilnahme am Gefecht von Li-Yunge erhielt er den königlichen Kronenorden IV. Klasse mit Schwertern. Ende Januar 1906 nahm er seine Referententätigkeit wieder auf. Ab 29. Oktober 1906 war er als Referent mit der Verwaltung des Bezirksamts Moschi in betraut. Am 20. August 1908 heiratete er in Berlin Johanna Klimpel (1885-1948). Aus der Ehe gingen die Kinder Erika (* 1910), Friedrich (1912-1943) und Helmut (1922-1956) hervor. Mitte 1909 wurde er kommissarischer Erster Referent des Gouvernements. Mitte 1911 wurde er endgültig Erster Referent und Geheimer Regierungsrat. Vom 11. Oktober 1911 bis 22. Juli 1912 war er stellvertretender Gouverneur von Deutsch-Ostafrika. Anfang 1913 wurde ihm der königliche Kronenorden III. Klasse mit Schwertern am Ring verliehen. Ab Ende August 1914 diente der Oberleutnant d.R. als Führer der 15. Kompanie in der Schutztruppe. Zudem übernahm er das „Araberkorps“, das sich aus Freiwilligen der Familien der Swahili-Eliten rekrutierte. Am 2. September führte er seine Soldaten im Gefecht von Majoreni. Ende September 1914 wurde er bei einer Pulverexplosion im schwer verwundet. Anschließend übernahm er die Ausbildung und Führung der 4. Schützenkompanie. Ab Juli 1915 stand er auf Grenzposten am Fluss Umba. Ab 1916 nahm er an Operationen gegen britische Einheiten im deutschen Kilimandscharo-Gebiet und in Uganda teil. Die zweite Jahreshälfte operierte er im südlichen Teil der Kolonie, wo es auch zu Kämpfen mit portugiesischen Einheiten kam. Die ersten Monate des Jahres 1917 verbrachte er wegen mehrerer Krankheiten im Lazarett. Ende April 1917 übernahm er wieder die Führung seiner Kompanie und nahm an den Kämpfen im Lukuledital teil. Im Oktober 1917 nahm er an der Schlacht von Mahiwa teil. Ab Ende November 1917 kämpfte er in Mozambik. Bei Kriegsende kam er als Major der Landwehr in britische Kriegsgefangenschaft. Nach dem Krieg arbeitete der Geheime Regierungsrat ab 1920 als Direktor im Reichsausgleichsamt. 1924 wurde er Rechtsanwalt am Kammergericht Berlin und 1929 Rechtsanwalt und Notar in Stolberg. 1926 ist ein Vortrag Methners über Rassenkunde auf dem Methner-Familientag nachweisbar. In mehreren Schriften setzte er sich für den Wiedererwerb deutscher Kolonien ein. So gab der Kyffhäuser-Verband der Vereine Deutscher Studenten unter anderem 1927 das Heft Die koloniale Frage in seiner Reihe „Deutsch-akademische Schriften“ heraus. Daneben wandte er sich dagegen, dass die deutsche Kolonialverwaltung unfähig und unwürdig gewesen sei. Nach dem Eintritt in den Ruhestand zog er nach Görlitz. 1944 übergab er ein Konvolut von 97 Briefen und Postkarten dem Deutschen Entomologischen Institut in Berlin.

Werke: Die soziale Frage und die Bevölkerungspolitik, in: Akademische Blätter (Ak. Bl.), 9. Jg. 1894/95, S. 96-97. – Studierten-Proletarier, in: Ak. Bl., 9. Jg. 1894/95, S. 221-222. – Koloniale Besitzprobleme, in: Ak. Bl., 40. Jg. 1925/26, S. 37-39. – Zahlreiche Beiträge in: Amtlicher Anzeiger für Deutsch-Ost-afrika. – Monarchismus, in: Ak. Bl., 40. Jg. 1925/26, S. 86-87. – Die Bedeutung der kolonialen Frage, in: Ak. Bl., 41. Jg. 1926/27, S. 13-14. – Die Besteigungen des Kilimandscharo. Ein historischer Überblick, in: Mitteilungen aus den deutschen Schutzgebieten, Bd. 34, Berlin 1926/27, S. 87-99. – Abriß der Geschichte der deutschen Kolonien, München 1926 (Geschichtswerk für höhere Schulen, Bd. 4). – Abriß der Geschichte Schlesiens, München 1926 (Geschichtswerk für höhere Schulen, T. 4, Landschaftliche Beihefte, H. 4). – Die Alten und die Jungen, in: Ak. Bl., 41. Jg. 1926/27, S. 59-60. – Aus den deutschen Kolonien. Nach vorzüglichen Reisebeschreibungen, Stuttgart 1927 (Fahrten und Forschungen. Eine Sammlung interessanter Reisebeschreibungen aus allen Weltteilen mit vielen Bildern, Bd. 8). – Die Häfen Deutsch-Ostafrikas, Berlin 1927 (Meereskunde Jg. 15, H. 4). – Die koloniale Frage, Marburg 1927 (Deutsch-akademische Schriften, H. 17). – Not und Sieg in Mohiwa in Deutsch-Ostafrika, in: Elster Hanns Martin (Hrsg.): Deutsche Helden und Heldentaten im Weltkrieg. Selbst erlebt und selbst erzählt, 4. Auflage Stuttgart 1937. – Unter drei Gouverneuren. 16 Jahre Dienst in deutschen Tropen, Breslau 1938. – Ein erfüllter Schwur, in: Ak. Bl., 53. Jg. 1938/39, S. 12-13.

Lit.: Deutsches Geschlechterbuch, Bd. 153, 3. Schlesischer Bd., Limburg 1970, S. 188-189. – Weinkauf, Bernd: „Gäste in Auerbachs Keller“, Markkleeberg und Beucha 2015

Bild: Wikipedia gemeinfrei.

Weblink: https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Methner

Marc Zirlewagen