Biographie

Moltke, Maximilian Leopold

Herkunft: Ostbrandenburg
Beruf: Dichter, Publizist, Dichter der Volkshymne der Siebenbürger Sachsen
* 18. September 1819 in Küstrin/Neumark
† 19. Januar 1894 in Gohlis bei Leipzig

Das Siebenbürgenliedvon Max Moltke ist ein Loblied auf die Schönheit, den Reichtum und die Völkervielfalt des Landes. Das Gedicht hätte daher vom Inhalte her nicht nur zur Volkshymne der Sachsen, sondern aller in Siebenbürgen beheimateten Völkerschaften werden können. Moltke hat jedoch erkannt, welchen Konfliktstoff die Vielvölkerlandschaft Siebenbürgens, die ihn so faszinierte, in sich barg. Daher auch der im Siebenbürgenlied ausgesprochene Wunsch, es möge sich „der Eintracht Band“ um alle Völker des so schönen und reichen Landes „schlingen“. Das ist bis heute ein Wunsch geblieben, und Moltke selbst ist ein Opfer des Nationalitätenkonfliktes der ehemaligen Habsburgermonarchie geworden, zu der damals Siebenbürgen gehörte. Der aus der Festungsstadt Küstrin gebürtige Maximilian Leopold Moltke war als wandernder Buchhändlergeselle im Jahre 1841 nach Kronstadt gelangt, wo er beim Verleger, Buchdrucker und Buchhändler Johann Gott eine Anstellung fand. Er bedurfte keines langen Einlebens, um sich innerhalb des siebenbürgischen Deutschtums heimisch zu fühlen. Er gründete einen Männergesangverein, schrieb Theaterkritiken und schwärmte in Gedichten für das Sachsenvolk und das Land, in dem er auch seine Gattinfand. 1846 entstand dasSiebenbürgenlied,das auf eine Melodie des siebenbürgisch-sächsischen Komponisten Johann Lukas Hedwig zum Volkslied und später zur Volkshymne der SiebenbürgerSachsen wurde. Bereits 1844 hatte er Zwei Lieder für die Siebenbürger Sachsen. Ihrer edlen Nation gewidmet veröffentlicht. Weitere Gedichtbände verließen die Druckerpresse, im Revolutionsjahr 1849 die Sporn- und Stachellieder für das deutsche Volk – den Mannen Robert Blums und ihrem Rächer Joseph Bern gewidmet.Die Widmung zeigt, in welchem Lager sich Moltke 1848/49 befand.

Nach der Besetzung Siebenbürgens durch das ungarische Revolutionsheer unter der Führung des polnischen Generals Bern, betraute Johann Gott seinen Buchhändler Moltke mit der Schriftleitung des Siebenbürger Wochenblattes.Um einen Bruch mit der Vergangenheit zu markieren, nannte Moltke das Blatt hinfort Kronstädter Zeitung. Er glaubte durch die Unterstützung Berns der Sache der Freiheit gegen den „habsburgischen Despotismus“ und die „Konterrevolution“ zu dienen. Mehr noch, er schloß sich den Truppen Berns als Adjutant an und erlebte mit diesem die Niederschlagung der ungarischen Revolution. Ob er im richtigen Lager gestanden hatte, bleibe dahingestellt, denn die ungarische Revolutionsführung bewies in der Nationalitätenfrage, die damals die Völker bewegte, leider keine Toleranz.

Moltke verbrachte zwei Jahre in der Festungshaftanstalt von Triest und wurde dann nach Preußen ausgewiesen. Er gelangte zunächstnach Küstrin, zog dann 1852 nach Berlin und fand schließlich ab 1864 in Leipzig ein Betätigungsfeld als Buchhändler, Sprachforscher, Herausgeber von Werken Shakespeares und zuallerletzt als Bibliothekar der Bücherei der Leipziger Handelskammer. Es würde heute kaum noch jemand den Namen Moltkes erwähnen, hätte er nicht die Volkshymne der Siebenbürger Sachsen gedichtet. Nach Siebenbürgen ist er zwar nicht mehr zurückgekehrt, hat aber die Verbindung zu den ihm so liebgewonnenen Siebenbürger Sachsen bis an sein Lebensende bewahrt. Er besaß ja auch ein teures Pfand, seine Frau war ihm nämlich nach Deutschland gefolgt. Siebenbürger Studenten in Deutschland oder Siebenbürger Sachsen, die der Weg nach Leipzig führte, empfing er in seinem Hause. Unter den prominenten Besuchern befand sich kein geringerer als der evangelisch-sächsische Bischof Georg Daniel Teutsch. Der Sohn des Dichters, Siegfried Moltke, berichtet, daß Vater und Mutter den Kindern „in traulichen Dämmerstunden von dem Wunderlande Siebenbürgen“ und seiner „Völker bunter Schar“ begeistert erzählt, daß sie ihnen, kaum daß sie lallen konnten, beigebracht hätten, in ihr schlichtes Abendgebet die Siebenbürger Sachsen mit einzuschließen. Diese befanden sich tatsächlich als Folge der von Budapest aus praktizierten Magyarisierung und der sich immer stärker vermehrenden Rumänen in großer Bedrängnis. So ist dasVolksgebet der Siebenbürger Sachsen zu verstehen, das Moltke 1883 schrieb: „Schütze, Gott, dein Volk der Sachsen in dem Siebenbürgen Land! Laß es blühen, laß es wachsen, daß im Sturm es halte stand! Allerwegen quell ihm Segen, Herr, aus deiner Vaterhand.“

Das Sachsenvolk hat dem Sturm leider nicht standhalten können. Kommunistische und nationale Unterdrückung, Verfolgung und Enteignung haben nach dem Zweiten Weltkrieg dazu geführt, daß das, was den Siebenbürger Sachsen jahrhundertelang, wie es in ihrer Hymne heißt, eine „süße Heimat“ war, geraubt wurde. Sie entschlossen sich daher zur Rückkehr in die Urheimat ihrer Väter, um als Deutsche unter Deutschen in Freiheit zu leben.

Weitere Werke:Tag- und Nachtfalter (1843). – Monumente für Momente (1843). -Schutz- und Trutzlieder für die Siebenbürger Sachsen und das Deutschtum in Österreich (l 882).

Lit.: Friedrich Schuller: Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen. Bd. IV. Hermannstadt 1902, Reprint Köln-Wien, 1983. S. 286 – 298. – U. Henrich: „Siebenbürgen, Land des Segens“, und der es schrieb. In: Volk und Kultur, Bukarest, Nr. 6, 1956. – Harald Krasser: Die Entstehung des Siebenbürgenliedes. In: Volkszeitung, Kronstadt, 9. Sept. 1958. – Lexikon der Siebenbürgen Sachsen. Thaur bei Innsbruck, 1993,8.343,473.