Biographie

Mosewius, Johann Theodor

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Herkunft: Ostpreußen
Beruf: Musikpädagoge
* 25. September 1788 in Königsberg i.Pr.
† 15. September 1858 in Schaffhausen/Schweiz

Johann Theodor Mosewius wurde am 25. September 1788 in Königsberg geboren und erhielt seine musikalische, literarische und geistige Ausbildung in seiner ostpreußischen Heimatstadt. Er zeigte frühzeitig eine Begabung zum Spiel auf verschiedenen Streich- und Blasinstrumenten. Zunächst für das Studium der Jurisprudenz vorgesehen, entschied er sich für den Beruf des Musikers. Als Sänger (Bariton) wurde er von Musikdirektor Riel und von dem italienischen Sänger Cartellieri ausgebildet. Neben verschiedenerlei Tätigkeiten als Instrumentalist trat er vor allem als Schauspieler und Sänger auf. Auf einer Reise nach Berlin lernte er 1811 durch die Singakademie den Wert älterer Musikwerke kennen. Die Neigung zur Musikgeschichte wurde ihm dabei geweckt.

1816 ging Mosewius mit seiner Gattin Wilhelmine, geborene Müller, einer geachteten Sopranistin, nach Breslau und wirkte dort zunächst als Sänger. Nach dem Tode seiner Frau 1825 wurde er, der für 5 kleine Kinder zu sorgen hatte, durch Mithilfe eines Berliner Ministerialen mit einem Fixum als Musik- und Gesangslehrer in Breslau tätig, übernahm nach Berners Tod 1827 als dessen Nachfolger zunächst interimistisch die Stelle im akademischen Institut für Kirchenmusik an der Breslauer Universität und wurde dort 1829 zum Musikdirektor ernannt. Nach Johann Ignaz Schnabel, der 1831 starb, übernahm er die Leitung und Führung des öffentlichen Musiklebens in der schlesischen Hauptstadt bis zu seinem Tode am 15. September 1858 im Schweizer Schaffhausen. Er gründete mehrere Musikvereinigungen in Breslau, vor allem: 1817 die Quartettenvereinigung, 1823 die Liedertafel und 1825 mit Carl von Winterfeld nach Berliner Muster die Singakademie. Mit dieser setzte er sich für die Wiederbelebung der Werke Johann Sebastian Bachs ein. Bekannt ist seine Aufführung der Matthäus-Passion (ein Jahr nach Berlin und Frankfurt/Main). Als Interpret komischer Rollen, besonders des Leporello und Figaro in Mozarts Opern Don Giovanni und Figaros Hochzeit, war er beliebt, er gab aber 1825 seine Theaterlaufbahn auf, während er als feinsinniger Liedersänger auch weiterhin auftrat und geschätzt wurde; er führte mit Franz Schubert deswegen einen Briefwechsel.

Als Schriftsteller setzte er sich für das rechte Verständnis der Werke Johann Sebastian Bachs ein und lieferte einschlägige Musikberichte in Zeitungen. Ferner schrieb er zum 25jährigen Jubiläum seiner Singakademie eine umfangreiche Festschrift. 1844 wurde Mosewius außerordentliches Mitglied der Berliner Akademie der Künste, und 1850 verlieh ihm die Breslauer Universität den Ehrendoktor.

Als Komponist von Männerchören für die Breslauer Liedertafel und von Kantaten ist er heute allerdings gänzlich unbekannt. Eine Würdigung seiner Persönlichkeit und seiner Gesamtleistung steht noch aus, lediglich Mosewius‘ Bedeutung für die Rezeptionsgeschichte der Werke Johann Sebastian Bachs ist bereits weitgehend anerkannt.

Lit.: Carl Julius Adolph Hoffmann, Die Tonkünstler Schlesiens. Ein Beitrag zur Kunstgeschichte Schlesiens vom Jahre 960 bis 1830, in Kommission bei G.P. Aderholz, Breslau 1830, S. 314-322 (auf der Grundlage eines Eigenberichts von Mosewius); Carl Koßmaly, Schlesisches Tonkünstler-Lexikon, Eduard Trewendt, Breslau 1846/47 (Faksimile-Nachdruck: Georg Olms, Hildesheim-New York 1982), S. 278-282; (Kempe, A.): Erinnerungen an Ernst Theodor Mosewius, Kern, Breslau 1859.