Biographie

Nasarski, Peter Emil

Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Publizist
* 1. August 1914 in Teschen/Österr. Schlesien
† 18. Juli 2001 in Köln

Peter Emil Nasarski wurde am Tag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs als Sohn des Emil Nasarski (1885-1962) und der Lodzerin Martha Pfeiffer (1887-1980) in Teschen (Cieszyn), im damals österreichischen Schlesien, geboren. Er wuchs in der Vielvölkerstadt Lodz auf und besuchte dort das Lodzer Deutsche Gymnasium (LDG). Im Ersten Weltkrieg war Lodz vom Deutschen Reich erobert und besetzt worden. Durch den Versailler Vertrag wurde seine Heimat Teil der wiederentstandenen (II.) Republik Polen.

Schon früh engagierte er sich in der Deutschen Jungenschaft in Polen und betätigte sich bereits 1934 als Herausgeber der vielbeachteten Zeitschrift Zelte im Osten. Er wurde damit einer der führenden Vertreter des damaligen Zeitgeistes der jungen Auslandsdeutschen in Polen.

Nach seinem Studium in Wien wurde er von 1934 bis 1939 Redakteur der Freien Presse in Lodz. Seit der Besetzung seiner Heimatstadt Lodz durch die deutsche Wehrmacht arbeitete er als Kriegsberichterstatter. Nach dem Krieg lebte er in West-Berlin und war Mitarbeiter bei mehreren Rundfunkanstalten, Redakteur zweier Zeitschriften und einer Schriftenreihe.

Im Jahr 1964 übersiedelte er nach Köln und baute dort die Polen-Redaktion beim Deutschlandfunk auf. Von 1968 bis 1980 war er bei der Stiftung Ostdeutscher Kulturrat angestellt und schuf die Zeitschrift Kulturpolitische Korrespondenz (KK), der er als ihr Chefredakteur ein unverwechselbares Profil gab und sie zum Leitorgan ostdeutscher Kulturarbeit machte.

Allein 400 Ausgaben und 40 themengebundene Sonderdienste kennzeichnen diese reiche Schaffensperiode. Im Jahr 1975 begründete er die Vierteljahreszeitschrift Der Gemeinsame Weg, die er bis 1984 betreute.

Die Zahl seiner Veröffentlichungen ist enorm und soll über 80 Buchtitel umfassen. Einige der wichtigsten Werke seit den 50er Jahren seien hier genannt: Die Barsinghausener Gespräche (1961 und 1962), Nachbarn im Osten. Wandlungen und Erkenntnisse in zwei Nachkriegsjahrzehnten (1965), Wege zum Nachbarn. Deutsche aus Polen – Mittler zwischen zwei Völkern (1974), Lodz – die Stadt der Völkerbegegnung im Wandel der Geschichte (1978), Wege zueinander (1982), Polen und sein preußischer Streifen, 1919-1939. Die deutsche Volksgruppe in Posen und Pommerellen (1983), Erfahrung und Zeugnis der Deutschen aus Polen (1987), Lodz. ‚Gelobtes Land‘. Von deutscher Tuchmachersiedlung zur Textilmetropole im Osten (1988), Wo wir einst zu Hause waren. Gespräche und Begegnungen in einem anderen Land (1990).

Viele dieser Arbeiten entstanden in Zusammenarbeit mit seinen Weggefährten aus der ehemaligen Heimat. Immer wieder erkennt man auch in den Buchtiteln sein Bestreben den abgebrochenen Kontakt zu den östlichen Nachbarn wieder aufzunehmen und fortzusetzen. Seine vielleicht brisanteste Schrift ist das Buch Der deutsch-polnische September 1939, eine Volksgruppe zwischen den Fronten (1969), das er nicht von Ungefähr unter dem Pseudonym Peter Aurich herausgab. Als einer der ersten thematisierte er hier die Behandlung der deutschen Minderheit in der II. Polnischen Republik in den ersten Wochen des Zweiten Weltkriegs seitens der polnischen Behörden und Bevölkerung. Dieses Buch ist seither in mehreren Auflagen erschienen.

Seiner Heimat war Peter Nasarski stets eng verbunden, wie seine vielen Publikationen über die deutsch-polnischen Beziehungen, über Lodz, über seine Schule belegen. Seine Arbeit ging darüber aber noch weit hinaus. In seinem Nachlass, der sich in der Martin-Opitz-Bibliothek in Herne befindet, findet man auch viele Archivalien über seine Arbeit zu anderen auslandsdeutschen Gruppen in Lateinamerika, Afrika oder Nordeuropa.

Zum ganz engen heimatbezogenen Arbeitsbereich zählt seine Tätigkeit für die Landsmannschaft Weichsel-Warthe (LWW). Hier war er einer der wichtigsten Vertreter der mittelpolnischen Siedlungsgruppe. Von 1959 bis 1999 war er Mitglied der Redaktion für das Jahrbuch Weichsel-Warthe und von 1987 bis 1989 war er der Bundeskulturreferent der LWW. In keiner wichtigen Publikation der Landsmannschaft verzichtete man auf seinen Rat und seine Mithilfe. Am 25.4.1987 ernannte ihn der LWW-Landesverband Nordrhein-Westfalen zum Ehrenmitglied, der Bundesverband folgte am 6.6.1998. Den Kulturpreis der LWW wurde ihm im Jahr 1993 überreicht. Bereits am 15.5.1979 war er mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse aus­gezeichnet worden.

Zu seinem 80. Geburtstag gaben die Freunde Pastor Hans-Christian Brandenburg, Dr. Richard Breyer und Dr. Joachim Rogall den Band Begegnungen über Grenzen (1994) im Westkreuz-Verlag, einem seiner bevorzugten Verlage, heraus.

Peter Nasarski starb am 18.7.2001 Köln. Seine aus Galizien stammende Frau Elfriede († 29.11.2001) überlebte ihn nur wenige Monate. Das Ehepaar Nasarski hatte drei Töchter.

Lit.: Karl Bauer, Brückenbauer zwischen Ost und West (Nachruf auf Peter Nasarski), in: Jahrbuch Weichsel-Warthe 2002, Wiesbaden 2001, S. 9-11. – Walther Threde/Peter Nasarski, Polen und sein preußischer Streifen 1919-1933. Die Deutsche Volksgruppe in Posen und Pommerellen, Berlin/Bonn: Westkreuz 1983.

Bild: Threde/Nasarski, wie oben, S. 160.

Martin Sprungala