Biographie

Naumann, Eugen

Herkunft: Posener Land
Beruf: Landrat, Parlamentarier
* 2. Januar 1874 in Mikuszewo, Kr. Wreschen/Posen
† 7. September 1939 in Kruschwitz/Wartheland

Bekanntlich gab es im Zwischenkriegspolen (1918-1939) eine beachtliche deutsche Minderheit, und zwar in allen drei ehemaligen Teilbieten des Landes. Aus dem Posener Land, einem ehemals preußischen Teilgebiet, stammte Eugen Naumann, der am 2.1.1874 auf dem väterlichen Pachtgut in Mikuszewo geboren wurde. Er studierte Jura und Staatswissenschaften und wurde schon 1909 Landrat des Posener Kreises Znin (später Dietfurt). Da er aber selbständig dachte und an der damaligen preußischen Polenpolitik Kritik zu üben wagte, wurde er versetzt. Da nahm er seinenAbschied und widmete sich nur der Bewirtschaftung des kurz zuvor im Kreis Schubin (später Altburgund) erworbenen Gutes in Suchorencz.

Als die Provinz Posen 1918/19 polnisch wurde, stellte sich Naumann dem in Posen gegründeten „Deutschen Volksrat“ zur Verfügung. Bald darauf wurde er mit anderen führenden Deutschen von der polnischen Polizei interniert und ins Gefangenenlager Szczypiorno eingeliefert. Nach seiner Entlassung wurde Naumann Vorsitzender des Deutschen Volksrates. Als solcher wurde er schon bei den Parlamentswahlen des Jahres 1922 als Abgeordneter in den polnischen Sejm gewählt, dem er bis 1930 angehörte. Hier konnte er sich voll entfalten. Er wurde bald Vorsitzender der Fraktion der deutschen Sejmabgeordneten und zugleich Wortführer des gesamten Deutschtums in Polen.

Er setzte sich entschieden für die Belange der deutschen Volksgruppe ein. Das war erforderlich, denn das Deutschtum in Polen wurde trotz des polnischerseits 1919 unterzeichneten Minderheitenschutzvertrages laufend unterdrückt. So hat Naumann u.a. auch die erste Minderheitenbeschwerde bei dem Völkerbund in Genf eingereicht. Er führte weiterhin den Deutschen Volksrat, der sich in „Deutschtumsbund zur Wahrung der Minderheitenrechte“ umbenannt hatte. Doch wurde dieser schon 1923 polnischerseits aufgelöst.

Die politische Arbeit wurde nun in Posen und Pommerellen deutscherseits von dem 1925 gegründeten Hauptwahlausschuß und von der Geschäftsstelle der deutschen Sejmabgeordneten und Senatoren in Bromberg geleistet. Als Vorsitzender des genannten Ausschusses und als Sejmabgeordneter trat Naumann als kraftvolle und lautere Persönlichkeit unentwegt für die Rechte der deutschen Minderheit, aber gleichzeitig auch für ein friedliches Zusammenleben mit dem polnischen Volk ein. In Genf wurde er auch Mitbegründer eines Verbandes der deutschen Minderheiten in Europa. Als sich die nationalen Gegensätze zusehends immer mehr verschärften, legte Naumann im Februar 1933 den Vorsitz im Hauptwahlausschuß nieder und zog sich von der politischen Arbeit zurück. Trotzdem wurde er bei Kriegsausbruch am 1. September 1939 wie andere aktive Deutsche von Polen verhaftet und verschleppt. Dabei wurde diese von reinem Idealismus erfüllte Persönlichkeit immer wieder zusammengeschlagen und schließlich als Geisel am 7.9.1939 von polnischen Soldaten erschossen.

Nachdem 1956 die Stadt Bergen im Kreis Celle die Patenschaft für Naumanns Heimatkreis Altburgund-Schubin übernommen hatte, erhielt die dortige neuerbaute Mittelpunktschule am 17.4.1964 den Namen „Eugen-Naumann-Schule“.