Biographie

Nocht, Bernhard

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Tropenarzt
* 4. November 1857 in Landeshut/Schlesien
† 5. Juni 1945 in Hamburg

Nach Beendigung seines Studiums der Heilkunde an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität wurde Bernhard Nocht 1881 zum Doktor der Medizin promoviert. In den Jahren von 1883 bis 1892 diente er als Sanitätsoffizier in der Kaiserlichen Marine. Während eines Einsatzes in Ostasien erkrankte Nocht an der Malaria. Von 1887 bis 1890 arbeitete er – abkommandiert nach Berlin – unter Robert Koch am Hygienischen Institut der dortigen Universität. Während der furchtbaren Cholera-Epidemie des Jahres 1892 in Hamburg trat Nocht dort die Stelle eines Hafenarztes an, in der er in mustergültiger und vorbildlicher Weise seinen Dienst versah.

Dank der Initiative Bernhard Nochts wurde im Jahre 1900 in Hamburg das Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten gegründet, eine Einrichtung, die unter seiner Leitung, welche er bis 1930 innehatte, internationale Bedeutung erlangen sollte. 1906 erfolgte Nochts Ernennung zum Titularprofessor, 1919 zum ordentlichen Professor für Tropenhygiene an der Hamburger Universität. Seit 1906 leitete er darüber hinaus das gesamte Hamburger Medizinalwesen. In der Zeit des Ersten Weltkrieges erwarb sich Nocht als Berater maßgeblicher Stellen große Verdienste bei der Bekämpfung von Seuchen (Flecktyphus, Malaria), was zahlreichen Soldaten das Leben rettete. 1923 berief man den bereits international angesehenen Forscher auf Grund seiner herausragenden Leistungen zum Mitglied der Hygiene-Kommission des Völkerbundes sowie bald darauf zum Leiter von dessen Malaria-Kommission. Er trat erst im Jahre 1932 als 75jähriger in den Ruhestand.

Was Bernhard Nochts tropenhygienische Arbeiten betrifft, so sind in erster Linie diejenigen über die Malaria erwähnenswert: So führte er beispielsweise die Behandlung dieser Krankheit mit Hilfe kleiner Chinindosen ein. Des weiteren publizierte er grundlegende Schriften über die Beriberi-Erkrankung.

Werke: Vorlesungen für Schiffsärzte der Handelsmarine über Schiffshygiene, Schiffs- und Tropenkrankheiten, Leipzig 1906. – Tropenhygiene, Berlin und Leipzig 1908 (2. Aufl. 1923). – Zusammen mit M. Mayer: Die Malaria, Berlin 1918.

Lit.: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre, hrsg. von I. Fischer, II, Berlin und Wien 1933, S. 1124f. – E. Martini: Bernhard Nocht. 1857-1945, in: Münch. med. Wschr. 99 (1957), S. 1985.

  Werner E. Gerabek