Biographie

Oldenburg-Januschau, Elard von

Herkunft: Westpreußen
Beruf: Kammerherr und Politiker
* 20. März 1855 in Beisleiden/Ostpr.
† 15. August 1937 in Marienwerder/Westpr.

Die Familie wird 1247 in Bremen erwähnt, 1262 sind die Oldenburgs in Mecklenburg, und sein Großvater war FlügeladjutantFriedrichs des Großen, dann wurde er Gutsbesitzer. Sohn, Vater und Enkel wurden es auch. Im Jahre 1862 kaufte der im Kreis Pr. Eylau/Ostpr. ansässige Vater für Sohn Elard das Gut Januschau im Kr. Rosenberg/Westpr., das der Sohn nach Schulbesuch in Königsberg Pr., Wernigerode, Brandenburg und Halle sowie nach achtjähriger Soldatenzeit 1883 übernahm. 9000 Mark hatte er dafür jährlich an den Vater zu zahlen. Ein Jahr später heiratete er die Gräfin Agnes von Kanitz. Sie hatten 3 Töchter und 18 Enkel. Bald schon kaufte der gut wirtschaftende Gutsherr zwei weitere Güter im Kreis Rosenberg und vergrößert seinen Besitz auf 11800 Morgen, zu denen noch zwei Güter außerhalb Westpreußens mit 4740 Morgen kamen und schließlich Gut Biegen Kr. Lebus.

Elard von Oldenburg war Mitglied des Kreistages, hatte im Provinziallandtag und im Provinzialausschuß einen Sitz und war 25 Jahre Kuratoriumsvorsitzender der Rosenberger Kreissparkasse. Der Bund der Landwirte in Westpreußen und auch die Landwirtschaftskammer Westpreußen wählten ihn zum Vorsitzenden. Viele andere Ämter kamen auf ihn zu. Er erfüllte sie mit viel Geschick, was durch die Ernennung zum Kammerherrn gewürdigt wurde. Seine große politische Karriere begann 1901. Mit 46 Jahren wurde er durch eine Nachwahl im Wahlkreis Elbing-Marienburg in das Preußische Abgeordnetenhaus (bis 1910) gewählt, ein Jahr später als deutsch-konservativer Abgeordneter in den Reichstag. Dort war er bald geachtet und gefürchtet. Oldenburg hatte seinen eigenen Willen, und er konnte sich ihn leisten, denn er war wirklich unabhängig. Rückblickend stellte er fest: „Zeit meines Lebens spielte ich selbst innerhalb der Konservativen eine gewisse Außenseiterrolle. Meine Freunde standen Todesängste aus, wenn ich das Wort ergriff, denn sie wußten, das ich mir das angeborene Recht nicht nehmen ließ, frei von der Leber weg zu reden.“ Was der Kammerherr am Abend öffentlich sagte, stand in der Regel am anderen Tag in der Zeitung. Ihm wurde Achtung und auch Vertrauen entgegengebracht, auch von der Parteileitung, die ihn Verbindung zum rechten Flügel des Zentrums halten ließ. Den wiederholten Bestrebungen, die Kommandogewalt des Kaisers über die Armee abzuschaffen, setzte er entgegen: Kaiser und König müsse jeden Moment zu einem Leutnant sagen können: „Nehmen Sie zehn Mann und schließen Sie den Reichstag.“ Das löste große Empörung aus, selbst in einer Theaterrevue wurde er verspottet und bei der letzten Vorkriegswahl 1912 gegen die verbündete liberale Mitte aus Elbingnicht wiedergewählt. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde der fast sechzigjährige Rittmeister der Landwehr Verbindungsoffizier der V. Armee des Kronprinzen zum Großen Hauptquartier. Vergeblich trug er dem Reichskanzler seine Pläne für eine andere praktikable Kriegsernährungswirtschaft vor. Als Major und Regimentskommandeur nahm er an der Abwehrschlacht am Stochod teil, dann holte ihn die Heimat und übertrug ihm wichtige wirtschaftliche und landwirtschaftliche Aufgaben. Sein Einfluß war auch ohne Staatsamt groß.

In den zwanziger Jahren galt seine Aufmerksamkeit den landwirtschaftlichen Sorgen, von denen auch seine Betriebe nicht frei blieben. Die Kreisstadt Rosenberg ernannte Elard von Oldenburg-Januschau zu ihrem Ehrenbürger. Als er 1930-32 noch einmal Reichstagsabgeordneter geworden war, stritt er mit Wilhelm Pieck über die Unwirtschaftlichkeit der vom späteren „DDR“-Präsidenten geforderten Kleinsiedlerstellen. Er lud ihn auf sein Gut Januschau ein und erklärte ihm, daß zu einer vollen Ackernahrung 20 bis 25 ha notwendig seien. Oldenburg verstand viel von Landwirtschaft, und er kannte sowohl die Sorgen der Landwirte als auch die der Landarbeiter. Er war bei beiden sehr beliebt, hatte aber wegen seiner Anhänglichkeit zum nicht mehr regierenden Königshaus bedeutende Gegner, wie den Rosenberger Landrat (192125) Dr. Ferdinand Friedensburg. Beide mochten sich nicht. Der spätere Berliner Politiker Friedensburg stellte bei Oldenburg einen leidenschaftlichen Haß gegen die Republik fest und zählte ihn zu den von ihm nicht geschätzten deutschnationalen Ratgebern Hindenburgs auf Neudeck, ebenfalls Kr. Rosenberg, den Oldenburg sehr verehrte. Der Bevölkerung im Kreise Rosenberg und auch über die Kreisgrenzen hinaus blieb der volkstümliche Kammerherr als der Alte Januschauer in guter Erinnerung.

Werke: Elard Oldenburg-Januschau: Erinnerungen, Leipzig 1936.

Lit.:Ferdinand Friedensburg: Lebenserinnerungen, Bd. I, Frankfurt/M. und Bonn 1969; Alfred Müsse u.a.: Der Landkreis Rosenberg, Detmold 1963; Altpreußische Biographie, Bd. II, S. 480f., Königsberg i. Pr. 1942.