Biographie

Orlik, Emil

Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Maler, Graphiker
* 21. Juli 1870 in Prag
† 28. September 1932 in Berlin

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die Akademie der Bildenden Künste München eine der bedeutendsten Ausbildungsbildungsstätten, wo Franz von Stuck und andere lehrten, und Lovis Corinth, Otto Mueller, Wassily Kandinsky, Alfred Kubin, Paul Klee, Franz Marc, Giorgio De Chirico u.a. studierten. Hier studierte auch der Schneidersohn aus Prag, Emil Orlik.

Ab 1897 etablierte er sich in Prag mit einem eigenen Atelier. Bemerkenswert für diese Zeit ist seine Japanreise von 1900-1901. Auch van Gogh hatte in dieser Zeit den japanischen Holzschnitt entdeckt, beispielsweise von Katsushika Hokusai und für seinen Stil verwandt. Orliks Radierungen und Holzschnitte zeigen den starken Einfluss, den die japanische Kunst auf ihn gemacht hat. Er publizierte u.a. Anmerkungen über den Farbholzschnitt in Japan (in: Graphische Künste, 1902).

Im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe fand vom 12.10.2012 bis zum14.4.2013 eine Ausstellung zu dem Thema statt: Wie ein Traum! Emil Orlik in Japan.

Von 1899 bis 1905 war Orlik Mitglied der Wiener Secession, die am 3. April 1897 von Gustav Klimt u.a. gegründet worden war. Orlik veröffentlichte in der Secessions-Zeitschrift „Ver Sacrum, (Heiliger Frühling)“, die ähnlich wie die von Georg Hirth Ende 1895 in München gegründete illustrierte Kulturzeitschrift „Jugend“, das Neue, Junge implizieren soll in Abgrenzung zu dem vorherrschenden Historismus und als Epoche „Jugendstil“ genannt werden wird.

Während dieser Zeit war auch ein anderer Böhme in Wien: Franz Metzner, aus Wscherau in Westböhmen stammend, der in Berlin an der Königlichen Porzellanmanufaktur gearbeitet und auf der Pariser Weltausstellung prämiert worden war, 1903 bekam er eine Professur für die Modellierklasse an der Wiener Kunstgewerbeschule. Auch er arbeitete mit Künstlern der Wiener Sezession zusammen. Der Wiener Jugendstil wurde auch der Sezessionsstil genannt.

1905 erhielt Emil Orlik einen Ruf als Professor an die Staatliche Lehranstalt des Berliner Kunstgewerbemuseums, die sich in Charlottenburg befand, das zu der Zeit noch nicht nach Berlin eingemeindet war und eine technische Hochschule in der Nähe der Lehranstalt besaß.

Auch Metzner kam zurück nach Berlin und schuf die Figuren für das Leipziger Völkerschlachtdenkmal, dessen Architekt Bruno Schmitz war. Die Figuren zählen noch heute zu dem bedeutendsten Bildschmuck des Jugendstils in Deutschland. Das Denkmal wurde unter großem Aufsehen 1913 eingeweiht. Ein Jahr später werden viele Künstler in den Krieg ziehen und fallen, u.a. Franz Marc und August Macke.

Zu den Schülern in Orliks Graphik-Klasse zählen George Grosz, Hannah Höch, Siegward Sprotte u.a. Ab 1906 war Orlik Mitglied der Berliner Secession und beteiligte sich an deren Ausstellungen.

Ab 1915 befanden sich Orliks Wohnung und sein Atelier in Berlin-Tiergarten. Berlin blieb bis zu seinem Tod sein Wohnort, von dort aus unternahm er fast jährlich Reisen nach Südeuropa, Frankreich, in die Schweiz, aber auch nach Russland, Ägypten und anderen Orten Afrikas. 1912 hatte er eine zweite, ausgedehnte Asienreise unternommen, die durch China, Korea und Japan führte.

1914 schuf er die Wandmalereien für die Deutsche Werkbundausstellung in Köln, 1918 nahm er als Pressezeichner an der deutsch-russischen Friedenskonferenz in Brest-Litowsk teil. 1924 besuchte Orlik Nordamerika. Die Reiselust der Künstler früherer Zeiten nach Italien war gegen Ende des 19. Jahrhunderts der Lust der Künstler an Weltreisen gewichen.

Orlik sammelte Kunstwerke aus dem Fernen Osten und war 1909 Leihgeber zur Ausstellung „Japan und Ostasien in der Kunst“ in München. Einer seiner Freunde aus der Prager Zeit war Rainer Maria Rilke, der im „Ver Sacrum“ Heft 7, 1900, über ihn schrieb: „Ein Prager Künstler“.

Obwohl Orlik einer der weitgereisten Künstler seiner Zeit war, verschloss er sich den neueren expressionistischen, abstrakten oder neusachlichen Tendenzen. Als 1919 das Bauhaus in Weimar gegründet wurde, verlor er viele seiner Schüler an die neue Richtung und ließ sich schließlich im Juni 1932 vorzeitig pensionieren.

Kurze Zeit später, am 28. September 1932, starb Emil Orlik im katholischen Franziskus-Krankenhaus Berlin-Charlottenburg, in dem später der Enkel von Käthe Kollwitz arbeiten wird.

Lit.: Zu Emil Orlik in Japan, siehe: Judith Knippschild „Da wurde der Wunsch zur Begierde“. Über Japansehnsucht und Künstlerreisen im 19. und frühen 20. Jahrhundert, Inaugural-Dissertation, Philosophischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, 10.02.2020

Bild: Emil Orlik, Selbstportrait, Radierung, 1910.

Jenny Schon