Biographie

Pacha, Augustin

Herkunft: Banat
Beruf: Bischof des Bistums Temeswar, Glaubenszeuge
* 26. November 1870 in Moritzfeld/Banat
† 4. November 1954 in Temeswar/ Banat

Augustin Pacha erblickte am 26. November 1870 in Moritzfeld – heute Mǎureni – im Komitat Temesch, Banat als zwölftes von dreizehn Kindern das Licht der Welt. Seine Eltern stammten von deutschen Vorfahren, die einst im Banat angesiedelt wurden. Nach Abschluss der Volksschulklassen in seinem Heimatort setzte er seine Studien an den besten Schulen der damaligen Zeit in Kecskemét, Temeswar und Szegedin fort.

Schon im Jugendalter erwachte in ihm die priesterliche Berufung, und deshalb wurde er zwischen den Jahren 1886 und 1889 Student des Emericanums, des Kleinseminars in Temeswar. Von hier führte ein gerader Weg ins Priesterseminar von Tschanad. Nach Absolvierung des Seminars wurde er am 12. August 1893 im Dom von Temeswar zum Priester geweiht. Nachdem er ein Jahr lang in Mezǒkovácsháza als Kaplan gedient hatte, wurde er zum Registrator im Tschanader Bistum – welches zu der Zeit seinen Sitz in Temeswar hatte – ernannt. Von da an diente er, ohne Unterbrechung, in der Kanzlei der Diözese. Mittlerweile promovierte er auch zum Doktor der Theologie. Seine kirchlichen Vorgesetzten wurden schnell auf seinen Fleiß und seine Begabung aufmerksam, so dass er schon im Jahre 1901 zum Sekretär des damaligen Bischofs ernannt wurde. 1906 erhielt er den Titel des Ehrendomherren des Bistums, und noch im gleichen Jahr wurde ihm die päpstliche Auszeichnung „Pro Ecclesia et Pontifice“ erteilt.

1911 war er bereits Mitglied des Tschanader Domkapitels, als Domherr der Taschanader Diözese. Im gleichen Jahr avancierte er: Vom Sekretär des bischöflichen Hofamtes wurde er der Direktor der bischöflichen Kanzlei. Nach vier Jahren erhielt er 1915 den nach der heiligen Elisabeth benannten Rang des Titularpropsts von Szepes.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Diözese Pachas, das Taschanader Bistum, durch den Friedensvertrag von Trianon unter drei Staaten aufgeteilt (Jugoslawien, Rumänien, Ungarn). Dem Königreich Rumänien fiel der größte Teil mit der Residenz Temeswar zu, somit 160 Pfarreien mit 450.000 Gläubigen. Der damalige Tschanader Bischof Gyula Glattfelder hielt sich am Anfang in Temeswar auf, aber 1923 war er gezwungen, nach Ungarn zu übersiedeln wegen der ständigen Belästigungen und der immer schlechteren Beziehungen zum rumänischen Staat. Zu dieser Zeit wurde Szeged die neue Residenz der Tschanader Diözese. Im rumänischen Teil des Bistums gründete der Heilige Stuhl ein apostolisches Gouvernement, und Domherr Dr. Augustin Pacha wurde 1923 apostolischer Administrator.

Nach vier Jahren wurde Dr. Pacha von Papst Pius XI. 1927 zum Titularbischof von Lebedo ernannt. Diese Bischofsweihe fand im Dom von Temeswar am 10. Mai statt, an welcher Angelo M. Doci, päpstlicher Nuntius von Bukarest, die Feierlichkeit zelebrierte.

Am 5. Juni 1930 wurde das apostolische Gouvernement vom Heiligen Vater zum Rang einer Diözese erhoben. Der erste Hohepriester des auf diese Weise entstandenen Bistums wurde Dr. Augustin Pacha ab 16. Oktober mit dem Titel eines apostolischen Administrators. Im gleichen Jahr ernannte der rumänische König Augustin Pacha zum Großoffizier des rumänischen Kronen-Ordens.

Pacha stärkte seine Banater Schwaben in ihrer katholisch-deutschen Identität und unterstützte sie in der Pflege der Muttersprache sowie in ihrer geistigen und kulturellen Entfaltung. Aber auch den anderen Nationalitäten unter den Gläubigen seiner Diözese billigte er die gleichen Möglichkeiten und Chancen zu Bewahrung und Entfaltung ihrer Identität zu.

Als außerordentlich volksverbundener Oberhirte durchreiste Pacha sein ganzes Bistum und suchte die Nähe seiner Gläubigen, vor allem der Kinder und Jugendlichen. Er veranstaltete Volksmissionen, spendete die Heilige Firmung sowohl in Pfarreien als auch in Filialen, konsekrierte zahlreiche Kirchen, nahm an Wallfahrten, Kirchweihen und anderen Festen der Pfarreien teil, organisierte mit Hilfe der Benediktinerinnen von St. Lioba die katholische Jugendarbeit, unterstützte Mädchen- und Frauengruppen, Chöre und Theatervereine und trug – auch mit neuen, auf seine Initiative edierten Religions-, Sing- und Spielbüchern sowie anderen Publikationen – wesentlich zur einheitlichen Entwicklung der konfessionellen Schulen bei.

Im Verlauf der 1930er und 1940er Jahre gewann das nationalsozialistische Deutschland zunehmend Einfluss auf die Strukturen der Rumäniendeutschen und begrenzte den kirchlichen Spielraum, besonders im Schulwesen. Um eine Aufhebung der einschränkenden Maßnahmen gegen seine Institutionen zu er­wirken und die immer vehementer agierenden kirchenfeindlichen „Hitleristen“ im Banat einzudämmen, reiste Pacha im Februar 1934 zusammen mit seinem Neffen, dem schwäbischen Abgeordneten Dr. Franz Kräuter, inkognito nach Berlin und wurde von Reichskanzler Hitler und Reichminister Hess empfangen. Sie versprachen den Besuchern zwar zunächst Zugeständnisse, fielen ihnen dann aber in den Rücken. Hitler verfügte, die Nachricht von der Bischof Pacha bewilligten Audienz in die breiteste Öffentlichkeit zu streuen. Ganz Europa sollte von seiner Allmacht in der Politik der östlichen Staaten hören und zugleich von der kompromittierenden Huldigung des Katholizismus für ihn und sein Werk durch dessen eigene Würdenträger.

In den Jahren des Zweiten Weltkriegs und der Russlandverschleppung setzte der Bischof alles daran, die dadurch verursachten Nöte und Wunden erträglicher zu machen. Beispielsweise rief er ein Hilfswerk für Kinder ins Leben, deren Eltern nach Russland deportiert worden waren, oder organisierte Hilfen für Heimkehrer von der Zwangsarbeit.

Von 1939 bis 1944 war Pacha Senator im Bukarester Senat. In seinen vor großer Öffentlichkeit gehaltenen Reden – wie etwa auf der Großversammlung zum 200-jährigen Jubiläum der Einwanderung der Schwaben ins Banat oder bei der Einweihung der deutschen, „Banatia“ genannten, Lehrerbildungsanstalt – forderte er die Schwaben auf, ihre Traditionen und kulturellen Werte zu bewahren.

Im Jahre 1948 erklärte der rumänische Staat das Temeswarer Bistum für aufgelöst. Der Staat ankannte die Diözese nur noch als Oberdechanat. Der damals schon 78-jährige Bischof Pacha lehnte jedoch die Auflösung der Diözese und seine Versetzung in den Ruhestand ab. Der rumänische Staat ließ ihn daraufhin am 20. Juli 1950 verhaften. Als Grund wurde angegeben, dass er die Liquidierung seiner Diözese nicht akzeptieren wollte und im Dom von Temeswar eine Stellungnahme des Heiligen Stuhls verkündete, welche die Missstände des rumänischen Staa­tes anprangerte.

Vom 10. bis zum 17. September 1951 fand in Bukarest einer der grauenvollsten stalinistischen Schauprozesse in der Geschichte Rumäniens statt, in dem die Verfolgung der christlichen Kirchen und die stalinistische Gleichschaltung gipfelten. Die zehn Angeklagten – darunter sechs Kirchenmänner – versuchte man zu zwingen, Taten einzugestehen, die sie nie begangen hatten. Im so genannten „Prozess der Spione des Vatikans“ wurden sie von einem Militärtribunal zu schweren Gefängnisstrafen verurteilt, an ihrer Spitze der greise Bischof Augustin Pacha. Ihn beschuldigte man des Hochverrats und der Spionage für die Westmächte und den Vatikan sowie eines Devisenvergehens. Außerdem wurde ihm vorgeworfen, tatenlos den wachsenden Einfluss der Nationalsozialisten und deren Übernahme katholischer Schulen im Banat hingenommen zu haben. Pacha wurde zu 18 Jahren Kerker verurteilt und ins Gefängnis von Sighet gebracht. Dort war er in einer Zelle zusammen mit Márton Áron (Bischof von Siebenbürgen), Dr. Boros Béla (der schon im Geheimen als Assistenzbischof von Temeswar geweiht worden war), mit Alexandru Todea (griechisch-katholischer Bischof) und mit Bischof Joseph Schubert (der ebenfalls geheim eingeweiht worden war) eingesperrt. Nach dem Bericht eines anonymen Priesters über die Haftbedingungen und Aufenthaltsorte habe Pacha selbst unter den harten Bedingungen der Zwangsarbeit am Donau-Schwarzmeer-Kanal, den qualvollen allnächtlichen Verhören und der Folter sich niemals entwürdigt, die Atmosphäre des Leidens wie ein Märtyrer mit Güte und Duldsamkeit ertragen und den vielen zu ihm kommenden Trost- und Hilfesuchenden neue Kraft gespendet. Als ihn einmal ein betrunkener Soldat im Lager anhielt und verlangte, er solle auf der Stelle niederknien und Stalin anbeten, sah der Bischof ihn lange und durchdringend an, drehte sich um und ging ruhig davon. Die anderen alle glaubten, der Soldat würde ihn niederschlagen, aber der war noch sprachloser als sie.

Im Frühjahr 1954 erbarmte sich die rumänische Regierung des alten Bischofs und ließ den damals schon 84-Jährigen, vollkommen blinden und an Krebs leidenden Mann mit Rücksicht auf seinen Gesundheitszustand frei.

Zurückgekehrt, nahm Pacha von neuem die Dienstangelegenheiten seiner Diözese in die Hand und diente seiner Kirche und seinen Gläubigen sozusagen bis zu seinem Tode. Dieser ließ nicht mehr lange auf sich warten. Am 4. November 1954 starb Bischof Pacha. Die Beerdigung fand in der Krypta des Doms von Temeswar statt, die seine irdischen Überreste bis heute bewahrt. Die katholische Kirche hat Bischof Augustin Pacha als Glaubenszeugen in das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts aufgenommen.

Bis zum Jahre 1990 hatte die Temeswarer Diözese keinen geweihten Bischof mehr. Erst nach der Revolution in Rumänien wurde Sebastian Kräuter am 16. März 1990 von Papst Johannes Paul II. zum neuen Bischof der Diözese ernannt und geweiht.

Lit.: Gabor Merényi-Metzger, Märtyrer seines Glaubens. Vor 40 Jahren starb Bischof Dr. Augustin Pacha, in: Der Donauschwabe v. 27.11.1994, S. 6. – Anton Peter Petri, Biographisches Lexikon des Banater Deutschtums, Marquartstein 1992, Sp. 1366 ff. – Erinnerungen an den ersten Bischof von Temeswar Dr. h. c. Augustin Pacha (1870-1954). Ein Stück Banater Heimatgeschichte, bearbeitet im Auftrag des Bischofs von Temeswar von Msgr. Martin Roos, Bischöflicher Kanzler, mit einem Vorwort von Bischof Sebastian Kräuter, ADZ Verlag, Bukarest 1995, 254 S. – Nikolaus Engelmann, Hirte seines Volkes. Aus dem Leben und Wirken des Temeswarer Bischofs Dr. theol. h. c. Augustin Pacha, Verlag Christ unterwegs, München 1955, S. 45-46. – Augustin Pacha, https://de.wikipedia.org/wiki/ Augustin_Pacha.

Bild: Deutsche Zeitung für Rumänien.

Stefan P. Teppert