Biographie

Pardubitz, Ernst von

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien), Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Erster Erzbischof von Prag, Kanzler Kaiser Karls IV.
* 1. Januar 1300 in Glatz
† 30. Juni 1364 in Raudnitz a.d. Elbe

Ernst von Pardubitz war der erste Erzbischof von Prag, dessen Bischöfe seit der Gründung des Bistums im Jahre 973 bis 1344 der Metropole Mainz unterstanden, und er war auch der erste Kanzler der 1348 gegründeten Karls-Universität Prag. Als Erzbischof von Prag war er Metropolit der Kirchenprovinz Böhmen, die außer dem Erzbistum die Suffraganbistümer Olmütz und Leitomischl umfasste. Seine Kindheit verbrachte Ernst als Sohn des Burghauptmanns in Glatz, wo er 1305 bis 1310 die Lateinschule besuchte. Danach war er in der Schule der Benediktiner in Braunau. Später studierte er in Bologna und Padua, weilte auch am päpstlichen Hof in Avignon, ehe er in Prag Domherr wurde. 1343 wurde Pardubitz zum Bischof des Bistums Prag ernannt, das 1344 Erzbistum wurde. Als Erzbischof berief er 1349 eine Reformsynode ein, sodass mit ihm „eine neue Epoche der Kirchengeschichte in Böhmen“ begann. Er legte den Grundstein für einen Neubau des St. Veits-Domes, zu dessen Baumeister zunächst Mathias von Arras und nach dessen Tode Peter Parler aus Gmünd bestellt wurde. Auch war Ernst maßgeblich an der Gründung der Prager Universität beteiligt. 1347 krönte er Karl IV. zum König von Böhmen, begleitete ihn auf vielen Reichstagen, auch bei der Kaiserkrönung 1355 in Rom. Unter ihm herrschte in Böhmen geordnetes religiöses Leben. Er wurde vom Volke verehrt, das ihn nach seinem Tode als Heiligen ansah, obwohl er nie kanonisiert wurde. Als er 1364 starb, kam der bisherige Bischof Johann Očko von Vlašim von Olmütz auf den Erzbischöflichen Stuhl nach Prag. Neuer Bischof von Olmütz wurde Johann von Neumarkt, der Kanzler der Prager Reichskanzlei.

Durch einige lateinische Lebensbeschreibungen sind wir über Ernst gut unterrichtet, auch über seine glühende Marienverehrung. Ihr verdankt die Nachwelt die berühmte Glatzer Madonna, die von ihm dem Augustiner-Chorherrenstift in Glatz geschenkt wurde. Sie stammt vermutlich aus der Werkstatt des Meisters von Hohenfurth und befindet sich heute in der Gemäldegalerie in Berlin.

Die Grafschaft Glatz führt zu Recht den Beinamen Marienland als dessen geistlichen Begründer Ernst von Pardubitz gilt. Als sein Vater böhmischer Burgkastellan in Glatz war, stand auf dem Hochaltar der Ordenskirche eine Statue der Gottesmutter mit dem Kind auf dem Arm. Vor dieser Statue hatte Ernst eine Vision, die er erst spät zu Papier brachte „geschrieben durch mich, der Heiligen Prager-Kirche unwürdigen Erz-Bischof, durch meine sündhaftigen Hände“. Als Arnestus-Vision und als Arnestus-Prophezeiung ist dieses Geschehen bekannt geblieben. Der spätere Erzbischof schreibt:

„Als ich zu Glatz in der Pfarr-Schul, welche die Spital-Herren S. Joannis von Jerusalem verwalten, studierte, und selbsten all da an einem Tag (meine an einem Samstag) mit anderen Schulknaben stehend, der Vesper beywohnete, hat sich nach dem Magnificat, oder bald nach der Vesper, als ein Antiphon (ich meine das Salve Regina, wie ich mich eigentlich nicht erinnere) gesungen wurde, zugetragen, daß als ich das Bild angesehen, welches daselbst auf dem hohen Altar der seligsten Jungfrau Maria ware, bald ohne allen Verzug sich das Angesicht des Bildes der Ehrwürdigen Jungfrau und Mutter Gottes Maria sehr verdrüßlich und zornig von mir abwendet und zu mir das Hinterteil des Gesichts und ein teil des Rucken gekehret. Dabey ich hefftig erschrocken und verändert und gleichsam von Sinnen gantz bestürzt: doch weret es nicht lange, daß ich wieder zu mir kommen. Jedoch konnte ich nicht ansehen ohne Schröcken das Hinterteil des Gesichts, Halses und Ruckens, welche mir gantz unsauber, schimlicht und zerrissen vorkommen, auf solche Weis, die ich mit eigentlichen Worten nicht erklären kann. Ich sehe sie an und finge an mit gantz traurigem und bitterm Gemüt die seligste Jungfrau zu bitten, sie wollte sich doch meiner erbarmen und ihr Angesicht wiederum zu mir wenden.

Da ich also in Traurigkeit betete, begunte ich ferner auf das Bild ihres Sohnes zu sehen und zu erfahren, ob sich auch das Angesicht des Bildes Jesu Christi von mir abgewendet hätte. Weil ich aber gesehen, daß es nicht verwendet, gewann mein Herz etlichermaßen einen Trost, und verharrete im vorigen Gebet zu der glorwürdigsten Jungfrau, auf daß sie ihr Angesicht wiederum zu mir wenden wolle. Indem ich also betete, ist nach kleiner Weil geschehen, daß sie langsam bey mählich und gleichsam noch nicht allerdings mit mir zufrieden das Angesicht zu mir gewendet, in dem selbigen Stand, wie ich sie gesehen!“

Ernst hat diese Vision nie vergessen. Er hatte stets eine Kopie jener Muttergottesfigur bei sich und verschenkte Abbilder dieser Statue an verschiedene Kirchen, so dass er mit Recht als Begründer der innigen Marienverehrung in Glatz und Böhmen genannt wird.

Bild: Ernst von Pardubitz als Stifter der „Glatzer Madonna“, um 1350, Gemäldegalerie Berlin.

Rudolf Grulich