Biographie

Paulsen, Arno (Zubke, Gustav)

Herkunft: Pommern
Beruf: Schauspieler
* 3. Januar 1900 in Stettin/Pommern
† 17. September 1969 in Baden-Baden

Eine kurze Mitteilung in den Stettiner Nachrichten Nr. 10/1969 hat seinen Landsleuten den Tod von Arno Paulsen angezeigt, der an seinem letzten Wohnsitz, in Baden-Baden, in einem Krankenhaus gestorben war. An seinem Geburtsort hatte er die Volks- und die Mittelschule besucht. Da er schon früh seine Leidenschaft für das Theater spürte und eine klangvolle Stimme hatte, nahm er sogleich Gesang-Unterricht. Da während des Ersten Weltkrieges die Auswahl an Darstellern nicht groß war, kam er schnell zu seinem Debüt als Tenor und Buffo am heimatlichen Stadttheater. Den grauen Rock mußte er zwar selbst noch anziehen, doch nicht lange tragen, denn im November 1918 kam das Ende.

Paulsen ging sofort zurück an das Bellevue-Theater Stettin; die Uraufführung der OperetteIhre Hoheit, die Tänzerin (Musik: Walter W. Goetze, Text: Richard Bars/Oscar Felix) am 8. Mai 1919 erlebte dort mit ihm mehr als 300 Wiederholungen. Seine Stimme gefiel, wurde weiter gefördert, und schon 1920 unterschrieb er seinen ersten Vertrag als Buffo in Brieg/Schlesien; Osnabrück, Oberhausen, Rudolstadt, wieder Stettin (als Tenor) und andere Engagements folgten bis zum Zweiten Weltkrieg, zuletzt schon als Spielleiter. Wieder wurde er Soldat und nahm 1940 am Frankreich-Feldzug teil. Nach kurzer Lazarettzeit arbeitete er dann bis zum Kriegsende an Fronttheatern.

Schon am 8. Mai 1945 erhielt Paulsen von der russischen Besatzungsmacht den Auftrag, in Berlin vorhandene Theater wieder spielfähig zu machen (Theater des Volkes und Theater am Schiffbauerdamm). Anfang 1946 stand er in Lommers Höllenparade auf der Bühne, wurde dort von dem Filmregisseur Wolfgang Staudte entdeckt und für den unter seiner Regie gedrehten Film Die Mörder sind unter unsder sowjetzonalen DEFA, den ersten deutschen Nachkriegsfilm, als Hauptdarsteller verpflichtet. Das wurde ein Welterfolg, auch in den Metropolen London, Rom, Paris, Hollywood, Moskau!

War Paulsen schon um 1930 so bekannt gewesen, daß er damals von der Jugend „als Zigarettenbild“ gesammelt und ins Album geklebt wurde (Firmen-Werbung jener Zeit), so gelang mit diesem Film gleich der Durchbruch auf der Leinwand. Paulsen hat dann in mehr als 50 Filmen mitgewirkt:Razzia 1947, Wozzek 1948, Affaire Blum 1948, Epilog 1950, Wenn abends die Heide träumt 1952, Regina Amstetten 1953, Der 20. Juli 1955, Hotel Adlon 1955, um nur einige zu nennen. Von 1955 bis 1964 finden wir ihn im Ensemble des Berliner Schiller-Theaters an der Seite unserer bekanntesten Schauspieler jener Jahre wie Hans Söhnker, Bernhard Minetti, Rudolf Fernau, Berta Drews, Marianne Hoppe, Käthe Haack und anderen. Berlin war seine zweite Heimat geworden, wo er sich auch stets aktiv als Mitglied der Genossenschaft deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA) einsetzte, der er schon seit 1919 angehörte; nach 40jähriger Zugehörigkeit erhielt er 1959 das goldene Ehrenzeichen. Aber auch das Fernsehen hat sich noch seiner bedient, er war der Apotheker in der Fröhlichen Weinrunde.

Leicht ist ihm der Abschied aus Berlin nicht gefallen, als er mit 65 Jahren nach Baden-Baden zog. Das Deutsche Bühnen-Jahrbuch 1970 hat seinen Tod, sein 50jähriges Bühnenjubiläum und auch seine 50jährige Verbandszugehörigkeit für die so schnellebige Nachwelt festgehalten.

 

Bild: Arno Paulsen in „Die Mörder sind unter uns“ (DEFA, 1946); Süddeutscher Verlag München, Bilderdienst.

Friedrich Birkholz