Biographie

Perutz, Leo

Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Erzähler, Dramatiker
* 2. November 1882 in Prag
† 25. August 1957 in Bad Ischl

Leo Perutz wurde als Sohn eines Industriellen in Prag geboren, kam jedoch schon im Alter von elf Jahren mit seinen Eltern nach Wien. Hier studierte er Mathematik und war als Versicherungsmathematiker tätig. Am Ersten Weltkrieg nahm er als Reserveoffizier teil. Danach lebte er als freier Schriftsteller in Wien. 1938 mußte er wegen seiner jüdischen Herkunft seine Heimat verlassen und emigrierte mit seiner Familie nach Palästina. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam er jährlich nach Europa, wo er während eines Aufenthaltes in Bad Ischl verstarb. 1962 wurde ihm posthum die Auszeichnung „Le prix nocturne“ verliehen.

Leo Perutz ist vor allem als Autor historischer und phantastischer Romane bekannt geworden, mit dem Fernando-Cortez-Roman „Die dritte Kugel“ (1915), dem preisgekrönten Buch „Der Marques de Bolibar“ (1920), der den Untergang zweier deutscher Regimenter in der spanischen Revolution unter Napoleon schildert, und dem in der Zeit der Französischen Revolution spielenden Roman „Turlupin“ (1924). Sein Buch „Wohin rollst du, Äpfelchen …“ (1928) hat das Milieu der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg in Wien und in Sowjetrußland zum Hintergrund. Seiner Heimatstadt Prag sind eine Erzählung aus der Zeit des Hohen Rabbi Löw sowie der Roman „Nachts unter der steinernen Brücke“ (1953) gewidmet.

Werke (Auswahl): Das Mangobaumwunder. Eine unglaubwürdige Geschichte. (Mit Paul Frank) 1916; Zwischen neun und neun. (Rom.) 1918; Das Gasthaus zur Kartäsche. Eine Geschichte aus dem alten Österreich. 1920; Die Geburt des Antichrist. Wien 1921; Der Meister des jüngsten Tages. (Rom.) 1923; Der Kosake und die Nachtigall. (Rom., mit Paul Frank) 1927; Flammen auf San Domingo. (Rom.) 1929; Herr, erbarme Dich meiner! (Nov.) 1930; St. Petri-Schnee. (Rom.) 1934; Der schwedische Reiter. (Rom.) 1936; Der Judas des Leonardo. (Rom.) 1959.

Lit.: Wininger, S.: Große Jüdische National-Biographie, Bd. 5. O. J.; Sudetendeutscher Kulturalmanach. 1958.