Biographie

Philipp II. Herzog von Pommern

Herkunft: Pommern
Beruf: Herzog von Pommern
* 28. Juli 1573 in Neuenkamp/Pommern
† 3. Februar 1618 in Stettin

Philipps Aussicht, eines Tages regierender Herzog von Pommern zu werden, schien zunächst eher gering. Sein Vater Bogislaw (1544-1606) aus dem Geschlecht der Greifen hatte bereits 1569 freiwillig auf die Herrschaft über das Teilherzogtum Wolgast verzichtet und seinem jüngeren Bruder den Vortritt gelassen. Als Entschädigung erhielt er damals das an der Ostsee gelegene Barth sowie das ehemalige Zisterzienserkloster Neuenkamp in Vorpommern. Nachdem die Reformation in Pommern bereits 1534 Einzug gehalten hatte, war das Kloster aufgelöst worden. Bogislaw ließ 1580 aus den alten Gemäuern ein schmuckes Renaissanceschloss errichten, das er zu Ehren seines Schwiegervaters „Franzburg“ nannte. Hier wurde Philipp geboren. Leider ist dieses Schloss heute vom Erdboden verschwunden. Nachdem es im Dreißigjährigen Krieg schwere Zerstörungen erlitten hatte, wurde es schon 1660 vollständig abgetragen.

Philipp entwickelte sich zu einem klugen, vielseitig interessierten und kunstbegeisterten jungen Mann. Zu seiner umfassenden Erziehung gehörten auch mehrere Bildungsreisen (1595-1597), die bis nach Italien führten. Doch unterwegs erreichte ihn die Nachricht, dass seine Mutter Clara aus dem Hause Braunschweig-Lüneburg lebensbedrohlich erkrankt war. In der Hoffnung, sie noch lebend anzutreffen, brach Philipp seine Reise ab und begab sich unverzüglich nach Barth. Hier starb die 48-jährige Herzogin Clara im Januar 1598 vermutlich an der Pest. Sie hatte elf Kindern das Leben geschenkt, so dass das Fortbestehen des Greifengeschlechts auch künftig gesichert schien. Doch es sollte anders kommen …

1603 starb Philipps Onkel Barnim XII., woraufhin sein Vater als Bogislaw XIII. das Herzogtum Stettin erbte. Vielleicht aus Altersgründen, vielleicht auch, weil ihm der politische Ehrgeiz fehlte, setzte er seinen ältesten Sohn als Regenten ein. So wurde Philipp nach dem Tod seines Vaters im März 1606 regierender Herzog von Pommern-Stettin und bezog seine neue Residenz im Stettiner Schloss.

Ein Jahr später heiratete Philipp II. Sophia von Schleswig-Holstein-Sonderburg. Doch die Ehe blieb kinderlos. Das lag möglicherweise auch daran, dass Philipp schon früh mit gesundheitlichen Einschränkungen leben musste. Er litt nicht nur unter schmerzhaften Gichtanfällen, allem Anschein nach hatte er auch mit schweren Depressionen zu kämpfen, die ihn zwangen, sich immer mehr aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen. So fehlte ihm wohl auch die Kraft, sich gegen den aufstrebenden pommerschen Adel durchzusetzen. 1616 unterzeichnete Philipp II. die Bauern- und Schäferordnung, durch die das „Bauernlegen“ geregelt und legitimiert wurde. Diese Entwicklung hatte bereits ein Jahrhundert zuvor eingesetzt. Die meisten der bis dahin freien Bauern waren seither immer stärker schollen- und dienstpflichtig geworden. Das ehemals freie Bauernland wurde zum Gutsland, ein Zustand, der bis ins 20. Jahrhundert bestehen blieb.

Philipps große Leidenschaft galt von Jugend an den Künsten und Wissenschaften, eine Neigung, die durch seine weiten Reisen noch verstärkt worden war. Schon der 18-Jährige schrieb: „Es ist mir ein Vergnügen, hauptsächlich gute, auserlesene Bücher, Bildnisse von Künstlerhand und alte Münzen aller Art zu sammeln. Aus ihnen lerne ich, wie ich mich bessern und zugleich der Allgemeinheit nützen kann.“ Im Gegensatz zu manch anderem Renaissancefürsten ging es Philipp dabei nicht ausschließlich um die Repräsentation seiner Macht. Vielmehr beruhte die Liebe zu Kunst und Kultur auf einem inneren Bedürfnis, die Welt, oder doch zumindest sein näheres Umfeld besser und schöner zu gestalten. Er korrespondierte mit gelehrten Zeitgenossen, gründete in Stettin eine umfassende Bibliothek, vergab Aufträge an renommierte Maler und erstand zahlreiche Kunstwerke aus der Antike. Hier seien nur die wichtigsten Objekte seiner umfassenden Sammlung genannt: 37 Flachreliefs aus Silber, die zwischen 1806 und 1944 den Rügenwalder Silberaltar bildeten, seit dem Zweiten Weltkrieg jedoch zum Teil verschollen sind. Auch der berühmte Pommersche Kunstschrank, den Philipp II. 1617 erwarb, hat die Kriegswirren nicht überstanden und fiel in Berlin den Flammen zum Opfer. Eine weitere Kostbarkeit seiner Sammlung war die erste vollständige Landkarte des Herzogtums Pommern, die der Rostocker Mathematiker Eilhard Lubinus (1565-1621) 1618 im Auftrag des Herzogs angefertigt hatte. Sie ist bis heute von großer künstlerischer und historischer Bedeutung.

Um seinen zahlreichen Schätzen einen angemessenen Raum zu geben, gab Philipp II. eine eigene Kunstkammer in Auftrag, die im äußeren Westflügel des Stettiner Schlosses ihnen Platz finden sollte. Doch die Fertigstellung des Neubaus hat er nicht mehr erlebt. Philipp II. starb am 3. Februar 1618 im Alter von nur 44 Jahren. Seine letzte Ruhestätte fand er in der Krypta der Schlosskirche Stettin, Grablege der Greifenherzöge. Philipps früher Tod hat es ihm erspart, die Grauen des Dreißigjährigen Krieges mitzuerleben, bei dem weite Teile Pommerns verwüstet wurden und auch seine wertvolle Kunstsammlung fast vollständig verloren ging.

Weil Philipp II. keine Nachkommen hatte, trat sein 1577 geborener Bruder Franz die Nachfolge an, dessen Ehe ebenfalls kinderlos blieb. Überhaupt konnte keiner der Söhne Bogislaws XIII. einen Erben vorweisen. Das gab natürlich Anlass zu allerlei Gerüchten. In den Fokus des Verdachts, die Pommerherzöge verhext und ihre Unfruchtbarkeit verursacht zu haben, geriet die pommersche Adlige Sidonia von Bork (1548-1620), Stiftsdame im früheren Kloster Marienfluss. Nachdem sie auch von ihren Mitschwestern der Hexerei beschuldigt worden war, wurde sie 1620 verurteilt und hingerichtet. Das Schicksal des Greifengeschlechts hat dieser Hexenprozess freilich nicht aufhalten können, Es endete mit dem Tod des 57-jährigen Bogislaw XIV. 1637.

Lit.: Helmut Bethe, Die Kunst am Hofe der pommerschen Herzöge, Berlin 1937. – Kyra Inachin, Die Geschichte Pommerns, Rostock 2008.

Bild: Wikipedia Commons/ Gemeinfrei.

Karin Feuerstein-Praßer