Biographie

Philippi, Maja

Herkunft: Siebenbürgen
Beruf: Historikerin
* 12. Februar 1914 in Kronstadt
† 10. März 1993 in Hermannstadt

Als jüngere Tochter des Arztes Dr. Wilhelm Depner (1875-1950) und seiner Frau Margarethe geb. Scherg (1884-1970) wurde Maja Depner am 12. Februar 1914 kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges in der Hirschergasse mit der damaligen Hausnummer 21 (heute Nr. 11) geboren.

Maja Depner besuchte in Kronstadt die Volksschule und die Bürgerschule, danach in Hermannstadt das deutsche Mädchenlyzeum. Anschließend studierte sie Geschichte, Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie an den Universitäten in Kiel, Freiburg, Göttingen und Hamburg in den Jahren 1932 bis 1937.

In Hamburg promovierte sie im Jahre 1937 zum Dr. phil. mit der Dissertation Das Fürstentum Siebenbürgen im Kampf gegen Habsburg. Untersuchungen über die Politik Siebenbürgens während des dreißigjährigen Krieges, die 1938 in Stuttgart auch gedruckt wurde und bis heute als die beste Darstellung des Themas gilt. Ihren Doktortitel nostrifizierte Dr. Maja Depner im Jahre 1940 an der Universität Klausenburg.

Im Jahre 1940 begann Maja Depner ihre Lehrtätigkeit an der Kronstädter deutschen Frauenschule. Im Jahre 1941 heiratete sie den Geographieprofessor Kurt Philipp und wurde die Mutter von drei Kindern: Friedrich (1942), Astrid (1944) und Kurt (1949).

Maja Philippi unterrichtete nach ihrer Heirat mehr als drei Jahrzehnte lang an den deutschen Volksschulen und zuletzt – nach ihrer Pensionierung – auch am Honterus-Lyzeum in Kronstadt. Für ihre hingebungsvolle erzieherische Tätigkeit erhielt sie im Jahre 1971 den Ehrentitel „Verdienter Professor“. Als begnadete Lehrerin hat sie mehr als zwei Dutzend Schülergenerationen in die geschichtliche Dimension eingeführt und mitgeprägt.

Im Alter von über 50 Jahren begann sie sich wieder auch der Geschichtswissenschaft und Forschung zu widmen. Ihre preisgekrönte Arbeit über den Kronstädter Bürgeraufstand von 1688 wurde im Jahre 1965 gedruckt. Besonders untersuchte sie die Sozialstruktur Kronstadts, und beschränkte dabei nicht nur auf die Oberschicht, sondern widmete sich auch dem Mittel- und Unterschichten der Bevölkerung.

Für die Synthese-Bände Sächsisch-schwäbische Chronik (1976) und Geschichte der Deutschen auf dem Gebiete Rumäniens (1979) schrieb Maja Philippi wertvolle Beiträge, ebenso für den Sammelband Kronstadt. Eine siebenbürgische Stadtgeschichte (1999).

Ihr geschichtliches Hauptwerk ist der Band Die Bürger von Kronstadt im 14. und 15. Jahrhundert (1986). Andere größere Arbeiten sind: Michael Weiß. Sein Leben und Werk in Wort und Bild (1982); Der Bürgeraufstand von Kronstadt 1688 (1984), Kronstadt – Braşov, das Bild einer Stadt im 19. Jahrhundert (1978). Mehrere Aufsätze von Maja Philippi erschienen in den wissenschaftlichen Fachzeitschriften Forschungen zur Volks- und Landeskunde und Studii şi articole de istorie.

Zahlreiche Beiträge von ihr wurden jedoch in den Zeitungen Neuer Weg, Karpatenrundschau, Hermannstädter Zeitung, Kirchliche Blätter u.a. veröffentlicht und erreichten so ein breites Leserpublikum. Es ist auch heute noch ein wahrer Genuss, diese „Kabinettstücke“ zu lesen. Eine schöne Auswahl davon ist im Bande Kronstadt. Historische Betrachtungen über eine Stadt in Siebenbürgen (1996) zusammengefaßt.

Auch mit Familiengeschichte hat sich Maja Philippi befasst. Das schöne Ergebnis trägt den Titel: 200 Jahre Familie Scherg in Kronstadt. Vom Wollenweber Michael Scherg zur Tuchfabrik Scherg (1993).

Maja Philippi war auch eine aktive Persönlichkeit des öffentlichen Lebens. Sie hielt zahlreiche Vorträge, um geschichtliches Wissen anschaulich und ansprechend zu vermitteln. Viele Jahre lang war sie auch Mitglied des Presbyteriums der Kronstädter Honterusgemeinde. Als solche war sie die Fachkraft für geschichtliche Probleme und dafür gewissermaßen die rechte Hand des verdienstvollen Kurators Dr. Otmar Richter (1908-1987). Sie war auch maßgeblich an den beiden Ausstellungen Johannes Honterus (1973) und 600 Jahre Schwarze Kirche (1984) beteiligt, die am 16. Mai 2012 abgeräumt wurden.

Für die Karpatenrundschau hat Maja Philippi zahlreiche Beiträge mit eigenen Forschungsergebnissen verfaßt. Sie arbeitete auch mit an den dort veröffentlichten Folgen Taten und Gestalten (1981-1982) und Zeugen der Zeit (1983-1985).

Die Quellen für ihre Arbeiten fand sie meistens im Kronstädter Staatsarchiv in der alten Schmiedbastei am oberen Ende des Roßmarktes. Hier arbeitete auch der Verfasser dieses Beitrags, der seiner ersten Fachlehrerin für Geschichte später bei ihren Forschungen helfen konnte, was sie auch in ihren Arbeiten wiederholt erwähnt hat.

Für alle ihre schönen Leistungen bewahren wir Maja Philippi ein dankbares Andenken für ein vorbildliches segensreiches Leben als Frau und Mutter, als Lehrerin und Forscherin.

Bild: Ortrun Scola/Annemarie Schiel, Siebenbürgisch-sächsische Frau­­en­gestalten, 1990, S. 95.

Gernot Nussbächer