Biographie

Pietsch, Ludwig

Herkunft: Danzig
Beruf: Schriftsteller, Journalist, Zeichner
* 25. Dezember 1824 in Danzig
† 27. November 1911 in Berlin

Ludwig Pietsch wurde als Sohn eines Regierungssekretärs ge­boren. Er besuchte die Kunst- und Gewerbeschule in seiner Hei­matstadt und betrieb von 1841 bis 1843 Studien an der Berliner Kunstakademie. Er betätigte sich als Zeichner und illustrierte u.a. Werke von Theodor Storm, Fritz Reuter sowie Gedichte und Dramen von Goethe. Journalistisch arbeitete er für die Spenersche Zeitung, für die von Gustav Freytag und Julian Schmidt herausgegebenen Grenzboten und die Berliner Allgemeine Zeitung.

1863 weilte er für ein halbes Jahr als Korrespondent in Paris; seit 1864 war er Feuilletonredakteur der Vossischen Zeitung. Pietsch berichtete über das kulturelle und gesellschaftliche Leben in Berlin, den Deutsch-Französischen Krieg, die Eröffnung des Suez-Kanals sowie seine Reisen nach Russland, Sizilien und Griechenland. Neben seinen Reiseberichten veröffentlichte er Bücher über zeitgenössische Malerei und Künstler (An­dreas Achenbach, Paul Meyerheim).

Pietsch lernte den russischen Dichter Turgenjew während dessen Aufenthalt in Deutschland kennen; mit ihm war er in einer lebenslangen Freundschaft verbunden und machte ihn mit Theodor Storm bekannt. Seit 1870 waren Pietsch und Fontane Kollegen bei der Vossischen Zeitung. Pietsch war einer der ersten Kritiker von Fontanes Roman Vor dem Sturm und besprach später die Erinnerungen Fontanes Von Zwanzig bis Dreißig. Fontane stellte seinerseits Pietschs Reiseberichte vor. Die persönliche Einstellung des Dichters zu Pietsch war ambivalent, wenn er auch dessen journalistische Fähigkeiten zu schät­zen wusste. An seinen Freund Friedländer schrieb er: „Lin­dau, Brahm, Schlenther, sind witzigere Köpfe, bessere Stilisten und Dialektiker, aber an Reichthum der Anschauungen, an Zuhausesein auf fast allen Gebieten des Lebens, reichen sie ihm [Pietsch] nicht das Wasser“ (Brief vom 10. Januar 1893). Nach Fontanes Tod schrieb Pietsch einen persönlichen Nachruf auf den Dichter. Anlässlich seines 70. Geburtstags wurde Pietsch von Kaiser Wilhelm II. der Professorentitel verliehen. Pietsch schrieb auch Lebenserinnerungen: Wie ich Schriftsteller geworden bin. Der wunderliche Roman meines Lebens, 2 Bände, Berlin 1893/94, und Aus jungen und alten Tagen, Berlin 1904.

Werke: Aus Welt und Kunst: Studien und Bilder, 2 Bde. Jena 1867. – Von Berlin bis Paris, Kriegsbilder (1870-1871), Berlin 1871. – Nach Athen und Byzanz, Ein Frühlingsausflug. Berlin 1871. – Orientfahrten eines Berliner Zeichners, Berlin 1871. – Marokko. Briefe von der deutschen Gesandtschaftsreise nach Fez im Frühjahr 1877, Leipzig 1878. – Wallfahrt nach Olympia im ersten Frühling der Ausgrabungen (…). Reisebriefe, Berlin 1879.

Lit.: Wikipedia. – A. Klar, in: Biographisches Jahrbuch, hrsg. v. Anton Bettelheim, Bd. 18, 1917. – Ivan Turgenjew an Ludwig Pietsch. Briefe aus den Jahren 1864-1883, hrsg. v. Alfred Doren, Berlin 1923. – Otto Drude, Fontane und sein Berlin, Frankfurt a.M., Leipzig 1998, S. 256-258. – Killy Literaturlexikon, 2. Aufl. Bd. 9, Berlin/New York 2010, S. 231.

Bild: Illustrierter Katalog der Münchener Jahresausstellung von Kunst­werken Aller Nationen im königl. Glaspalaste 1890, München 1890.

 Harro Kieser