Biographie

Popović, Kurt Reinhold

Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Kammersänger
* 26. August 1910 in Leitmeritz
† 15. März 1993 in Coerde/ Westfalen

Nach seiner schulischen Ausbildung in Leitmeritz studierte Kurt Reinhold Popović von 1919 bis 1932 an der Handels­hochschule Prag und gleichzeitig das Fach Gesang bei Prof. Konrad Wallerstein an der Prager Deutschen Akademie für Gesang und Musik. Schon 1932 wurde der junge Reinhold-Popović an den Theatern in Aussig und Teplitz engagiert, wobei Teplitz insofern bedeutsam war, weil damals der später weltberühmte Intendant der Metropolitan Opera New York, Rudolf Bing (1902-1997), hier Verwaltungschef war.

Auf einem Plakat des Theaters Leitmeritz war 1933 zu lesen: „Ein Konzert von großer künstlerischer Bedeutung. Einziger Lieder und Arienabend des von der großen internationalen Jury für Gesang in Wien ausgezeichneten und jüngsten Preisträgers (Kurt Reinhold Popović), einziger aus der Čechoslowakei, welcher diesen Ehrenpreis der Stadt Wien errang.“

Am Prager Deutschen Theater (heute Staatsoper Prag) wurde der dortige Opernchef George Szell (später ebenfalls weltbe­rühmt, besonders als Chef des Cleveland Orchestras, auf den nordböhmischen Bariton aufmerksam und engagierte ihn fest am Opernhaus. Hier sang Reinhold Popović mit großen Stimmen wie Ezio Pinza, Richard Tauber oder Benjamino Gigli, und arbeitete mit Dirigenten wie Erich Kleiber, Fritz Zweig, Bernardino Molinari oder Alexander von Zemlinsky zusammen. Die junge Karriere setzte sich 1935 mit einem Engagement an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf (Intendant Gustav Gründgens) und 1939 am damals sehr bedeut­samen Staatstheater Darmstadt fort. Dort arbeitete er mit dem Komponisten Werner Egk zusammen, und Größen wie Richard Strauss oder Hans Pfitzner dirigierten Opern, in denen Kurt Reinhold Popović große Partien sang.

Sein Status als bedeutender Künstler ersparte ihm zunächst den Kriegsdienst, dem er dann 1944 doch nicht entgehen konnte, wobei ihm wegen eines musikbegeisterten Kompaniechefs das Schlimmste erspart blieb. Das Kriegsende erlebte der Sänger in Prag, von wo er sich dann zu seiner mittlerweile von Leitmeritz nach Fulda vertriebenen Familie durchschlagen konnte.

Heinrich Hollreiser, Chefdirigent in Düsseldorf, holte noch 1945 den mittlerweile großen Opernsänger zum zweiten Mal an die Deutsche Oper am Rhein, wo er bis 1949 blieb; einer seiner großen Höhepunkte in Düsseldorf war die Partie des Grafen in Mozarts Hochzeit des Figaro in der legendären Inszenierung von Gustav Gründgens. Zur längsten und wich­tigsten Station im künstlerischen Leben von Kurt Reinhold Popović wurden dann 1949 die Städtischen Bühnen Münster, wo es ihn neben den großen Partien in den Opern von Mozart, Verdi, Lortzing u.a. mehr und mehr auch zur Regiearbeit zog. Über 50 Opern erarbeitete er in Münster als Oberspielleiter. Hier hatte seine Frau, Dr. Elisabeth Popović, eine Stelle als Studienrätin am Gymnasium Paulinum erhalten.

Gesangliche Engagements führten ihn als Gast in andere große Opernhäuser, so z.B. auch nach Wien. Die alten Freunde aus der böhmischen Zeit George Szell und Rudolf Bing wirkten mittlerweile am bedeutendsten Opernhaus der Welt, der Met in New York, und hätten den Münsteraner Bariton und Regisseur ger­ne in die USA geholt. Dieser sagte ab, weil er sich der Pflege seiner auf Dauer schwer erkrankten Frau zu Hause widmen wollte. Nach deren Tod im Jahre 1958 blieb Reinhold Popović im Interesse seines Sohnes, den er allein erzog, in Müns­ter. Hier avancierte er zum Kammersänger. Auch nach seinem Bühnenabschied blieb der große Leitmeritzer Musiker seinem Metier treu: Als Leiter einer Opernklasse am Opernstudio Münster bildete er viele junge Nachwuchssängerinnen und -sän­ger aus. Sein Tod im Jahre 1993 führte zu zahlreichen Würdigungen in zahlreichen Zeitungen und Fach-Publika­tionen. Als Charakterbariton aus Leitmeritz ist Kurt Reinhold Popović ein Beispiel für die große musikalische Tradition Böhmens und eine bedeutende Künstler-Persönlichkeit aus der Stadt an der Elbe.

Bild: Porträt aus dem Jahre 1963.

Michael Popović