Biographie

Preuss, Konrad Theodor

Herkunft: Ostpreußen
Beruf: Ethnologe
* 6. Februar 1869 in Preußisch-Eylau/Ostpr.
† 8. Juni 1938 in Berlin

Der international als Kapazität erachtete Berliner Ethnologe und völkerkundliche Feldforscher Konrad Theodor Preuß gilt im Bereich der Kulturwissenschaften nicht nur als zeitweiliger Hauptvertreter der deutschen Alt-Amerikanistik oder Altertumskunde Lateinamerikas, sondern zumal als Wegbereiter der ethnologischen Religionswissenschaft.

Nach einem Studium der Philologie in Königsberg wirkte Preuß ab 1895 am Berliner Museum für Völkerkunde, zunächst, von 1900 an, als Direktorialassistent, später, ab 1920, als Direktor der nord-und mittelamerikanischen Abteilung. 1912 habilitierte er sich an der Universität Berlin und übernahm 1920 den Berliner Lehrstuhl für amerikanische Altertumskunde.

Völkerkundliche Forschungsreisen führten Preuß 1905-06 in die Gebirgswelt der pazifischen Küste Mexikos und 1913-19 in die Gebiete der Nebenflüsse des Amazonas in Kolumbien. In der mexikanischen Sierra Madre besuchte er die Völkerstämme der Cora-Indianer und der Huichol sowie die aztekisch sprechenden Mexicanos. In Kolumbien erforschte er die Uitoto und die Kagaba der Sierra Nevada de Santa Marta.

Sein im Ethnologischen Anzeiger veröffentlichtes Schriftenverzeichnis weist nicht weniger als 145 Publikationen auf; sie erstrecken sich in der Mehrzahl auf amerikanische Ethnologie und Linguistik, vor allem aber auf das Gebiet der ethnologischen Religionswissenschaft, als deren Haupt er in Deutschland verehrt wurde.Schon 1904-05 machte ihn eine Artikelfolge zum Thema „Ursprung der Religion und Kunst“ in der Zeitschrift „Globus“ in der völkerkundlichen Forschung der ganzen Welt bekannt. Ab 1914 erschienen seine Hauptwerke: „Die geistige Welt der Naturvölker“ (1914), „Glauben und Mystik des höchsten Wesens“ (1926), „Monumente vorgeschichtlicher Kunst. Ausgrabungen im Quellgebiet des Magdalena in Kolumbien und ihre Ausstrahlungen in Amerika“ (2 Bde. 1929) und „Die mexikanische Bilderhandschrift Historia Toltua Chihimeca“ (1937). Seine religionswissenschaftlichen Forschungen galten der Rolle des Zauberers in der Religion, dem rituellen Tanz als ursprünglichem Zaubermittel zur Erreichung realer Zwecke und dem Hochgottglauben als Ausdruck des Ganzheitsempfindens derjenigen Völker, „die in dem höchsten Wesen eine Art Kulmination sämtlicher ihnen bekannten magischen Kräfte“ erachten. Ein weiteres Schwerpunktthema Preußischer Forschung war der naturvölkische Mythos. Die intensive Beschäftigung mit dem Wesen des Mythos hat sich literarisch besonders in Preuß‘ Schriften „Tod und Unsterblichkeit im Glauben der Naturvölker“ (1930) und „Der religiöse Gehalt der Mythen“ (1936) niedergeschlagen.

Konrad Theodor Preuß ist die für einen noch Lebenden seltene Ehre zuteil geworden, daß über seine religionswissenschaftlichen Grundanschauungen eine Doktorarbeit verfaßt wurde, und zwar von H. Jungblut 1933 in Bonn. Außerdem hat Preuß noch bis kurz vor seinem Tode wie selten ein Gelehrter von deutschen und ausländischen Vereinigungen die mannigfachsten Ehrungen erfahren.

Werke: Die Nayarit-Expedition (1912), Die geistige Kultur der Naturvölker (1914, 21923); Glauben und Mystik im Schatten des höchsten Wesens (1926); Tod und Unsterblichkeit im Glauben der Naturvölker (1930); Der religiöse Gehalt der Mythen (1933).