Biographie

Quassowski, Hans-Wolfgang

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Herkunft: Ostpreußen
Beruf: Genealoge
* 27. Dezember 1890 in Hamburg-Harburg
† 25. November 1968 in Berlin

Die Familie Quassowski ist ein gutes Beispiel, wie eine ostpreußische Familie im Laufe der Generationen immer mehr ihren Heirats- und Lebenskreis erweiterte: angefangen bei der Umgebung der heimatlichen Scholle, später im gesamten Ostpreußen von Memel bis Neidenburg, schließlich (weit vor der Vertreibung) innerhalb ganz Deutschlands.

Das wohl älteste Vorkommen ist der 1619 erwähnte Mathes Quas, Erbschulze zu Pietzonken bei Lötzen. Der 1690 geborene Philipp Jakob Quassowski ging als nichterbender Sohn in die Verwaltung; 1707 begann er als Schreiber im heimatlichen Amt Lötzen und starb als Generalpächter des Amtes Budupönen. Er selbst und seine Söhne heirateten Töchter von Pfarrern und Beamten. Sie gelangten damit in in den Kreis der Familien, die im 18. Jahrhundert führende Stellungen in der Domänenverwaltung innehatten. Zwei von Philipp Jakobs Enkeln übernahmen Stellen in der zentralen Verwaltung. Der 1773 in Palmnicken geborene Urenkel Friedrich Ludwig war als Kriegskommissar und Proviantmeister im ganzen Land unterwegs. Sein Sohn Ludwig Julius ist 1824 in Posen geboren. Der 1909 in Naumburg gestorbene   Eisenbahndirektionspräsident  heiratete 1853 in Berlin eine Magdeburgerin. Sein Sohn, der in (Bad) Kreuznach geborene Generalleutnant Artur Quassowski, heiratete Hermine Therese Jung, die in Südbrasilien geborene Tochter eines Kreuznacher Kaufmanns.

Erforscht hat all dieses der Sohn Arthurs, Hans Wolfgang Quassowski. Geboren in Hamburg-Harburg, besuchte er das Realgymnasium in Mainz und studierte in Genf, Göttingen und Bonn Rechts- und Staatswissenschaften. Der erste Weltkrieg unterbrach seine Berufsausbildung; er war vornehmlich mit Versorgungsaufgaben betraut und verließ das Heer als Hauptmann der Kraftfahrtruppen. Nur für wenige Jahre, von 1919 bis 1921, war er in Königsberg, Heilsberg und Allenstein in der Heimat seiner Vorfahren tätig. 1921 promovierte er zum Doktor der Staatswissenschaften und bestand die Prüfung für den höheren Verwaltungsdienst. Er wurde in dasReichswirtschaftsministerium berufen. 1928 heiratete er Barbara Stutz, die in Düsseldorf geborene Tochter des Geh. Bergrates Ernst Stutz. Seit 1938 leitete H.-W. Quassowski als Ministerialrat das Referat für Maß-, Eich-, Feingehalts-, Beschuß- und Versteigerungswesen. Nach Kriegsende war er für einige Monate kommissarischer Leiter der Eichdirektion Berlin-Brandenburg. Er siedelte nach West-Berlin über und war seit 1950 bei der Landeseichdirektion in Hannover, ab 1951 als Berater in Rechtsfragen bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Berlin tätig.

Der Geschichte seiner Familie widmete er sich von Jugend an. Bereits 1918 erschien eine erste gedruckte Zusammenstellung über seine Familie, 1919 erstmals die von ihm herausgegebene „Zeitschrift Quassowski“. Er beschränkte sich aber keineswegs auf die Familie Quassowski, sondern erforschte ebenso die angeheirateten Familien, die Nachkommen der Töchter und sogar die Paten. Zahlreiche Ausarbeitungen sind noch ungedruckt; innerhalb der Aufsätze in der „Altpreußischen Geschlechterkunde“ besteht eine eigene Reihe „Aus dem Nachlaß Quassowski“. Von ganz besonderem Wert ist seine Kartei, die unbeschadet das Jahr 1945 überstand. Noch wesentlich umfangreicher als die Kartei Friedwald Moellers stellt sie wohl die größte privat entstandene Personenkartei zur ostpreußischen Familien- und Personenkunde dar. Neben der Verwandtschaft mit bekannten Familien des Landes notierte er bei der Quellendurchsicht weitere bemerkenswerte Einträge wie Geistliche, Beamte, Ortsfremde. 87 Quellen (wichtige oder seltene Schriften wie auch Archivalien) hat er vollständig verzettelt. Teilweise handelt es sich um heute als verloren geltende Quellenwerke. Besonders zu nennen sind Grundakten von 29 Orten, die sich bei den Amtsgerichten befanden. Zu den meisten Familien Ostpreußens finden sich Einträge. Die Kartei besteht aus kleinen, oft beidseitig beschriebenen Zetteln. Die handschriftlichen Eintragungen sind teilweise durch verblaßte Tinte oder schlechte Papierqualität nur schwer lesbar. Die Veröffentlichung der Kartei ist das ehrgeizige Ziel des „Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen“, zu dessen Gründungsmitgliedern Quassowski zählt. Zu rechnen ist mit etwa 7 000 Druckseiten.

Lit.: Walther Müller-Dultz: Hans-Wolfgang Quassowski, in: Altpr. Biographie Bd. 3, S. 1045; ders: Hans-Wolfgang Quassowski zum Gedenken, in: Altpr. Geschlechterkunde NF 17. Jg. (1969), S. 1-2; Johannes Zachau: Das ostpreußische Geschlecht Quassowski, in: Altpr. Geschlechterkunde NF 18. Jg. (1970), S. 150-155; Die Kartei Quassowski (Quellen, Materialien und Sammlungen zur altpr. Familienforschung Nr. 1), Hamburg 1978 ff; H.-W. Quassowski: Auszüge aus den Kirchenbüchern von Lötzen, in: Lötzener Fragmente. Zusammengestellt von Reinhold Heling (Sonderschriften des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen Nr. 32), Hamburg 1976, S. 141-230.