Biographie

Rautenberg, Gerhard

Herkunft: Ostpreußen
Beruf: Verleger
* 21. März 1905 in Königsberg i.Pr.
† 4. April 1982 in Leer/Ostfriesland

Ab 1914 besuchte Gerhard Rautenberg das Kgl. Wilhelms-Gymnasium in Königsberg und absolvierte danach eine Banklehre, ehe er 1925 seine eigentliche Berufsausbildung begann: Er erlernte alle zum Buchdruck gehörenden Fertigkeiten und den Verlagsbuchhandel; dazu besuchte er Fachschulen. Nach der Lehrzeit arbeitete er in angesehenen Firmen in München, Leipzig und Berlin und trat 1930 in den väterlichen Betrieb in Königsberg ein. Nach dem Tod seines Vaters Ludwig Gerhard Rautenberg (1872-1932) übernahm Gerhard Rautenberg 1933 in vierter Generation die Leitung von Verlagsbuchdruckerei und -buchhandlung, die von seinem Urgroßvater Carl Ludwig Rautenberg (1803-1873) 1825 in Mohrungen gegründet worden waren. Gerhard Rautenberg modernisierte den Betrieb und erweiterte die Produktion, so daß die Kunden auch von außerhalb der Provinz kamen. Neben Büchern wurden in seinem sich ständig vergrößernden Formularverlag amtliche Formulare und amtliche Zeitschriften gedruckt. Im Zweiten Weltkrieg, den Rautenberg meist als Soldat an der Front erlebte, kamen viele kriegswichtige Druckaufträge hinzu, so für Lebensmittelkarten, Wehrpässe und Bezugscheine für Waren. Auch nachdem die Betriebsgebäude bei den britischen Luftangriffen auf Königsberg im August 1944 vollständig zerstört waren, konnte in Ausweichbetrieben in Cranz an der Ostsee und Preußisch Eylau weiter gearbeitet werden.

Nach der Entlassung aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft fand Rautenberg Ende 1945 in der sowjetischen Besatzungszone seine Familie wieder, siedelte mit ihr 1946 nach Westdeutschland um und begann ab der Jahreswende 1948/1949 in Leer/Ostfriesland in einer stillgelegten Druckerei mit dem Wiederaufbau des Familienbetriebs, in dem er bis 1955 mit einem Teilhaber arbeitete. Rautenberg baute eine leistungsfähige Buch-, Offset- und Rotationsdruckerei auf, dazu einen Verlag mit Verlagsbuchhandlung. Als einer der wenigen aus dem Osten stammenden Verleger hat er stets ganz bewußt das kulturelle Erbe Ostdeutschlands, besonders Ostpreußens, gepflegt durch Herausgabe von wissenschaftlichen, belehrenden und unterhaltenden Schriften. So setzte er das schon seit 1831 bei Rautenberg erscheinende Kalenderbuch „Der redliche Ostpreuße“ ab 1950 fort, veröffentlichte zahlreiche Bildbände über die Regionen Ost- und Westpreußens in der Reihe „… in 144 Bildern“ sowie die Reihe „Ostpreußisches Mosaik“. Auch erschienen in seinem Hause zahlreiche Bände über ostdeutsche Kreise neben Werken über seine neue Heimat Ostfriesland; ferner wurden u. a. seit 1950 über 50 Jahre lang die Wochenzeitungen „Das Ostpreußenblatt“ und „Die Pommersche Zeitung“ (ab 1951) gedruckt, ebenso von 1963-1982 „Preußenland“, die Zeitschrift der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung.

Da der Betrieb sich gut entwickelte, errichtete Rautenberg schon 1956 einen Zweigbetrieb in Glückstadt/Elbe, den sein ältester Sohn Carl Ludwig übernahm, während er in Leer bis zu seinem Tod von seinem zweitjüngsten, gleichnamigen Sohn Gerhard unterstützt wurde. So kann der Betrieb auch in fünfter Generation als Familienunternehmen fortgeführt werden.