Biographie

Rhode, Gotthold

Herkunft: Zentralpolen (Weichsel-Warthe), Posener Land
Beruf: Historiker
* 28. Januar 1916 in Kamillental/Posen
† 20. Februar 1990 in Heidesheim bei Mainz

Als Sohn des Superintendenten Arthur Rhode geboren, hatte der spätere Historiker Gotthold Rhode seine erste Begegnung mit der Geschichte durch seinen Vater, der nicht nur ein angesehener Theologe, sondern auchein respektierter Geschichtsforscher war. Nach dem Besuch des Schiller-Gymnasiums in Posen studierte Gotthold Rhode an den Universitäten Jena, München, Königsberg und Breslau Geschichte, Geographie und Slawistik. 1939 promovierte er an der Universität Breslau mit der Arbeit „Brandenburg-Preußen und die Protestanten in Polen 1640-1740. Ein Jahrhundert preußischer Schutzpolitik für eine unterdrückte Minderheit“. Die Arbeit erschien 1941 als Band 17 der Reihe „Deutschland und der Osten“. Im Anschluß an die Promotion wirkte Rhode als Referent am Osteuropa-Institut in Breslau bis zu seiner Einberufung als Soldat nach Ausbruch des 2. Weltkriegs. Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft war Rhode von 1946 bis zum Abschluß seiner Habilitation im Jahre 1952 Assistent am Historischen Seminar der Universität Hamburg, wo er bei seinem Breslauer Lehrer Hermann Aubin, der nach dem Zusammenbruch 1945 an der Hamburger Universität eine neue Wirkungsstätte gefunden hatte, arbeitete. Dissertation und Habilitationsschrift, die betitelt ist „Die Ostgrenze Polens. Politische Entwicklung, kulturelle Bedeutung und geistige Auswirkung“, lassen bereits „die Breite seiner Sicht und die Fähigkeit“ deutlich werden, „einen multinationalen und multi-konfessionellen Raum in der Komplexität seiner vielfältigen Beziehungen und Interessen zu erfassen und das Problem der Grenze nicht nur als teilendes, sondern auch als ein verbindendes Element zu sehen“ (G.W. Strobel). Von 1952 bis 1957 arbeitete Rhode als Referent am Gottfried Herder-Institut in Marburg; gleichzeitig wirkte er als Privatdozent an der dortigen Universität. Im Jahre 1957 wurde er an die Johannes Gutenberg-Universität in Mainz berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1984 als akademischer Lehrer und Forscher wirkte. Darüber hinaus war und ist Gotthold Rhode in zahlreichen wissenschaftlichen Gremien und Institutionen vertreten. So wirkt er als Vorsitzender der Historischen Kommission für Posen, als Präsident der Studiengesellschaft für Fragen mittel- und osteuropäischer Partnerschaft, als Mitglied der deutsch-polnischen und der deutsch-rumänischen Kommission für Schulbuchrevision sowie als Präsident des Johann Gottfried Herder-Forschungsrates.

Gotthold Rhodes zahlreiche Publikationen lassen erkennen, daß sein wissenschaftliches Interesse nicht nur dem polnischen Raum und seiner Geschichte gilt, sondern auch Fragen der böhmischen, tschechischen, slowakischen und rumänischen Geschichte, darüber hinausden Problemen der ostmittel- und osteuropäischen Wechselziehungen, schließlich, aber nicht zuletzt, sozialhistorischen Fragestellungen. Anerkennung fand Rhodes vielfältiges Wirken durch die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft der Polish Society for Arts and Sciences Abroad, des Preises für Verdienste um den deutschen Osten und das Selbstbestimmungsrecht des Bundesder Vertriebenen und des Georg-Dehio-Preises als auch durch die anläßlich seines 65. Geburtstages gewidmeten beiden Festschriften. Das Mitarbeiterverzeichnis läßt Rhodes nationale und nationale Wertschätzung, das Schriftenverzeichnis in der Zeitschrift „Ostmitteleuropa“ Umfang und Vielseitigkeit seiner Forschungen deutlich werden.

Werke: Brandenburg-Preußen u.d. Protestanten in Polen 1640-1740 41; Völker auf d. Wege. Verschieb. d. Bevölker. in Ostdtschld. u. Osteuropa seit 1971 52; Ostgrenze Polens I 55; Kleine Geschichte Polens 65, Nachbarschaft u. Gegnerschaft im osteurop. Raum, 2. Aufl. 67: Lindenfelser Gespräche, m. J. Hauptmann 73. Zahl. Beitr. i. fachwiss. Werken; u.a. in: Gesch.bewußtsein i. Ostmitteleuropa 61; Weltgesch. d. Gegenw. 1 62; Teil. u. Wiederverein. 63; Berlin a. the Future o. Eastern Europe. 63; Miscell. Moguntina 64; Probl. d. böhm. Gesch. 64; Die dt. Ostgebiete z. Zt. d.Weimarer Republ. 66; Die Deutschen u. ihre östl. Nachbarn 67; Hdb. d. europ. Gesch., VI 68; Polen/Litauen, Ungarn u. Böhmen im 15.-17.Jh. (Hdb. d. europ. Gesch. 3) 71; The Protectorate of Bohemia and Moravia (A History of the Czechoslo-k Republic 1918-48) 73; Die poln.Adelsrepublik um d. Mitte d. 18. Jh’s (Die Erste Poln. Teil. 1772) 74; Der Berliner Kongr. u. Südosteuropa (D. Berliner Kongr.) 78. – B rockhaus Enzykl.; Encycl. Brit.  Zahlr. Aufs. 39-74, bes. in: Zs f. Ostforsch., Vjheft f. Zeitgesch., Osteuropa, Jb. f. h. Osteuropa; Dt.-poln. Schulbuch-Konferenzen (Dt. Studien 46) 74; Drei poln. Historiker – drei Persönlichkeiten d. Zeitgesch. (Jb. f. Gesch. Osteuropas 24) 76; Gesch.bild u. Gesch.bewußtsein in Osteuropa (Saeculum 28) 77.