Biographie

Rose, Pater Ambrosius (Georg) OSB

Herkunft: Westpreußen
* 29. Januar 1911 in Thorn/Westpreußen
† 7. Juni 2002 in Altshausen/Oberschwaben

Georg Rose wurde als sechstes von acht Kindern eines Eisenbahners in Thorn an der Weichsel geboren, das damals zur Provinz Westpreußen des Deutschen Reiches gehörte, wuchs aber in der schlesischen Stadt Görlitz auf, in der er 1930 am Gymnasium Augustum die Reifeprüfung ableg­te. Bald darauf trat er in die Benediktinerabtei Grüssau in Schlesien ein, erhielt den Ordensnamen Ambrosius und legte 1931 die feierlichen Ordensgelübde ab. Die im lieblichen Tal der Zieder auf altem Zisterzienserboden gelegene Abtei war nach dem Ersten Weltkrieg neubesiedelt worden von aus der Abtei Emaus in Prag vertriebenen deutschen Benediktinern und hatte sich zu einem Zentrum der volksliturgischen Bewegung ent­wickelt. In Grüs­sau studierte Ambrosius Rose Philosophie, in Trier Theologie, und am 9. August 1936 empfing er in Grüssau die Priesterweihe. Von 1938 bis 1942 widmete er sich an der Universität Breslau dem Studium der Theologie, Geschichte, Altphilologie und Kunstgeschichte und wurde 1942 – mitten im Kriege – aufgrund einer bei dem aus dem Ermland stammenden Dogmatiker Bernhard Poschmann angefertigten Arbeit zum Dr. theol. promoviert. Danach wirkte er als Religionslehrer und darauf als Pfarrer der Gemeinde Grüssau.

Am 12. Mai 1946 wurden die Einwohner Grüssaus einschließlich der Mönche in Viehwagen aus der Heimat vertrieben. Nach äußerst schwieriger Suche fand der Konvent 1947 im alten Ritterstift St. Peter in Wimpfen am Neckar eine neue Bleibe, wo P. Ambrosius fast 20 Jahre das Amt des Priors ver­sah und sich auch eifrig der geistigen und geistlichen Betreuung der verstreuten (ehem.) Grüssauer Gemeindemitglieder wid­mete. Nach der Entlastung vom Priorat erwarb er sich große Verdienste als Nachlassver­walter und Fortsetzer der Forschungen von Pater Nikolaus v. Lutterotti, der sich in Schlesien als Historiker bewährt hatte und, weil er als Südtiroler die itali­enische Staatsangehörigkeit besaß, 1946 dem Vertreibungsschicksal entgangen war. Auf Lutterottis gerettetes Material gestützt und die­ses bearbeitend und ergänzend entwickelte sich P. Ambrosius zum besten Kenner der Geschichte Grüssaus und zu einem der führenden Erforscher zisterziensischen und bene­diktinischen Lebens in Schlesien, wovon seine zahlreichen Ver­öffentlichungen künden. Genannt seien hier seine Bücher Hirtenliebe und Heimattreue (1957) – es ist Pater Lutterotti gewidmet, und der Titel kann auch auf die beiden Patres bezogen werden –, Profeßbuch von Grüssau (1990) und sein Haupt­werk Kloster Grüssau (1974, über 300 S.). Aufsätze und Artikel von Pater Ambrosius erschienen u.a. im Archiv für schlesische Kirchengeschichte, in der Vierteljahrsschrift Schlesien, in der Cistercienser Chronik und in Schlesischer Gebirgsbote.

Im Jahre 1970 übernahm P. Ambrosius das Amt des Spirituals der Benediktinerinnenabtei St. Erentraud in Kellenried/Ober-schwaben und unternahm von dort aus Forschungsreisen, primär zu österreichischen Zisterzienserklöstern. Anfang 2001 übersiedelte er in das von Franziskanerinnen geleitete Alten- und Pflegeheim zu Altshausen, 12 km von Kellenried entfernt, im Kreis Ravensburg gelegen. Am 7. Juni 2002 ist er dort im Alter von 91 Jahren verstorben. Die Beisetzung erfolgte auf seinen Wunsch auf dem Friedhof der Abtei Kellenried.

Der sammeleifrige, forschungsfreudige und wissenschaftlich-gründlich arbeitende Theologe und Kirchenhistoriker hat sich große Verdienste erworben. Er legte einen weiten Weg zurück: von der Weichsel an die Neiße, dann zur Zieder und schließlich an den Neckarstrand – in einem langen Leben und in Treue zu dem Gesetz, nach dem er angetreten war: als Ordensmann, als Priester, als Geschichtsforscher. 1981 wurde ihm der Jahresband des Archivs für schlesische Kirchengeschichte gewidmet, 1971 erhielt er die Goldene Ehrennadel der Landsmannschaft Schlesien und 1975 den Schlesierschild.

Werke: Idee und Gestalt der Kirche beim hl. Ambrosius, Breslauer Kath.-theol. Diss. 1941, masch.schr. vervielfältigt, Grüssau 1941. – Grüssauer Gedenkbuch, in Verbindung mit Freun­den und Mönchen der Abtei Grüssau, hrsg. von Ambrosius Rose, Stutt­gart 1949 (Die Dominsel, 2). – Hirtenliebe und Heimattreue. Zum Gedächtnis an P. Nikolaus von Lutterotti O.S.B., hrsg. von A. Ro­se, Stuttgart 1957 (Die Dominsel, 3). – Abt Bernardus Rosa von Grüssau. Nach Notizen des P. Nikolaus von Lutterotti bearb. u. hrsg. von A. Rose, Stuttgart 1960 (Die Dominsel, 4). – Kloster Grüssau. OSB 1242-1289. SO Cist 1292-1818. OSB seit 1919, Stutt­gart 1974. – Das Schreckensjahr in Grüssau endet mit der Ver­treibung, in: Letzte Tage in Schlesien. Zusammengestellt u. hrsg. von Herbert Hupka, München 1981, S. 292-298. – Pro­feßbuch von Grüssau. Leben und Wirken der Zisterzienser 1292-1810, Köln 1990.

Lit.: Joachim Köhler, Mönch – Seelsorger – Wissenschaftler. Zum 70. Geburtstag und zum Goldenen Priesterjubiläum von P. Dr. Ambrosius Rose OSB, in: Schlesien 26, 1981, S. 35-55. – Ders., Widmung für P. Dr. Ambrosius Rose OSB, in: Archiv für schlesische Kirchengeschichte 39, 1981, S. XIII-XIV. – E(delhard) R(ock), Verdient um die Benediktiner-Abtei Grüssau. Bewahrer des schriftstellerischen Erbes von P. Nikolaus (v. Lutterotti), in: Schlesischer Gebirgsbote 33, 1981, Nr. 2 v. 25. Januar 1981, S. 23-24. – Inge Steinsträsser, Spiritu­elle Heimattreue. Zum 90. Geburtstag von P. Dr. Ambrosius Ro­se OSB, in: Kulturpolitische Korrespondenz, Nr. 1124 v. 30. Dezember 2000, S. 13-14. – Werner Schochow, Dank und Glück­wunsch an P. Ambrosius Rose OSB, in: Schlesien in Kirche und Welt. Heimatbrief der Katholiken aus dem Erzbistum Breslau 28, 2001, S. 15-16 (Nr. 1) . – Joachim Köhler, P. Dr. Ambrosius Rose zum 90. Geburtstag, in: Archiv f. schles. Kirchengesch. 59, 2001, S. 357-360. – H.-L. Ab­meier, Heimathirte. Zum Tod von Pater Ambrosius Rose, in: Kulturpol. Korr., Nr. 1152 v. 10. Juli 2002 u. in: Mitteilungen des Beuthener Geschichts- und Museumsvereins 52, 2002, S. 339-340. – (J. Köhler,) Hüter des heimatlichen Erbes, der schlesischen Seele und des benediktinischen Geistes. Zum Tod von P. Dr. Ambrosius Rose OSB († 7. Juni 2002), in: Archiv f. schles. Kirchengesch. 60, 2002, S. 258-265 (mit Bibliographie) . – Werner Chrobak, Ambrosius (Georg) Rose OSB (1911-2002), in: Schlesische Kirche in Lebensbildern, Bd. 7. hrsg. v. Michael Hirschfeld, Johannes Gröger u. Werner Marschall, Münster 2006, S. 277-282. – Joachim Köhler, Biblio­graphie Ambrosius Rose, in: Archiv f. schles, Kirchengesch. 39, 1981, S. 263-271.

Bild: https://www.orden-online.de/wissen/r/rose-ambrosius

Hans-Ludwig Abmeier