Biographie

Rosenau, Willy

Herkunft: Ostpreußen
Beruf: Kammersänger
* 22. Juli 1915 in Angerburg
† 26. November 1999 in Baden-Baden

„Na, Willyche, was willst du einmal werden?“, so beginnen die Kindheitserinnerungen (Selbstverlag, 1994) eines Mannes, der auf diese Frage mit dem Brustton der Überzeugung einst antwortete:„Zirkusdirektor!“ Und er wurde Zirkusdirektor, der Willyche. „Willros“ nannte er sein „Unternehmen“, mit dem er nicht nur die Kinder der Nachbarschaft in Angerburg erfreute. Schon sah er sich als Chef von Sarasani, Krone oder Barum. Das Schicksal aber ließ Willy Rosenau einen anderen Weg einschlagen.

Ersten Klavierunterricht erhielt Rosenau bei der Angerburger Pädagogin Anna Tromm und später bei dem Musiklehrer der Hindenburgschule Ernst Schink. Nach dem Abitur 1932 in Angerburg besuchte er das Institut für Kirchenmusik der Universität Königsberg und studierte dort Orgel und Sologesang bei Hugo Hartung und Joseph Müller-Blattau. Erste Gastspiele mit den Jahreszeiten von Haydn und Judas Maccabeus von Händel in je 14 ostpreußischen und polnischen Städten. Rosenau setzte seine Studien in Sologesang an der Hochschule für Musik in Berlin und an der Akademie für Musik in Wien fort. Ab 1941 gastierte er alljährlich in seiner Vaterstadt Angerburg und anderen ostpreußischen Städten mit Liederabenden, dabei setzte er sich für Lieder des Angerburger Komponisten Otto Suchodolski auf Texte von Walter v. Sanden ein. Der Rezensent eines Konzerts, das Willy Rosenau im Oktober 1943 in seiner Vaterstadt Angerburg gab, war begeistert: „Willy Rosenau zeigte sich wieder einmal als feinseliger Gestalter des vielfältigen Programms. Er stellte sein großes Können ganz in den Dienst der von ihm interpretierten Werke.“ Als „Christus“ in der Matthäuspassion und Solist im Mozart-Requiem sowie mit der Bach-Solokantate 106 feierte er in Königsberg Erfolge. Rosenau nahm am Zweiten Weltkrieg als Offizier teil, wurde während des Russlandfeldzuges verwundet und im Kriegslazarett Baden-Baden behandelt. Nach der Entlassung aus französischer Kriegsgefangenschaft ließ er sich als Konzert-, Oratorien- und Rundfunksänger in Baden-Baden nieder. Mit Lieder- und Balladenabenden sowie als Solist in Oratorienkonzerten und Liedersendungen an deutschen, österreichischen und Schweizer Rundfunkstationen schuf sich Rosenau bald ein großes Publikum. 1950 gründete er das Rosenau-Trio mit Martin Winkler als Sprecher und Helga Becker als Pianistin. Die Spezialität des Trios, das Gastspiele in aller Welt gab (und nach dem Tod Rosenaus von Martin Winkler weitergeführt wurde): Hörfolgen zu bestimmten Themen. Die bunte Palette reicht von Ernst Wiechert und Agnes Miegel über Bach und Mozart bis zu Tschaikowsky oder Franz Schubert. Mit seinem Programm begeisterte Rosenau Tausende Musikliebhaber auf allen fünf Kontinenten und wurde so auch zu einem Botschafter Ostpreußens in aller Welt. Sein Publikum auf über 10000 Gastspielen in aller Welt dankte ihm mit begeistertem Applaus – die Manege war zur Bühne geworden.

Viele der Hörfolgen wurden auch auf LP, Kassetten oder CDaufgenommen. Seine Auszeichnungen sind vielfältig: Bundesverdienstkreuz, Kulturpreis Baden-Baden, Verleihung des Golddukaten zum 750-jährigen Bestehen der Abtei Kloster Lichtenthal, Ehrenbürger von Angerburg, Goldenes Ehrenzeichen der Landsmannschaft Ostpreußen, Ernst Moritz Arndt-Medaille des Bundes der Vertriebenen. Neben seiner musikalischen Arbeit fand Rosenau auch noch Zeit für Veröffentlichungen: Gedichte in dem Band Rund um den Mauersee, Der Zirkusdirektor – Erinnerungen an meine Jugend in Angerburg; zwölf Erzählungen, 1994 (ausgezeichnet 1992 mit dem Literaturpreis der Kreisgemeinschaft Angerburg).

„Mit meinen Tönen hab ich dir ein Lied gesungen/ ein Lied, das mir aus tiefster Seele drang./ Du Heimat, hältst mich innig fest umschlungen,/ Du warst der Quell zu dieser Lieder Klang.“ – Mit diesen Zeilen hat Willy Rosenau, der ostpreußische Bariton aus Angerburg, einmal ausgedrückt, was ihn bewegte. Musik war sein Lebensinhalt. Getreu seinem Motto „Es macht immer große Freude, anderen Freude zu bereiten“ hat er die Menschen mit seiner Musik über Jahrzehnte erfreut.

Lit.: Das Ostpreußenblatt 29/2000, Altpreußische Biographie.

Bild: Archiv der Autorin.