Biographie

Roth, Johannes von

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Fürstbischof von Breslau
* 30. November 1426 in Wemding, Kr. Donau-Ries
† 21. Januar 1506 in Neisse/Schlesien

Nach fünf Jahrhunderten fällt es nicht mehr ganz leicht, Spuren zur Biographie und zu einer Lebensleistung zu ermitteln, selbst wenn die Persönlichkeit von höchstem Rang Interesse erweckt und ihrer gedacht werden soll. Nur die wichtigsten Ränge und Titel seien hier genannt: Doktor des kanonischen Rechts, Rektor der Universität Padua, Kaiserlicher Rat Friedrichs III. und Protonotar, in den Adelsstand erhoben, Kanzler des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, Oberlandeshauptmann von Schlesien, Domdekan von Breslau, Kanonikus in Augsburg, Bischof von Lavant, Fürstbischof von Breslau und einiges mehr.

Gemeint ist kein Geringerer als Dr. Johannes von Roth, der als Johannes Roth und Sohn eines Schusters in Wemding im heutigen bayerischen Regierungsbezirk Schwaben geboren wurde. Sein Geburtshaus, An der Weth Nr. 6, hat sich erhalten. 1818 ließ Stadtpfarrer Dr. Gabriel Knogler dort eine Gedenktafel anbringen, um das „Andenken dieses merkwürdigen Landsmannes zu ehren“, wohl aber auch als Anerkennung dafür, daß von Roth selbst in hohem Alter seine Heimatstadt nicht vergessen hat. Im Jahr 1500 stiftete er nämlich der Stadt bzw. der Pfarrei Wemding ein „Prediger-Beneficium“, also eine Predigerstelle mit Pfründen.

Von Roth soll ein hervorragender Prediger und Redner gewesen sein, so daß er häufig mit schwierigeren diplomatischen Missionen betraut wurde. Er setzte sich mit Nachdruck für den Gebrauch und die Pflege der deutschen Sprache ein – in Abgrenzung gegenüber den in seinem Amtsbereich „vom Volke“ gesprochenen Sprachen Polnisch und Tschechisch. Er ließ Missale, Breviere und Ritualbücher drucken, förderte den Kirchengesang und die Künste insgesamt.

Als Politiker stand er zunächst im Dienste des Königs Ladislaus Postumus von Böhmen und Ungarn, und nach dessen frühem Tode wirkte er in höchsten Funktionen für Kaiser Friedrich III., u. a. als Kaiserlicher Rat und ab 1468 als Kanzler des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. 1464 waren Johannes von Roth und sogar sein Vater Seyfried Roth geadelt worden.

Politische Spannungen und Ränke brachten es mit sich, daß sich Johannes von Roth 1479 dem Ungarnkönig Matthias Corvinus anschloß, der Mähren, Schlesien und die Lausitz erworben hatte und der nicht nur die Fähigkeiten seines neuen Mitarbeiters erkannte, sondern sie auch würdigte, indem er ihm half, mancherlei Auseinandersetzungen in dessen kirchlichem wie weltlich-politischem Bereich zu schlichten.

Johannes von Roth starb am 21. Januar 1506 in Neisse und wurde im Dom zu Breslau beigesetzt, sein Grab mit einer künstlerisch wertvollen Grabplatte versehen. Neben dem Epitaph kündet eine Schrifttafel von den Verdiensten des Verstorbenen: Quartus Johannes iacet hic. Vis cetera dicam? Non alium vellet Silesia Pontificem. – Einen besseren Bischof für Schlesien konnte man sich also nicht vorstellen.

1909 wurde vom oberen Teil des Epitaphs ein Gipsabdruck angefertigt und in einem Wandpfeiler neben dem Altar der St.-Wendelin-Kapelle der Wemdinger Stadtpfarrkirche eingefügt.

Lit.: Anneliese Till, Bedeutende Söhne von Wemding, in: Liebenswertes Wemding, hrsg. v. Verein Lebendiges Wemding, 1984. – Josef Walter König, Johannes von Roth, in: Monika Taubitz (Hrsg.), Volkskalender für Schlesier 2006, Landshut 2006.

Bild: Zeichnung nach dem Epitaph im Dom zu Breslau.

Josef Walter König