Biographie

Rothe, Hans

Herkunft: Ostpreußen
Beruf: Slawist
* 5. Mai 1928 in Berlin
† 31. März 2021 in Bonn

Der Bonner Slawist Hans Rothe war der Sohn des ostpreußischen Pferdezüchters (Trakehner) Karl Rothe (1902-1992) und seiner Ehefrau Luise Rothe (1902-1992). Er hatte noch sieben Geschwister, von denen der älteste Bruder Otto 1952 und 1956 als Dressurreiter an den Olympischen Spielen teilnahm.

Hans Rothe wuchs auf dem elterlichen Gut Samonienen auf, das in der Nähe des Dorfes Tollmingkehmen im Landkreis Goldap lag. Im 18. Jahrhundert war Tollmingkehmen der Wirkungsort des Pfarrers Christian Donelaitis (1714-1780), der in deutscher und litauischer Sprache predigte.

Hans Rothe besuchte die Oberschule in Goldap und wurde 1944 Flak-Helfer in Hamburg. Nach dem Abitur 1947 studierte er Slawistik, Indorgermanistik und Kirchengeschichte in Kiel, Marburg und London und wurde 1954 mit einer Arbeit zum Altkirchenslawischen promoviert. Von 1954 bis 1963 war er in Mar­burg bei Alfred Rammelmeyer (1909-1995) und Herbert Bräuer (1921-1989) Assistent und wurde 1963 mit einer Arbeit über den russischen Schriftsteller Nikolai Michailowitsch Karamsin (1766-1826) im 18. Jahrhundert habilitiert (Karamzins europäische Reise. Der Beginn des russischen Romans, 1968).

Er wurde 1966 nach Bonn auf die Professur für Slawische Philologie an der Rheinischen-Friedrich-Wilhelms-Universität berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1993 lehrte. Er war Mitglied mehrerer Akademien und wissenschaftlicher Gesellschaften wie des „Collegium Carolinum“ in München und des „Herder-Forschungs-Rats“ in Marburg, aber auch der „Freien Ukrainischen Akademie der Wissenschaften“ in Amerika, der „Polnischen Akademie der Wissenschaften“ und weiterer. Ehrendoktorwürden verliehen ihm die Universitäten Breslau und Budweiß sowie die Staatliche Universität Weißrussland. Er leitete die „Patristische Kommission der NRW Akademie der Wissenschaften“ bis weit über seine Emeritierung hinaus.

Unter seiner Herausgeberschaft erschien ein Band Die Siebenbürger Sachsen in Geschichte und Gegenwart (1994); ein weiterer Die Albertus-Universität zu Königsberg. Höhepunkte und Bedeutung (1996) und ein dritter Deutsche in Russland. Von bleibender Bedeutung für die Literatur Ostdeutschlands ist die von ihm und dem Bonner Germanisten Karl Konrad Polheim (1927-2004) herausgegebene Buchreihe „Deutsche Bibliothek des Ostens“, in der zwischen 1988 und 1998 in der Nicolaischen Verlagsbuchhandlung in Berlin (später übernommen vom Langen-Müller-Verlag in München) 36 Bände mit Texten ostdeutscher Autoren aus Schlesien, Pommern, Ostpreußen, Westpreußen, dem Baltikum, der Bukowina und aus Siebenbürgern erschienen.

Lit.: Peter Thiergen/ Ludger Udolph (Hrsg.), Res Slavica. Festschrift für Hans Rothe zum 65. Geburtstag (1994). – Peter Thiergen (Hrsg.). Scholae et symposion. Festschrift für Hans Rothe zum 75. Geburtstag, (2003).

Bild: Slovenska Akademia Znanosti in Umetnosti.

Jörg Bernhard Bilke