Biographie

Salomon, Horst

Herkunft: Ostpreußen
* 6. Mai 1929 in Pillkallen
† 20. Juni 1972 in Gera

Der Sohn eines Landarbeiters beendete seine Schulbildung am Gymnasium in Allenstein. Am Ende des Zweiten Weltkriegs aus Ostpreußen geflohen, siedelte sich Horst Salomon in Thüringen an. Frühes politisches Engagement zeigte er im Antifaschistischen Jugendausschuss, später in der Freien Deutschen Jugend.

Im Jahr 1951 begann Salomon als Bergmann zu arbeiten bei der Wismut AG, die 1954 als Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft (SDAG) Wismut neu gegründet wurde und Uran für die sowjetische Atomindustrie förderte. Neben seiner Tätigkeit als Hauer bzw. Fahrhauer absolvierte er in den Abendstunden erfolgreich die Bergschule, um anschließend als Steiger bzw. Reviersteiger eingesetzt zu werden.

Als Mitglied der Grubenwehr gehörte Salomon der Rettungsmannschaft an, als im Juli 1955 im Schacht 250 in Niederschlema ein katastrophales Grubenunglück passierte.

Auch im Betrieb engagierte er sich politisch. Als Politischer Inspektor sollte er dafür sorgen, dass die Parteilinie der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands eingehalten wurde. Als der Aufstand des 17. Juni 1953 gewaltsam niedergeschlagen worden war, rechtfertigte er die Vorgänge mit seinem Gedicht ‚Genosse Walter Ulbricht‘. Ab 1955 stellte sich Salomon sogar als Inoffi­zieller Mitarbeiter in den Dienst des Ministeriums für Staatssicherheit der Deutschen Demokratischen Republik. Geführt wurde er unter den Decknamen „Ursel“ und „Petrus“.

Im Jahr 1958 delegierte man Salomon ans Literaturinstitut Johannes R. Becher in Leipzig, das er 1961 mit der theoretischen Abschlussarbeit ‚Ein großer Dichter ist das Volk‘ und dem Schauspiel ‚Vortrieb‘ abschloss. Zuerst trat er mit Lyrik hervor, bevor er sich der Theaterbühne zuwandte. Es erschienen: 1959 der Gedichtband ‚Die von morgen träumen‘, 1960 ‚Das Lied ein gutes Wort‘ und, gemeinsam mit Werner Bräunig verfasst, die Agitationsverse ‚Für eine Minute‘ sowie ‚Getrommelt, geträumt und gepfiffen‘. Letzterer Gedichtband wurde noch im Jahr seiner Publikation mit der Erich-Weinert-Medaille der Freien Deutschen Jugend ausgezeichnet. Im Jahr 1961 entstand der Gedichtband ‚Kantate der Freundschaft‘.

Seine Arbeit bei der SDAG Wismut nahm Salomon 1961 wieder auf, setzte aber auch seine künstlerische Tätigkeit fort. Ab 1962 arbeitete er mit dem Theater Gera zusammen. Dort wurde 1964 sein Stück ‚Katzengold‘ uraufgeführt, das mit dem Nationalpreis der DDR III. Klasse ausgezeichnet wurde.

Ab 1965 konzentrierte Salomon sich vollständig auf das Schreiben und lebte als freier Schriftsteller und Journalist in Gera. Am 2. März 1967 fand die Uraufführung seines Schauspiels ‚Ein Lorbaß‘ im dortigen Theater statt. Am 12. Oktober desselben Jahres folgte die Premiere von ‚Ein Lorbaß. Lustspiel in 5 Bildern‘ am Deutschen Theater in Berlin unter Benno Besson. Das Stück wurde danach auf vielen Bühnen der DDR aufgeführt.

Salomons Fernsehspiel ‚Der Regenbogen‘ entstand 1968, sein Schauspiel ‚Auf höherer Ebene‘ und das Fernseh- und Schauspiel ‚Genosse Vater‘ folgten 1969, das Fernsehspiel ‚Schwarzes Schaf‘ im Jahr 1971.

Von 1969 bis 1972 gehörte Salomon als Außerordentliches Mitglied der Akademie der Künste in Ost-Berlin, Sektion Literatur- und Sprachpflege, an. Er starb am 20. Juni 1972 in Gera.

Nach Salomon benannt wurden der bis 1988 von der Stadt Gera vergebene Literaturpreis, die Kulturakademie in Rudolstadt und eine Straße in Gera. Ein Ölporträt von Salomon für das Otto-Dix-Haus in Gera schuf 1968 Carl Kuhn.

Wichtige Unterlagen von und über Salomon sind im Archiv der Akademie der Künste in Berlin, im Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar, der Universitätsbibliothek Leipzig und im Stasi-Unterlagen-Archiv des Bundesarchivs zu finden.

Lit.: Strahlungen. Literatur um die Wismut, hrsg. v. Wolfram Ette, Michael Ostheimer u. Jörg Pottbecker, Würzburg 2012. – Wardetzky, Jutta: Salomon, Horst, in: Literatur-Lexikon, hrsg. v. Walther Killy, Bd. 10, Gütersloh 1991, S. 122-123. – Haase, Baldur: Mielke kontra Pegasus. Berufs- und Laienautoren, Literaturinteressierte des ehemaligen DDR-Bezirkes Gera im Visier des Ministeriums für Staatssicherheit, Erfurt 2001. – www.deutsche-biographie.de. – „Wismut-Erbe-Forschung“ der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig: wismut.saw-leipzig.de.

Bild: nach Henschel Schauspiel (https://henschel-schauspiel.de/de/person/441)

Sabine Dumschat