Biographie

Sass, Vera von

Herkunft: Baltikum (Estland, Lettland, Litauen)
Beruf: Schriftstellerin
* 26. Januar 1906 in Riga/Livland
† 28. September 2008

Vera von Sass entstammt einem uralten deutsch-baltischen Adels­geschlecht. Der älteste, urkundlich nachweisbare Vorfahre ihres Ehemannes Werner Baron von Sass (1900-1945) war Hinrik von Sass, 1453 Pfandherr auf der estnischen Insel Oe­sel. Im 16. Jahrhundert breitete sich das Geschlecht nach Livland und Kurland aus und erwarb Landbesitz in Ostpreußen, Schlesien und Finnland, das damals (1154-1809) eine schwedische Provinz war. Später war ein Gerhard von Sass (1718-1790) preußischer General, sechs Angehörige der Adelsfamilie waren russische Generäle.

Vera von Gizycki, so ihr Mädchenname, besuchte in der lettischen Hauptstadt Riga das Luthergymnasium und hospitierte nach dem Abitur am 1921 gegründeten Herder-Institut. Sie war Mitarbeiterin lettischer und deutsch-baltischer Zeitungen, schrieb Aufsätze und Erzählungen. Verheiratet war sie mit dem Diplom-Forstingenieur Werner Baron von Sass.

Sie wurde mit ihrer Familie (Ehemann und sechs Kinder) 1939 aus Riga nach Posen umgesiedelt und floh 1945 nach Hamburg. Dort und in zwei niedersächsischen Dörfern lebte sie bis 1952, dann übernahm sie im Auftrag Max Hildebert Boehms (1891-1968), der aus Livland stammte, die Pressestelle der 1951 gegründeten Nord-Ost-Akademie in der Lüneburger Herderstraße. Zehn Jahre später wurde sie, als Nachfolgerin des estlanddeutschen Landwirts Erik Thomson (1915-1990), Geschäftsführerin der 1932 in Kiel gegründeten Carl-Schirren-Gesellschaft, deren Sitz 1951 von Kiel nach Lüneburg verlegt worden war. Vera von Sass gelang es, die Gesellschaft zu einem deutsch-baltischen Kulturwerk auszubauen und sie im Brömse-Haus, einem der ältesten Patrizierhäuser Lüneburgs, unterzubringen

Vera von Sass hat unter dem Titel Weißt du noch… (1963) ihre Lebenserinnerungen veröffentlicht und unter dem Titel Brot und Wein (1978) einen Band mit Gedichten. Sie wurde mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet und starb im gesegneten Alter von 102 Jahren.

Bild: Cover „Weißt du noch …“, 1963.

Jörg Bernhard Bilke