Biographie

Schefer, Leopold

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Dichter, Musiker
* 30. Oktober 1784 in Muskau/Niederlausitz
† 16. Februar 1862 in Muskau

Unter den Lyrikern des 19. Jahrhunderts nimmt Leopold Schefer eine Position ein, die recht eigenartig, auf jeden Fall typisch schlesisch ist.

Er war der Sohn eines Arztes aus Muskau und besuchte das Gymnasium in Bautzen von 1799 bis 1804. In seine Heimat zurückgekehrt, beschäftigt er sich zunächst mit Mathematik, Philosophie und Musik. Seine ersten poetischen und musikalischen Erzeugnisse, Gedichte mit Kompositionen, Berlin 1811, wurden von seinem Gönner, Graf Pückler, Muskau, herausgegeben, der deshalb lange Zeit als ihr Verfasser galt. Diesem seinem Gönner war Schefer zeit seines Lebens innerlich besonders verbunden. Bei Übernahme seines Majorats ernannte Graf Pückler 1808 ihn zum Generaldirektor seiner Besitzungen. Dieses Amt hatte Schefer bis 1845 inne. Er war an der Gestaltung des berühmten Parks mitbeteiligt. Mit Hilfe Pücklers unternahm Schefer von 1816 bis 1820 eine große Reise, die ihn nach Wien, Italien, Griechenland, zu den ionischen Inseln, in die Türkei und nach Kleinasien führte. Dort studierte er Neugriechisch und Arabisch. Aus dem Kontakt mit dem Morgenland ging später seine orientalische Lyrik hervor. 1820 kehrte er nach Muskau zurück und entfaltete zunächst als Novellist eine rege Tätigkeit. Seiner ersten Sammlung Novellen (Leipzig 1825-1829, 5 Bände) folgte bald eine zweite Sammlung neuer Novellen (1831-1835, 4 Bände), dann seine Werke „Lavabecher“ (2 Bände) und „Kleine Romane“ (6 Bände, 1836-1839). Weitere kleine Romane und Novellen erschienen in der Folge. Dieses umfangreiche novellistische Werk ist weitgehend vergessen trotz seiner Gemütstiefe, guter Naturschilderungen und genauer Kenntnis von Zeit und Sitte in den von ihm bereisten Ländern.

Sein lyrisches Werk erreichte im 19. Jahrhundert zahlreiche Auflagen. Hier folgt er wie sein Landsmann Friedrich von Sallet der Mystik des schlesischen Schusterphilosophen Jakob Böhme und versucht, pantheistischen Ideen lyrischen Ausdruck zu geben. Am bedeutendsten ist sein „Laienbrevier“ (1834/35, 2 Bände), danach erschienen noch „Der Weltpriester“ (1846) und „Hausreden“ (1854). In mehreren Gedichten schlägt sich seine innere Bindung zum Orient nieder, wie in „Hafis in Hellas“ (Hamburg 1853) und „Koran der Liebe“ (1854).

Seine musikalische Begabung kommt in seinen Liedern, einer Oper „Sakontala“ und mehreren von ihm komponierten Quartetten, Capriccios und Ouvertüren zum Ausdruck.

Die ausgewählten Werke Schefers erschienen in Berlin von 1845-1846 in 12 Bänden. Gottschall gab 1867 ausseinem Nachlaß „Für Haus und Herz. Letzte Klänge“ heraus.

Schefer gehörte wie der mit ihm befreundete Waldau, der eigentlich Richard Georg Spiller von Hauenschild hieß und 1822 in Breslau geboren wurde, zu jener Generation schlesischer Dichter, die durch ihre Vielseitigkeit ihrer Zeit neue Impulse gaben, ohne jedoch zu zeitloser Größe durchzustoßen.

Lit.: Arno Lubos, Geschichte der Literatur Schlesiens I, Bergstadt-Verlag Wilhelm Gottlieb Korn, München, S. 305; Wolfgang von Eichhorn, Schlesiens Vermächtnis, VMA Verlag Wiesbaden, S. 300; Brockhaus v. 1935, S. 555.