Biographie

Scheibler, Carl Wilhelm

Herkunft: Zentralpolen (Weichsel-Warthe)
Beruf: Fabrikant
* 1. September 1820 in Monschau/Hohes Venn
† 13. April 1881 in Lodz

Er wurde als Sohn eines Tuchfabrikanten in Monschau im Hohen Venn geboren. Schon in jungen Jahren erwarb er sich im In- und Ausland hervorragen­de Fachkenntnisse im Textilwesen. In leitenden Stellungen in Westdeutschland und Belgien lernte er die Vorteile einer mecha­nisierten Textilindustrie kennen.  1848 folgte er einem Ruf nach Ozorkow (Kongreßpolen). Von dort kam er im Jahre 1854 in das aufblühende Industriezentrum Lodz. Hier errichtete er mit einem Eigenkapital von 180 000 Rubeln eine moderne Baumwoll­spinnerei mit 18 000 Spindeln und eine Weberei mit 100 mecha­nischen Webstühlen. Dank umsichtiger Geschäftsführung konnte er seine Betriebe im Laufe der Jahre erweitern und neue Anla­gen erbauen, wie z.B. eine Bleicherei, Appretur, Färberei und Stoffdruckerei, Spinnereien und Webereien, wie ein eigenes Gas­werk. 1888 zählte die Baumwollmanufaktur Carl Scheibler 230 952 Baumwollspindeln, 10 954 Zwirnspindeln und 3 664 Webstühle so­wie Dampfmaschinen mit einer Leistung von 5 104 PS auf. Ein eigener Schienenstrang von 8 km Länge verband die Werke. Carl Scheibler war aber nicht nur um den ständigen Ausbau seines Unternehmens bemüht, das bei seinem To­de am 13.4.1881 auf dem europäischen Kontinent kaum seinesgleichen kannte und wesentlich zum Weltruf der Lodzer Textilindustrie bei­trug. Er schuf in einer Zeit, die noch keine staat­liche Arbeiterfürsorge kannte, Vorbildliche sozia­le Einrichtungen. Für sei­ne Arbeiter, z.T. Deutsche und Polen, – 1914 waren es 10 000 – errichtete er 200 gemauerte Wohnhäuser, vier Schulen, Kinder- und Altersheime sowie Badean­stalten, ein Krankenhaus, eine Apotheke, die an kran­ke Arbeiter kostenlos Arzneien abgab, mehrere Konsumläden und eine Bäckerei. Auch außerhalb seines Un­ternehmens förderte Scheib­ler mit beträchtlichen Mit­teln öffentliche Einrich­tungen der Wohlfahrt, wie den Bau einer evangelischen und einer katholischen Kirche. Mit Recht wurde er „der Vater von Lodz“ ge­nannt und bei seinem Tode von der ganzen Stadt, Deutschen, Polen, Russen und Juden betrauert.

Bibl.: „Deutsch-polnische Nachbarschaft. Lebensbilder deutscher Helfer in Polen“, Würzburg 1957