Biographie

Scherenberg, Christian Friedrich

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Herkunft: Pommern
Beruf: Dichter
* 5. Mai 1798 in Stettin/Pommern
† 9. September 1881 in Berlin

Christian Friedrich Scherenberg war Sohn eines Kaufmanns und sollte denselben Beruf ergreifen. Wegen seiner Neigung zum Theater floh er 1818 von Stettin nach Berlin, wo ihm Pius A. Wolff, Schauspieler und Freund Goethes, eine Anstellung in einer Magdeburger Theatertruppe verschaffte. Nach seiner Heirat (1821) mußte er mit verschiedenen Tätigkeiten seinen Unterhalt verdienen. Ostern 1838 verließ er seine Frau und ging mit seinen Kindern nach Berlin, um dort als Schriftsteller zu leben.

Im November 1840 wurde Scherenberg durch den Schauspieler Louis Schneider, den späteren Vorleser König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen in die Dichtergesellschaft „Tunnel über der Spree“ eingeführt. In dieser wurde er mit dem späteren Minister Heinrich (von) Friedberg (über diesen siehe OGT 1995, S. 157-159) bekannt, der ihn lebenslang förderte. Friedberg sorgte für Scherenbergs dichterische Anerkennung, indem er dessen Gedichte sammelte und drucken ließ (Berlin 1845, 4., vermehrte Auflage 1869). Sie erwarben Scherenberg die Anerkennung des damaligen Gouverneurs von Berlin, Generalfeldmarschall von Müffling, und des Generals von Nostitz. Das bewog ihn, sich dem Krieg von 1815 als Thema zuzuwenden, und so entstand das erste seiner vaterländischen Gedichte, das er am 9. November 1845 im „Tunnel“ vorlas. Mit den nun folgenden patriotischen Dichtungen wurde Scherenberg mit einem Schlag berühmt, da sie der Geisteshaltung der damaligen Zeit entgegenkamen und durch Vortragskünstler weithin bekanntgemacht wurden. 1845 wurde Scherenberg Bibliothekarassistent und 1850 Unterbibliothekar im Kriegsministerium; 1847 hatte er zum zweiten Mal geheiratet. 1854 erhielt er für drei Jahre eine königliche Pension von 300 Talern. Auf die dichterische Behandlung der Schlachten der Befreiungskriege (Ligny,Waterloo) folgten Leuthen (1852), Abukir (1856) undHohenfriedberg (1869); für das letztere Werk erhielt er 1868 vom Kronprinzen Friedrich wiederum eine Pension.

In seinen letzten Lebensjahren arbeitete Scherenberg an einer Dichtung über den Polarforscher John Franklin (1786-1847), die er aber nicht vollendete. Durch die politische Entwicklung nach 1860 verloren Scherenbergs Dichtungen ihr Publikum, so daß er und sein Werk schon zu Lebzeiten in Vergessenheit gerieten. Lediglich durch die feinfühlige Lebensbeschreibung Theodor Fontanes Christian Friedrich Scherenberg und der literarische Verein von 1840 bis 1869 (1885) lebt sein Name noch fort.

Lit.: Allgemeine deutsche Biographie, Bd. 31, 1890, S. 98-99 (Robert Boxberger). – Roland Berbig, in: Literaturlexikon, Bd. 10, 1991, S. 194.

 

  Harro Kieser