Biographie

Schiefner, Franz Anton

Herkunft: Baltikum (Estland, Lettland, Litauen)
Beruf: Philologe
* 6. Juni 1817 in Reval/Estland
† 4. November 1879 in St. Petersburg

Der Sohn eines aus Böhmen gebürtigen Glashändlers besuchte von 1831 bis 1836 in Reval die Domschule. Er studierte von 1836 bis 1840 an der Universität St. Petersburg Jura, weilte von 1840 bis 1842 in Berlin und wandte sich dem Studium der orientalischen Sprachen zu. Er war von 1843 bis 1852 als Oberlehrer der alten Sprachen an einem St. Petersburger Gymnasium tätig, zugleich als Kustos an der Bibliothek der Akademie der Wissenschaften. 1852 wurde Schiefner Adjunkt für Tibetanische Sprachen, von 1856 bis 1878 war er Direktor des Ethnographischen Museums, von 1863 bis 1879 Direktor der 2. Abteilung der Bibliothek der Akademie der Wissenschaften und von 1860 bis 1873 zugleich Professor der klassischen Sprachen an der Römisch-katholischen Geistlichen Akademie. Er widmete sich vornehmlich dem Tibetischen und den in Tibet gebräuchlichen Formen des Buddhismus; ihn beschäftigten aber auch die uraltasischen und sibirischen Sprachen. Weiteren Kreisen wurde Schiefner durch die Übersetzung des finnischen Epos „Kalewala“ bekannt. Auch durch seine ausgedehnten Arbeiten auf dem Gebiet der kaukasischen Sprachen hat er sich einen Namen gemacht. Er wurde zum außerordentlichen Akademiker, zum Wirklichen Staatsrat ernannt und war korrespondierendes Mitglied der Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde in Riga, der Gelehrten Estnischen Gesellschaft in Dorpat und der Preußischen Akademie der Wissenschaften.

(1979)