Biographie

Schimmelpfennig, Alexander

Herkunft: Posener Land
Beruf: General
* 20. Juli 1824 in Bromberg
† 5. September 1865

Adelige Familien sind oftmals eher international verbreitet denn nur national. Zu diesen überregional agierenden Familien gehört das adelige Geschlecht der Schimmelpenninck (van der Oye). Sie entstammten einem Patriziergeschlecht der niederländischen Stadt Zutphen. Durch Eheschließungen mit bedeutenden adeligen Geschlechtern der Provinzen Overijssel und Gelderland wuchs auch ihre Bedeutung. Ein Familienzweig stieg in den Stand niederländischer Grafen auf, ein weiterer wurde von Napoleon Bonaparte zu Baronen nobilitiert. Sie stiegen bis in höchste Ämter in den Niederlanden auf.

Weitere Zweige der Familie hatten sich schon früh nach Österreich, Preußen und Polen verbreitet. Die preußische Linie geht auf die Brüder Alexander und Christoph zurück, die aus religiösen Gründen ihre Heimat verließen und sich im polnischen Erzbistum Ermland neuen Besitz kauften und den Namen in „Schimmelpfennig“ änderten. Alexanders Ahnin war die Erbtochter des Evert v. der Oye, von der der Namenszusatz ihrer Nachkommen stammt. Der Name Alexander kommt unter seinen Nachkommen immer wieder vor, so auch bei dem hiergenannten.

Georg Alexander Ferdinand Schimmelpfennig von der Oye wurde am 20. Juli 1824 in Bromberg (Bydgoszcz) im Großherzogtum Posen als Sohn des Johann Heinrich Samuel Schimmelpfennig v. der Oye und der Helene Rosalie v. Knocke geboren. Die Familie pflegte die militärische Tradition und auch Alexander entschloss sich zu einer Militärlaufbahn. Im Jahr 1842 trat er in das preußische Heer ein und kam als Pionieroffiziersanwärter ins 29. Infanterieregiment (3. Rheinisches, von Horn) mit Sitz in Koblenz. 1847 wurde er als Secondelieutenant zum 16. Infanterie-Regiment (3. Westfälisches, Freiherr v. Sparr) nach Köln versetzt.

Hier kam er in Kontakt mit radikalen politischen Ideen, die seine politische Einstellung nachhaltig beeinflussten und ihn dadurch in Konflikt mit seinem Dienstherrn, dem konservativ-reaktionären preußischen Staat, brachte.

Als im Jahr 1848 die Revolution in ganz Deutschland ausbrach, wurde er ein eifriger Anhänger der neuen Ideen und der Verfassung der Paulskirche. Doch dadurch wurde er zum Gegner Preußens, das die Revolutionäre zu bekämpfen begann und ihn desillusionierte. Er unterstützte daher die Opposition und wurde Mitglied der Pfälzer Militärkommission, die die Verteidigung gegen den preußischen Einmarsch leitete. In der Schlacht von Rinnthal (17. Juni 1849) stand er auf der Seite der Gegner seiner ehemaligen Kameraden und wurde in dem Gefecht am Knie verwundet. Ihm gelang jedoch die Flucht vor den Preußen und floh mit vielen Kampfgefährten in die Schweiz.

Den Verrat an seinem Dienstherrn strafte man mit seiner unehrenhaften Entlassung aus dem preußischen Militär am 7. Oktober 1848, und er wurde für seine Handlungen während der Revolution in Abwesenheit zum Tode verurteilt.

Mit weiteren politischen Flüchtlingen floh Schimmelpfennig über Paris weiter nach London, wo er Mitglied der Bewegung „German Democratic Movement“ wurde. Hier lebten zu dieser Zeit weitere rheinische Dissidenten, Karl Marx und Friedrich Engels, doch mit deren Ideen und Aktivitäten wollte Schimmelpfennig nichts zu tun haben. Er blieb in seiner Bildungsschicht und Klasse. Hier lernte er seine Frau Sophia v. Glümer († 1890) kennen, die er am 15. September 1852 in London heiratete. Mit ihr hatte er drei Kinder, zwei Töchter und einen Sohn.

Die Revolution in Deutschland war gescheitert und es gab auch keine Aussicht auf bessere Zeiten. Wie viele andere Revolutionäre entschied sich Schimmelpfennig, in die USA auszuwandern, denn die sogenannten „Forty-Eighters“ (48er) hatten hier sehr gute Chancen im Militär eine gute Anstellung zu finden. Auch Schimmelfennig, wie er sich jetzt schrieb, emigrierte 1854 in die Vereinigten Staaten.

Er fand eine Anstellung im US-Kriegsministerium. In seiner freien Zeit schrieb er sein Buch über den Russisch-Osma­nischen Krieg The War between Russia and Turkey, das 1854 in Philadelphia erschien.

Seine Idee von einem demokratischen Deutschland hatte Schim­­melfennig noch nicht aufgegeben. Zusammen mit seinem rheinischen Kampfgefährten Carl Schurz (1829-1906), mit dem er in die Schweiz, nach Frankreich und England geflohen und in die USA emigriert war, plante er die Aufstellung eines Kavallerie-Regiments bestehend aus deutschen Einwanderern. Zur Realisierung kam es jedoch nicht, denn Schurz wurde durch Präsident Abraham Lincoln zum US-Botschafter in Spanien ernannt. Er machte seither in amerikanischen Diensten Karriere und wurde Ende der 1870er Jahre US-Innenminister unter Präsident Rutherford B. Hayes.

Auch Schimmelfennig machte in Amerika Karriere und zwar als Soldat. Zu Beginn des Sezessionskrieges erhielt er als Oberst das Kommando über ein deutschstämmiges Regiment in Pennsylvania, das sich aus Deutschamerikanern aus den Städten Pittsburgh und Philadelphia rekrutierte und daher den Namen „1st German Regiment (of Pennsylvania)“ (74. Pennsyl­vania-Infanterie-Regiment) erhielt. Auch nach einem Reitunfall behielt er dank des Einflusses seiner Freunde das Kommando und konnte sich gegen interessierte Mitbewerber durchsetzen.

Als Schimmelfennig im Sommer 1862 zur Truppe zurückkehrte, übernahm er sogar die Brigade des gefallenen, aus Bremen stammenden Generals Henry Bohlen (1810-1862) im XI. Korps. Der Einfluss deutschstämmiger Offiziere war in jener Zeit groß. Schimmelfennig wurde zum 29. November 1862 zum Brigadegeneral der Freiwilligen befördert. Die Deutschen grenzten sich gegen die Anfeindungen anderer Zuwanderergruppen ab und es kam zu einer speziellen gesellschaftlichen Form der Fremdenfeindlichkeit gegenüber neu eingewanderten Immigranten.

Man warf den deutschen Einwanderern im XI. Korps wegen ihrer massiven Rückzugsbewegungen bei der verlorenen Schlacht bei Chancellorsville (1. bis 4. Mai 1863) Feigheit vor. Die Generalität suchte hierin einen Sündenbock für ihre eigenen Fehler.

In der folgenden Schlacht von Gettysburg (1. bis 3. Juli 1863) konnte Schimmelfennig das Gegenteil beweisen. Er kommandierte eine Brigade in der 3. Division des XI. Korps. Die 3. Division befehligte zu dieser Zeit sein Weggefährte Carl Schurz. Schimmelfennigs Brigade erlitt schwere Verluste, vor allem in Form von Kriegsgefangenen. Zu Hunderten wurden die Unionssoldaten in den engen Straßengassen eingekesselt und gefangengenommen. Die Reste des XI. Korps flohen und auch Schimmelfennig musste sich verstecken, um dann sicher zu seiner Truppen zurückzukommen. Die Presse sah in dieser Geschichte einen neuerlichen Beleg für die Feigheit der deutschen Soldaten.

Im Herbst 1863 übernahm Schimmelfennig das Kommando über eine Brigade der 1. Division des XI. Korps und wurde nach South Carolina abkommandiert, wo er Generals Shermans Marsch zur See absicherte, aber selber durch Malariaanfälle längere Zeit ausfiel und dann an Tuberkulose erkrankte.

Dieser Erkrankung erlag er im Sanatorium von Wernersville am 5. September 1865.

Lit.: Alfred C. Raphelson, The Life of Alexander Schimmelfennig. A German-American Campaigner in The Civil War. Michigan/USA 1962. – Ezra J. Warner, Generals in Blue: Lives of the Union Com­man­ders, Louisiana/ USA 1964.

Bild: Nate Schimelpfenig.

Martin Sprungala, 2017