Biographie

Schlitt, Adam

Herkunft: Ungarn
Beruf: Philologe, Historiker, Volkskundler
* 3. April 1913 in Sagetal/Ungarn
† 5. Februar 1990 in Sinsheim

Der Sohn eines Maurers verbrachte seine Jugendjahre zunächst in den USA (Wisconsin und Ohio). Ab 1924 besuchte er das Progymnasium im ungarischen Jing und wechselte 1928 auf das Zisterziensergymnasium in Fünfkirchen, wo er der deutsch­ungarischen Verbindung Suevia Turcica angehörte. Er legte seine Abitursprüfung 1932 ab und studierte dann Germanistik und Anglistik in Ofenpest, wo er der Suevia Budapestina beitrat. Nach seinem Studienortwechsel nach Debrezin widmete er sich ab 1936 auch dem Studium der Rechtswissenschaften, da er als Ungarndeutscher glaubte, keine Aussicht auf eine Staatsstelle als Lehrer zu haben. Zu seinen akademischen Lehrern zählten Jakob Bleyer (1874-1933) und Richard Huss (1885-1941) bei dem er 1938 promovierte. Im Volksbund der Deutschen in Ungarn (VDU), für den er sich 1938 zu engagieren begann, übernahm er zunächst das Landesamt für Kultur. Daneben widmete er sich der volksdeutschen Forschung. 1941 übernahm er auch die Deutsche Volkshilfe, das Amt für Sozialwesen des VDU. Dort leistete er während des Zweiten Weltkrieges Volks- und Soldatenhilfe. Unter Schlitts Leitung wurden unter anderem 32.000 reichsdeutsche Kinder in donauschwä­­bischen Familien untergebracht. Am 15. November 1941 heiratete er Gerda Kessler, mit der er zwei Töchter hatte. Vor der heranrückenden Front flüchtete er mit seiner Familie im April 1945 ins österreichische Kremstal. Nach Kriegsende arbeitete er zunächst als Dolmetscher und Eng­lischlehrer. Als Volksdeutscher aus Ungarn wurde er am 5. Juni 1946 aus Österreich abgeschoben und fand in Schönau bei Heidelberg eine neue Bleibe. Er studierte in Heidelberg weiter und bestand 1948 das Staatsexamen für den Lehrdienst an Höheren Schulen. 1949 war er Studienreferendar am Helmholtz-Gymnasium in Heidelberg. 1950 wurde er zum Studienassessor ernannt und am 8. Februar an das Wilhelm-Gymna­si­um in Sinsheim versetzt. 1953 wurde er zum Studienrat ernannt, 1958 zum Oberstudienrat.

Als Pädagoge verfasste er methodische Arbeiten für den Deutsch- und Geschichtsunterricht an Höheren Schulen und war in der Arbeitsgemeinschaft Donauschwäbischer Lehrer tätig. Als Heimathistoriker war er Mitbegründer und Vorsitzender des Heimatvereins Kraichgau und redigierte für den Heimatgeschichtlichen Arbeitskreis im Landkreis Sinsheim die ersten fünf Ausgaben des Jahrbuchs Kraichgau. Heimatforschung im Landkreis Sinsheim. 1953 übernahm er die Leitung des Volksbildungswerks in Sinsheim, dem er 13 Jahre lang vor­stand. Außerdem war er für die Interessengemeinschaft der ausgewiesenen Deutschen und für die Deutsche Jugend des Ostens tätig. Beteiligt war er auch an der Gründung des Ostdeutschen Kulturrats.

Sein Hauptengagement galt nach Jahren der familiären und wirtschaftlichen Konsolidierung jedoch der Suevia Pannonica. Für die Gründung dieser Vereinigung Ungarndeutscher Akademiker setzte er sich ab 1959 ein. 1961 wurde die Nachfolgeorganisation der 1945 eingegangen Suevia Budapestina in Hei­delberg reorganisiert, beziehungsweise neugegründet. Für die Suevia Pannonica war er Vorsitzender und 1964 bis 1981 Schriftleiter der zehn Jahrbücher Archiv der Suevia Pannonica. 1967 war er maßgeblich an der Vereinbarung der Suevia Pan­nonica mit dem Verband der Vereine Deutscher Studenten (VVDSt) beteiligt, nach der die Vereinigung Ungarndeutscher Akademiker dem VVDSt als Altherrenbund beitrat. Den Vereinen Deutscher Studenten hatten sich Mitglieder der vor 1945 bestehenden Suevia bereits angeschlossen, wenn sie an reichsdeutschen Universitäten studiert hatten.

Für sein Engagement erhielt er am 22. Februar 1974 das Bundesverdienstkreuz am Band überreicht, 1981 den ungarndeutschen Kulturpreis und 1984 die Goldene Karl-Wilhelmi-Ehren­münze der Stadt Sinsheim. Seinen Nachlass überließ Gerda Schlitt am 15. Mai 2002 dem Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen.

Werke: Dorfgemeinschaften im Szakadát, Budapest 1937. – Die Mund­art von Szakadát. Eine sprachliche Untersuchung im Hinblick auf die urheimatlichen Auswanderungsgebiete mit einem Anhang aus den volkskundlichen Teilen der Pfarrchronik von Szakadát, Budapest 1938 (Schriftenreihe der Neuen Heimatblätter, H. 5). – 1200 Jahre Sinsheim/Elsenz. Eine Einführung zur Geschichte der Kreisstadt, Sinsheim 1963. – Von ungarndeutscher Geistigkeit – Suevia-Pan­nonica und VVDSt, in: Archiv der Suevia Pannonica, 1967, S. 85-88. – 400 Zeitungsartikel in drei Dutzend Pressorganen

Lit.: Auskunft von Gerda Schlitt, Sinsheim. – Nachlass im Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde, Tübingen. – Anton Tafferner, Adam Schlitt zum Sechzigsten, in: Akademische Blätter (Ak. Bl.), 75. Jg. 1973, S. 153. – Südostdeutsche Vierteljahresblätter (SVJB) 22/1973, S. 128. – SVJB, 82/1983, S. 242. – Anton Tafferner, Lob und Dank an den scheidenden Vorsitzenden Dr. Adam Schlitt, in: Suevia Pannonica, 4. Jg. (14) 1986, S. 54-72. – Michael Ertz, Dr. Adam Schlitt. Der Mitbegründer und erste Schriftleiter des Jahrbuches „Kraichgau“. Eine Würdigung, in: Kraichgau, 10/1987, S. 13-19. – Friedrich Spiegel-Schmidt, Nachruf für Dr. Adam Schlitt, in: Suevia Pannonica. Archiv der Deutschen aus Ungarn, Bd. 18, 1990, S. 3-4. – Ingeborg Doll, Nachruf auf Dr. Adam Schlitt †, in: Kraichgau, 14/1991, S. 215-216.

Bild: Adam Schlitt (Privatarchiv Gerda Schlitt, Sinsheim).

Marc Zirlewagen, 2017