Biographie

Schmialek, Bruno

Herkunft: Schlesien (Ober- u. Niederschlesien)
Beruf: Holzschneider, Maler, Graphiker
* 5. Oktober 1888 in Mittel-Lazisk, Kr. Pleß/Oberschlesien
† 12. August 1963 in Erlangen

Imäußersten Südosten des Deutschen Reiches als ältester Sohn eines Gastwirts geboren, verbrachte Bruno Schmialek seine Jugend und die ersten Berufsjahre in Oberschlesien. Um ihm eine bessere Schulbildung zu ermöglichen, wuchs er vom 6. Lebensjahr an bei Verwandten in Rosenberg auf.

In Peiskretscham besuchte er die Lehrerpräparandie und arbeitete nach Abschluß seines Studiums bis 1919 als Volksschullehrer im Landkreis Tarnowitz, unterbrochen durch eine dreijährige Militärdienstzeit.

Die frühzeitige Trennung vom Elternhaus und das Junggesellenleben als Dorfschullehrer prägten sein späteres Kunstschaffen. Die Erlebnisse jener Zeit fanden ihren Niederschlag im Holzschnittzyklus „Das östliche Dorf“.

Von 1919 bis 1923 studierte Schmialek an der Breslauer Kunstakademie. Seine Lehrer waren der Jugendstilkünstler August Endell und der „Brücke“-Maler Otto Mueller, bei dem er zwei Jahre lang als Meisterschüler arbeitete. Von 1923 bis 1927 war Schmialek als Kunsterzieher am Staatlichen Gymnasium in Elbing tätig. War in seinen vorakademischen Werken der Impressionismus vorherrschend, so lassen Schmialeks Holzschnitte der zwanziger Jahre stark expressionistische Züge erkennen, verbunden mit einem betont sozialen Engagement.

Ausstellungen in Breslau und Berlin machten den Künstler weit über die Grenzen seiner engeren Heimat bekannt. Vor allem seine ausdrucksstarken Holzschnitte fanden bei den Kunstkritikern große Beachtung. Es kam zu Ankäufen für Museen in Europa und sogar in Japan. Zu den bedeutenden Holzschnittfolgen der zwanziger Jahre zählen: „Oberschlesien“, „Kleinstadt“, „Köpfe“ und „Die Heiligen meiner Zeit“.

1930 wurde Bruno Schmialek als Professor für bildende Kunst an die Pädagogische Akademie nach Beuthen/Oberschlesien berufen. Während dieser Zeit schuf er die gewichtigen Holzschnittfolgen „Die Sanfte“ nach einer Novelle von Fedor Dostojewskij und „Ostwind“ nach dem gleichnamigen Roman von August Scholtis. Wie produktiv der Künstler in den Jahren 1923 bis 1931/32 war, zeigt die stattliche Zahl von 400 Holzschnitten, zu denen noch zahlreiche Aquarelle, Tuschzeichnungen und Ölbilder hinzukommen.

An der letzten überregionalen Ausstellung beteiligte sich der Künstler im Frühjahr 1934 in Berlin. Schon zwei Jahre später wurden seine Bilder von öffentlichen Ausstellungen ausgeschlossen. 1936 wurden zehn seiner Holzschnitte auf der Ausstellung „Entartete Kunst“ in München gezeigt und anschließend öffentlich verbrannt. Ebenso verfuhren die Nationalsozialisten mit seinem Holzschnittzyklus „Die Sanfte“ in Breslau.

Von der Öffentlichkeit unbeachtet, entstanden in den folgenden Jahren zahlreiche Bilder. Dem heimatverbundenen Künstler lieferten dazu die Menschen und die östliche Landschaft mit ihrer befreienden Weite die Motive. In seinem Aufsatz „Die Schönheit im Unscheinbaren“ legte der Künstler ein Bekenntnis zur oberschlesischen Industrielandschaft ab. Auch dieser Landschaftstyp war ihm wert, gestaltet zu werden, und Schmialek versuchte es wiederholt in realistischer Weise.

Schon früh erkannte der Künstler das Verhängnis, das dem deutlichen Osten drohte. Von 1942 bis 1944 arbeitete er am Holzschnittzyklus „Deutsche im Osten“, der u.a. Darstellungen von Immanuel Kant, Gottfried Herder, Joseph von Eichendorff, Gustav Freytag, Nikolaus Kopernikus und Graf Reden enthält. Als der Künstler aus der Heimat vertrieben wurde, war die Zahl seiner Holzschnitte auf über 500 angewachsen. In Erlangen wurde der fast 60jährige ansässig und begann wieder von vorne, zunächst mit Aquarellmalerei, später mit Linol- und Holzschnitten. Abgestoßen von der Cliquenwirtschaft in der Kunstszene der Nachkriegszeit, zog sich Schmialek immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück. So entstanden nun Bilder der inneren Vereinsamung und der äußeren Isolation.

Im Alter von fast 75 Jahren starb Schmialek, unbeachtet von der Öffentlichkeit. Er geriet in Vergessenheit, obwohl schon zu seinen Lebzeiten die Museen in Beuthen, Braunschweig, Breslau, Danzig, Dessau, Elbing, Gleiwitz, Königsberg, Marienburg und Recklinghausen seine Bilder ankauften und seine Werke in zahlreichen Publikationen besprochen und reproduziert wurden.