Biographie

Schultze, Walther

Herkunft: Pommern
Beruf: Historiker, Bibliothekar
* 9. Mai 1862 in Kolberg/Pommern
† 21. Februar 1939 in Berlin

Walter Schultze war der Sohn eines Gymnasiallehrers. Er studierte Geschichte, Germanistik und Philosophie in Berlin und in Halle, wo er 1883 mit einer Arbeit zur Geschichte der Klosterreform im10. Jahrhundert den Doktorgrad erwarb. Er trat 1886 als Signator in den Dienst der Universitätsbibliothek Halle, wurde schließlich Oberbibliothekar und wechselte 1906 an die Königliche Bibliothek (später Preußische Staatsbibliothek) in Berlin, wo er 1922 zum Abteilungsdirektor ernannt wurde. 1927 trat er in den Ruhestand. Schultze hat in der Zeit des Ersten Weltkrieges in der Staatsbibliothek eine Kriegssammlung aufgebaut. Schon im August 1914 ließ er einen ersten Aufruf an verschiedene Institutionen verschicken, in dem die Zusendung von Extrablättern, Flugblättern, Bilderbögen, Liedern, Plakaten und Karikaturen erbeten wurde. Dazu kamen literarische Erzeugnisse wie Schützengraben-, Armee- und Gefangenenzeitungen. Es galt das Prinzip, alle nur erreichbaren Kriegspublikationen zu besorgen, also auch solche der gegnerischen Seite, wobei zahlreiche Schwierigkeiten bei der Beschaffung ergaben.

Nach dem Tode seines Berliner Kollegen Paul Schwenke wurde er 1922 Redakteur des „Zentralblattes für Bibliothekswesen" (bis 1936), dem maßgeblichen Fachorgan der deutschen Bibliothekare. Walther Schultze verfaßte eine Reihe von historischen Arbeiten, darunter eine „Deutsche Geschichte von der Urzeit bis zu den Karolingern" (2 Bände, 1894—96), eine Untersuchung über die Thronkandidatur der Hohenzollern (1902), und gab die Reden von R. von Beningsen (2 Bände, 1912-22) und Johannes von Miquel (4 Bände, 1911-14) heraus. Schultze war ein begeisterter Bergsteiger, was ihn dazu brachte, alpinistische Literatur zu sammeln und über Themen aus diesem Gebiet zu schreiben.

Lit.: Deutsche Staatsbibliothek 1661-1961. II: Bibliographie. Leipzig (1961), S. 53 und 83. – Losch, Ph.: Walther Schultze +, in: Zentralblatt für Bibliothekswesen (Leipzig) 56 (1939), S. 409-414. – Habermehl, A., R. Klemmt, F. Siefkes: Lexikon deutscher wissenschaftlicher Bibliothekare 1925-1980. Frankfurt a. M. (1985), S. 317.