Biographie

Schulz-Semrau, Elisabeth

Herkunft: Ostpreußen
Beruf: Schriftstellerin
* 14. Juli 1931 in Königsberg i.Pr.
† 10. September 2015 in Berlin

Die DDR-Schriftstellerin Elisabeth Schulz-Semrau wurde als Elisabeth Appe in Königsberg/Preußen geboren. Nach dem Besuch der Volksschule und des Lyzeums floh sie im Winter 1945 mit ihren Eltern vor der Roten Armee nach Tangermünde in der Altmark, wo sie die Oberschule besuchte, ohne freilich das Abitur abzulegen. Nach einem Fernstudium an der Pädagogischen Hochschule Potsdam wurde sie 1967 Lehrerin in Rangsdorf bei Berlin, wo sie Gedichte zu schreiben begann. Von 1967 bis 1970 studierte sie am Leipziger Literaturinstitut, dessen Direktor (1964/83) damals Max Walter Schulz war (1921-1991), der mit seinem Kriegsroman Wir sind nicht Staub im Wind (1962) bekannt geworden war und den sie später in zweiter Ehe heiratete. An diesem Institut unterrichtete sie 14 Jahre lang das Fach Prosa. Heute wohnt sie in Berlin-Pankow.

Mit ihrem Buch Suche nach Karalautschi. Report einer Kindheit (1984), auf dessen Titelseite das Königsberger Schloss zu sehen war, eröffnete sie ein neues Kapitel der Auseinandersetzung in der DDR-Literatur mit dem noch immer unauf­gearbeiteten Thema „Flucht und Vertreibung“. Die beiden nachfolgenden Romane, denen weitere bis 1989/90 folgen soll­ten, hießen Wir Flüchtlingskinder (1985) von Ursula Höntsch-Harendt (1934-1999) und Der Puppenkönig und ich (1986) von Armin Müller (1928-2005). Hier wurde von drei Autoren aus Ostpreußen und Schlesien, die 1945 noch Kinder waren, eine Diskussion aus neuer Perspektive über den Heimatverlust angeregt.

Der Titel des Buches Karalautschi wird damit erklärt, dass die litauische Kinderfrau in der Familie Königsberg so genannt hätte. Den deutschen Namen „Königsberg“ hätte die Autorin auch 1984 noch nicht nennen dürfen und der russische „Kaliningrad“, wie die Stadt seit 1946 genannt wurde, wäre unsinnig gewesen. Elisabeth Schulz-Semrau hat mehrmals vergeblich versucht, ein Visum für Königsberg zu bekommen. Als ihr das versagt wurde, schrieb sie ihre Kindheitserinnerungen an Königsberg-Tragheim auf. Im Jahr vor dem Fall der Mauer in Berlin, 1988, flog sie von Moskau nach Kaliningrad, wonach weitere Bücher über Ostpreußen wie Drei Kastanien aus Königsberg. Tagebuch einer Reise in das heutige Kaliningrad (1990) und Wer gibt uns die Träume zurück. Schicksal Ostpreußen (1995) folgten. Später veröffentlichte sie noch zwei weitere Bücher mit ostpreußischer Thematik: Gerda, das Nuschtchen. Drei Erzählungen zwischen Königsberg und Tangermünde (2007) und Elchritter. Fast ein Märchen aus vergangenen Tagen (2008).

Abb.: Suche nach Karalautschi. Report einer Kindheit (1984).

Jörg Bernhard Bilke