Biographie

Schweinfurth, Georg

Herkunft: Baltikum (Estland, Lettland, Litauen)
Beruf: Afrikaforscher
* 29. Dezember 1836 in Riga/Livland
† 19. September 1925 in Berlin

Der Afrikaforscher Georg Schweinfurth wurde als Sohn des aus Wiesloch (bei Heidelberg) stammenden Küfers und Weinhändlers Georg Adam Schweinfurth und seiner aus Riga stammenden Ehefrau Louise, geb. Mauer geboren. Den Unterricht genoß er anfangs auf dem Lande und besuchte in den Jahren 1851 bis 1856 das Gouvernements-Gymnasium in Riga. In der Bibliothek seines Lehrers Krannhals fanden seine geographischen Interessen Nahrung, und durch seinen viel älteren Schwager Fritz Wagner, Besitzer einer Handelsgärtnerei, wurden seine naturwissenschaftlichen Interessen in Richtung auf die Botanik gefördert. 1857 begleitete er seine Eltern zur Kur nach Gastein und setzte sich – ohne irgendwelche alpinistischen Erfahrungen – in den Kopf, den Großglockner zu besteigen, um dort meteorologische Feststellungen zu machen und die Beschaffenheit der Atmosphäre und Erscheinungen der Höhenluft zu studieren. Die Bergführer in Heiligenblut warnten sehr ernstlich vor den Gefahren dieses Gipfels. Schließlich gaben drei von ihnen der Begeisterung des jungen Mannes nach, und mit allergrößten Mühen wurde der Gipfel unter Lebensgefahr bestiegen. Diese Leistung des ungeübten Jünglings fand allgemeine Anerkennung.

Nun studierte Schweinfurth in Heidelberg, München und Berlin Naturwissenschaften und schloß das Studium 1862 als Dr. phil. ab. Schon als Student gelang es ihm, in Deutschland, im Baltikum und in Rußland bisher wissenschaftlich nicht beschriebene Pflanzen zu entdecken und zu beschreiben. Seine Beschreibungen illustrierte er mit selbst lithographierten Zeichnungen. 1980 und 1983 fanden in Lüneburg und in Leverkusen Ausstellungen aus seinem im Besitz des Frobenius-Instituts in Frankfurt am Main aufbewahrten künstlerischen Nachlaß statt. Auch andere Glieder seiner Familie sind als Künstler bekannt geworden.

Nach gründlicher Vorbereitung ging Schweinfurth nach Afrika und erforschte – weitgehend während tagelanger Fußmärsche – die Nilländer, die Länder am Gazellenfluß, Njam-Njam und Uëllafluß und die Oase Chargeh. Dabei entdeckte er die afrikanischen Zwergvölker wieder, die Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung schon den Griechen bekannt gewesen waren. Dieses Wissen war den Europäern inzwischen verloren gegangen. Seine Forschungsergebnisse faßte Schweinfurth in seinem 1874 erschienenen zweibändigen Hauptwerk Im Herzen von Afrika (zweite Auflage 1878 in einem Bande) zusammen, das in sieben Sprachen übersetzt wurde.

1875 bis 1889 wohnte Schweinfurth in Kairo. Hier gründete er eine geographische Gesellschaft, ordnete seine botanischen Sammlungen und unternahm etliche Expeditionen in das Niltal, in das Kongoland und in die Wüsten des Jemen und Libanon. Zu den bis dahin nur drei bekannten Pflanzenarten der lybischen Wüste entdeckte er 220 weitere. Hierher reiste er 1873 und 1874 mit dem Afrikaforscher Gerhard Rohlfs (1831-1896), Schwiegersohn seiner ältesten Schwester. Beide hatten unterschiedliche Forschungspläne, begegneten sich aber gelegentlich.

1876 erreichte Schweinfurth ein Ruf der Universität Leipzig auf den Lehrstuhl für Geographie. Er blieb aber in Kairo. In diesem Jahre war er Gast König Leopolds II. von Belgien und nahm an der von diesem einberufenen Afrikakonferenz teil. 1888 verlieh ihm das Preußische Kultusministerium den Titel eines Professors ohne Lehrauftrag. 1889 übersiedelte Schweinfurth nach Berlin. Seine Herbarien übergab er gegen eine Rente auf Lebenszeit dem Botanischen Museum in Berlin-Dahlem, wo er sie in 100 Schränken aufstellte und verwaltete. In den Winter- und Frühjahrsmonaten bereiste er immer wieder Ägypten, Algerien und Tunesien.

Schweinfurth war Mitglied von 60 wissenschaftlichen Vereinen, von denen ihn 20 zum Ehrenmitglied wählten. 1952 gab die Kolonialverwaltung von Belgisch Congo eine 75-c-Briefmarke mit einer Abbildung der Blume „Ochna schweinfurthiana“ heraus.

Dank vieler Fußwanderungen und maßvoller Lebensweise konnte sich Schweinfurth einer eisernen Gesundheit erfreuen. Erst mit 87 Jahren mußte er feststellen: „Ich habe in letzter Zeit schreckliche Rückschritte gemacht. …Als eine herrliche Fürsorge des Schicksals betrachte ich die Gleichzeitigkeit des Verfalls der Körperkräfte mit dem der Kräfte des Lebensgenusses.“ Doch schrieb er im nächsten Jahre, daß er noch nicht an das Sterben denke, und „…ich merke es kaum, wenn ich fünf Stunden ohne Unterbrechung beschäftigt war.“ Er ordnete seinen Nachlaß. Die Tagebücher und die wissenschaftliche Korrespondenz wurden der Preußischen Staatsbibliothek zugedacht. Die Kartons mit Familienbriefen und Familienbildern sollte der Großneffe, Professor Konrad Guenther, erhalten, die Wohnungseinrichtung die Haushälterin. Georg Schweinfurth starb im 89. Lebensjahr und wurde im Dahlemer Botanischen Garten beigesetzt.

Für eine gewisse Verwirrung sorgte später eine Notiz in einem Jahrbuch, die besagte, daß die Urne mit Schweinfurths Asche in Riga zur Beisetzung im Erbbegräbnis der Familie erwartet wurde. Auch steht dort sein Name auf dem mit einer Sphinx geschmückten Grabstein. In seinem Buch Georg Schweinfurth – Lebensbild eines Afrikaforschers (1954) berichtet Professor K.Guenther über die Beisetzung im Dahlemer Botanischen Garten und schreibt, daß „der Ausgang des Krieges den ursprünglichen Plan“ einer Bestattung am Geburtsort unausführbar gemacht habe und daß Georg Schweinfurth Gegner der Feuerbestattung gewesen sei. Damit sind die zwei Grabsteine erklärt.

Werke:Im Herzen von Afrika, 2 Bde. 1874,41922. – Auf unbetretenen Wegen in Ägypten, 1922. – Afrikanisches Skizzenbuch. 1925.

   Friedrich Blum