Biographie

Siefert, Paul

Herkunft: Danzig
Beruf: Organist, Komponist
* 28. Juni 1586 in Danzig
† 6. Mai 1666 in Danzig

Zu den bedeutendsten ostdeutschen Musikern der Schütz-Zeitgenossen gehört der Danziger Paul Siefert. Geboren 1586 als Sohn eines städtischen Prokurators, erhielt er 1607 ein Stipendium des Danziger Rats für eine Musikausbildung bei dem damals berühmten Jan Pieterszoon Sweelinck in Amsterdam. Ein Schüler Sweelincks gewesen zu sein, war eine anerkannte Auszeichnung und führte zu besonderem Ansehen, galt Sweelinck doch in Norddeutschland als „der Organistenmacher“. Zu den Mitschülern Sieferts zählten vermutlich Samuel Scheidt, der bekannte spätere Organist und Komponist in Halle, sowie die Hamburger Organisten Jacob Praetorius und Heinrich Scheidemann. Nach seiner Rückkehr von Amsterdam war Siefert zunächst Gehilfe („Substitut“) bei dem alternden Organisten Cajus Schmidtlein an der Großen Orgel der Marienkirche in Danzig. Nach dessen Tod wurde er nicht sogleich sein Nachfolger, sondern erhielt zunächst bis 1616 eine Anstellung als Organist an der altstädtischen Kirche in Königsberg, danach als Organist an der Warschauer Hofkapelle. 1623 erreichte Siefert in Prag die Nachricht vom Tode des Danziger Marienorganisten Michael Weida, worauf er sofort nach Danzig reiste und sich um die frei gewordene Stelle bewarb. Sie war bereits Samuel Scheidt angeboten worden, der selbst ablehnte, aber seinen Bruder Gottfried zur Bewerbung nach Danzig mitbrachte. Nach der Organistenprobe erhielt Seifert die Anstellung als Organist an der Großen Orgel der Marienkirche auf Lebenszeit. Er starb dort am 6. Mai 1666 und wurde unter dem 111. Grabstein in der Marienkirche beigesetzt.

Seine Amtszeit in Danzig war von ständigen Streitigkeiten mit dem gleichzeitig an St. Marien wirkenden Kapellmeister Kaspar Förster begleitet. David Crakowit, der Kollege an der Chororgel der Marienkirche, bezeichnete Siefert in einem Beschwerdeschreiben an den Rat der Stadt als ein geradezu „turbulentes subjectum“. Ebenfalls wurde er von dem Kaspar Förster nahestehenden Warschauer Hofkapellmeister Marco Scacchi seiner Kompositionsweise wegen mit einem „Cribrum musicum …“ (1643) angegriffen, wogegen er sich mit einer literarischen Streitschrift „Antricribratio musica ad avenam Scacchianam“ (1645) energisch zur Wehr setzte. Dennoch war Siefert einer der bedeutendsten Danziger Komponisten im 17. Jahrhundert. Besonders durch seine 1640 und 1651 im Druck erschienenen vier- bis achtstimmigen motettischen Vertonungen von Lobwasser-Psalmen („Psalmen Davids nach französischer Melodey …“, Danzig 1640, und „Psalmorum Davidicorum ad Gallicam melodiam… Pars secunda“, Danzig 1651) hat er sich für die Weiterentwicklung der Motettenkunst in der Musikgeschichte einen Namen erworben. Seine hierbei deutlich werdende Eigenart einer herben, teilweise sehr komplizierten Kontrapunktik ist weniger von seiner Schülerschaft Sweelincks als vielmehr von seinerostdeutschen Verbundenheit zur sogenannten „preußischen Tonschule“ (ausgehend von den Königsberger Komponisten JohannesEccard und Johann Stobäus) zu verstehen. Außerdem sind von Siefert einzelne Werke der Instrumentalmusik überliefert, mit denen er einen wertvollen Beitrag für die Entwicklung, insbesondere der Orgel- und Klaviermusik im 17. Jahrhundert, beigetragen hat.

Lit.: Max Seiffert, „Paul Siefert, Biogr. Skizze“, in: Vierteljahrschrift für MusikwissenschasftJg. VII, 1891; Hermann Rauschning, „Geschichte der Musik und Musikpflege in Danzig“, Danzig 1931; Gerda Gerdes, „Die Choralvariationen J.P. Sweelincks und seiner Schüler“ (Phil.Diss.), Freiburg i. B. 1956; Franz Keßler, „Danziger Kirchenmusik, Vokalwerke des 16. bis 18. Jahrhunderts“, Neuhausen-Stuttgart 1973.