Biographie

Sonklar von Innstädten, Carl

Vorschaubild
Herkunft: Banat
Beruf: Geograph
* 2. Dezember 1816 in Weißkirchen/Banat
† 10. Januar 1885 in Innsbruck

Carl Sonklar wurde in Weißkirchen im Banat, einer „freien Militär-Communität“ der österreichischen Militärgrenze geboren, einer rein deutschen Stadt, die dem „Walachisch-Illyrischen Grenzregiment“ unterstand. (Die Militärgrenze erstreckte sich entlang der türkischen Grenze der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Ihre Aufgabe: die Grenzgebiete vor Einbrüchen der Osmanen zu schützen). Hier besuchte Carl bis zu seinem zwölften Lebensjahr die Normalschule. 1828 wurde sein Vater als Hauptmann ans Romano-Banater Regiment versetzt, und Carl studierte nun an der mathematischen Schule zu Karansebesch, erlernte die rumänische Sprache und befaßte sich bereits in jungen Jahren mit der Abfassung einer „Geographie“ des Regimentsdistrikts. 1832 wurde er Lehrer für Arithmetik, Algebra und Geographie an der gleichen Anstalt. Da sein Vater in den Napoleonischen Kriegen 1809 die Passauer Innstadt gegen die Franzosen gehalten hatte, wurde die Familie (dreißig Jahre später) in den erblichen Adelsstand mit dem Prädikat „von Innstädten“ erhoben. Der angehende Geograph ergänzte seine Kenntnisse durch Ausflüge in die Karpaten. Die wissenschaftlichen Ergebnisse wurden aber erst Jahrzehnte später ausgewertet. Nach siebenjähriger Kadettendienstzeit versetzte man den Leutnant nach Agram (Zagreb) und bald darauf mit seinem Truppenkörper nach Graz, wo sich Sonklar an der Universität und am Ioanneum große Möglichkeiten der Fortbildung boten. Aber der steirische Aufenthalt war nur Zwischenstation. Das Regiment kam nämlich nach Innsbruck, von wo aus Sonklar in den Jahren 1846/47 Wanderungen vor allem in die Zillertaler und Stubaier Alpen unternahm und dort eine Reihe von Gipfeln erstieg. Sein besonderes Augenmerk galt der Erforschung des ewigen Eises, der alpinen Gletscherwelt. Von 1849 bis 1857 war er Erzieher des Erzherzogs Ludwig Victor (1842-1919) in Schönbrunn. Die Gemäldegalerien in Wien, München, Berlin, Dresden und Prag regten ihn zu kunsthistorischen Studien an. Das Interesse an geographischen Fragen war aber stärker. Ausgedehnte Studienreisen führten ihn in die steirischen Alpen, nach Nordtirol, Kärnten, Krain, Salzburg, Triest, Venedig und in die damaligen oberungarischen (heute slowakischen) Karpaten.

1858 wurde Sonklar zum Major befördert und als Lehrer an die Theresianische Militärakademie nach Wiener Neustadt berufen. In diese Zeit fruchtbarer Lehr- und Forschertätigkeit fallen Hochgebirgswanderungen, die der wissenschaftlichen Beobachtung, Erforschung, Untersuchung, Einteilung und Beschreibung des Alpensystems dienten. Sie trugen wesentlich dazu bei, den Ruf Sonklars als eines der bedeutendsten deutschen Alpenforscher zu begründen. Eingehend befaßteer sich mit den Hohen Tauern, mit der Gebirgswelt Tirols. Er untersuchte aber auch den Karst und „seine“ Banater Beige die ihn, dessen Mutter Weißkirchner Donauschwäbin war, nicht nur aus wissenschaftlichem Interesse anzogen. Zu seinen grundlegenden Werken zählen die „Reiseskizzen aus den Alpen und Karpathen“, 1857, „Die Gebirgsgruppe des Hochschwab“, 1859, „Die Gebirgsgruppe der Hohen Tauern“ 1866, „Die Zillerthaler Alpen“ 1872.

In verschiedenen Zeitschriften erschienen seine Untersuchungen zur Physiognomie und Einteilung des Alpensystems. Eine Zusammenfassung der Forschungsergebnisseüber das Relief der Erdoberfläche bildet Sonklars „Allgemeine Orographie“ (allgemeine Gebirgsbeschreibung), 1873. Für die vom Alpenverein herausgegebene Schrift „Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Alpenreisen“ verfaßte er die Abschnitte über Orographie, Hydrographie und das Gletscherwesen. Eine Reihe von Studien erschien in den Sitzungsberichten der k. k. Akademie der Wissenschaften in Wien und in den Abhandlungen der gleichen Institution. Weiters legte er mehrere geographische Lehrbücher vor. 1873 wurde er mit 41 Dienstjahren als Generalmajor in den Ruhestand versetzt. Er übersiedelte nach Innsbruck und unternahm noch längere Forschungsreisen durch Italien, Frankreich, Belgien, Holland und Deutschland. Sonklar war Mitglied der Royal Geographical Society in London, der Gesellschaft für Erdkunde in Berlin, der k. k. Geographischen Reichsanstalt in Wien. DieSonklarspitze(3476 m) in den Stubaier Alpen trägt seinen Namen. Und als sein berühmtester Schüler an der Wiener Neustädter Militärakademie, der Polarforscher und Leiter der Österreichisch-Ungarischen Nordpolexpedition, 1872-1874 Julius v. Payer, auf drei Hundeschlitten bei minus 51 Grad das neuentdeckte Franz-Josephs-Land (heute als Zemljá Franca-Iosifa sowjetisches Hoheitsgebiet) bereiste, erforschte und kartographisch aufnahm, benannte er den großen Gletscher auf der Insel Hall nach seinem Lehrer aus dem fernen Banat, der in ihm die Grundlagen seines Wissens gelegt und den Entdeckerdrang geweckt hatte.

Lit.: Friedrich Umlauft: Carl v. Sonklar, in: Dt. Rundschau f. Geogr. u. Statistik. Wien. Jg. 4 (1882). H. 7; Anton Scherer: Schöpferische Donauschwaben. Wien 1957. Alfred Kühn: Carl Sonklar v. Innstädten. In: Weißkirchne Nachr. Dez. 1966.