Biographie

Sonnleitner, Alois Theodor (eigentlicher Name Alois Tluchoor)

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Herkunft: Siebenbürgen
Beruf: Schriftsteller
* 25. April 1869 in Daschitz/Böhmen
† 2. Juni 1939 in Perchtoldsdorf bei Wien

Sonnleitner (eigentlicher Name Alois Tlučhooř) entstammte einer armen böhmischen Bauernfamilie. Er war Benediktinerzögling in Melk, studierte in Wien (Doktor der Philosophie) und war als Fachlehrer, später als Direktor einer Bürgerschule in Wien tätig. Er verfaßte Aufsätze zu pädagogischen Fragen und schrieb Gedichte, Erzählungen und Jugendbücher mit Sachbuchtendenz. Er betätigte sich auch als Erfinder von technischen Geräten wie einer Kassensicherung, einer Stern-Lichtkassette und einem Stellarium. Sein bekanntestes Buch ist die Trilogie „Die Höhlenkinder“, die er einen „Kultur-Erarbeitungs-Roman“ nannte. Sie besteht aus den Teilen „Im Heimlichen Grund“ (1918), „Im Pfahlbau“ (1919) und „Im Steinhaus“ (1920). Sie spielt in der Alpenwelt in den Zeiten der Hexenprozesse. Eine alte Frau flieht vor der drohenden Verfolgung als Hexe mit zwei von ihr aufgenommenen Waisenkindern, einem Jungen und einem Mädchen, nach einem versteckten Tal der Dolomiten. Durch eine Naturkatastrophe, der die Pflegemutter zum Opfer fällt, wird der Fluchtort von der Außenwelt abgeschnitten. Die Kinder, die nur ihr Leben gerettet haben, müssen sich nun alles, was sie zum Überleben benötigen, beschaffen und erarbeiten. Sie wiederholen so die kulturgeschichtliche Entwicklung der Menschheit, wobei sie sich jedoch auf ihre Erinnerungen stützen können. Später werden sie Mann und Frau. Ihr Sohn setzt die Erfindungen des Vaters fort. Am Schluß der Erzählung findet der Sohn den Weg zu den Menschen zurück. Sonnleitner hat die Tätigkeiten und Erfindungen in einer jugendlichen Lesern verständlichen Art geschildert. Zum Verstehen tragen auch die zahlreichen, detaillierten Zeichnungen von Fritz Jaeger bei. Die „Höhlenkinder“ fanden großen Anklang und wurden immer wieder aufgelegt und sind noch heute in einer (gekürzten) einbändigen Ausgabe und als Taschenbuch auf dem Markt. Sie wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt (u.a. ins Englische, Italienische, Niederländische und Tschechische) und in Blindenschrift gedruckt.

Werke (Auswahl): Die Hegerkinder im Gamsgebirge, 1920. – Kojas Haus der Sehnsucht, 1921. – Kojas Wanderjahre, 1925. – Kojas Waldläuferzeit, 1925. – Die Hegerkinder von Aspern, 1923.  – Die Hegerkinder in der Lobau, 1923.

Lit.: Wer ist wer. Lexikon der österreichischen Zeitgenossen, Wien 1937, S. 352-355. – Wilhelm Kosch, Deutsches Literaturlexikon, 2. Aufl. Bd. 4, Bern 1958, S. 3022. – Helmut Müller, in: Lexikon der Kinder- und Jugendliteratur, Bd. 3, Weinheim, Basel 1979, S. 411-413.