Biographie

Spirago, Franz

Herkunft: Sudeten (Böhmen u. Mähren, österr. Schlesien)
Beruf: Theologe, Schriftsteller
* 13. März 1862 in Landskron
† 8. Februar 1942 in Prag

Seit Jahren wird in christlichen Kreisen über die Weitergabe des Glaubens und die Neuevangelisierung gesprochen und werden dabei auch neue Katechismen der Kirchen wie der katholischen Weltkatechismus diskutiert. In eine Geschichte der neueren Katechismen gehört auch das Werk des sudetendeutschen Theologen Franz Spirago, der gegen Ende des 19. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit seinem Volkskatechismus und anderen katechetischen und religionspädagogischen Werken in vielen Ländern bekannt war.

Franz Spirago wurde am 13. März 1862 im ostböhmischen Teil des Schönhengstgaues in Landskron geboren, wo er auch das Gymnasium besuchte, ehe er 1880 in das Priester­seminar in Königgrätz (Hradec Kralové) eintrat. 1884 erhielt er die Priesterweihe und war dann als Kaplan in der Seelsorge tätig, ehe er 1888 Katechet in Trautenau (Trutnov) wurde, Religionsprofessor, wie es damals hieß. Hier am Fuß des Riesengebirges begann er zu schreiben und zu veröffentlichen und setzte diese Tätigkeit seit 1904 als Lehrer am Deutschen Gymnasium am Graben in Prag fort. 1919 ging er in den Ruhestand. Er starb am 8. Februar 1942 in Prag.

Spirago war ein äußerst erfolgreicher Autor, aber ein Einzelgänger, dessen Leben kaum erforscht ist. Kurt A. Huber nannte ihn „einen Pionier der neueren Schul- und Volkskatechese“. Auch wenn über seine Biographie wenig bekannt ist, so gibt es doch zahlrei­che Anekdoten über ihn, den „oft außergewöhnlich aus der Reihe tanzenden Professor“, wie der Trautenauer Prälat Richard Popp ihn charakterisierte. Spiragos Schriften können wir entnehmen, dass er Sinn für Humor hatte und dass ihm Langeweile in Unterricht und Predigt zuwider war. Für seine Schüler waren die Religionsstunden eine amüsante Erholung. Politisch war er ein national gesinnter Sudetendeutscher, der auch klar Stellung nahm, als die Sprachenverordnungen des österreichischen Ministerpräsidenten Badeni 1897 die Gemüter erhitzten.

Er war ein großösterreichischer Patriot, aber auch ein überzeugter Lehrer und Priester, der erkannte, wie ungenügend die Katechese im 19. Jahrhundert war. Um dem abzuhelfen, schrieb er seine Bücher.

An erster Stelle steht sein erstmals 1894 in Trautenau gedruckter Katholischer Volks-Kate­chismus pädagogisch und zeitgemäß ausgearbeitet. Er erlebte mindestens zehn Auflagen und wurde in dreizehn Sprachen übersetzt.

Zwei Jahre später veröffentlichte Spirago in Trautenau einen Katholischen Katechismus für die Jugend, der später „umgearbeitet mit vielen Erklärungen, Gleichnissen, Sprichwör­tern“ sieben Auflagen erfuhr. Dabei können wir uns nur auf die Angaben in dem nun in Nidda im Haus Königstein ansässigen Institut für Kirchengeschichte von Böhmen-Mähren-Schlesien vorhandenen Ausgaben stützen, da es noch keine vollständige Spirago-Bibliographie gibt.

In mehrere Sprachen übersetzt wurde sein im Jahre 1900 in Trautenau erschienenes Lehrbuch der speziellen Methodik des Katholischen Religionsunterrichtes mit dem Untertitel Pädagogische Grundsätze bei Erteilung des katholischen Unterrichtes in der Volks- und Bürgerschule. Es sollte nach 1908 überarbeitet unter dem neuen Titel Spezielle Methodik des katholischen Religionsunterrichtes. Praktische Ratschläge für Katecheten 15 Auflagen erleben.

Spirago gab auch Predigten und Beispielsammlungen heraus, insbesondere für Prediger und Katecheten zur Illustrierung und Verlebendigung ihrer Arbeit. Dazu kamen viele Kleinschrif­ten zu religiösen Themen mit bis zu 33 Auflagen wie seine Belehrung über das Meßopfer. Unter den Titeln sind auch eschatologische Werke und Schriften über Weissagungen und Prophetien, aber auch Klugheitsregeln, Anekdoten und Heiteres aus dem Religionsunterricht und der Seelsorge.

Lit.: Kurt A. Huber, Franz Spirago (1862-1942). Ein Pionier der neueren Schul- und Volkskatechese, in: Archiv für Kirchengeschichte von Böhmen-Mähren-Schlesien 11 (1990), 57-71. Mit Verzeichnis der Werke.

Bild: Archiv des Institutes für Kirchengeschichte von Böhmen-Mähren-Schlesien, Nidda.

Rudolf Grulich